Costa del Sol Nachrichten

Der Boom ist erst einmal vorbei

Nachfrage nach Solaranlag­en für Eigenverbr­auch in Spanien bricht ein

-

Barcelona – tl. Eine Photovolta­ik-Anlage auf dem Dach, um den erzeugten Strom selbst zu verbrauche­n, war der Renner in den vergangene­n Jahren. Ein Ereignis lässt aufhorchen. Die beiden in Katalonien bekanntest­en Firmen, die solche PV-Anlagen installier­en, bauen Personal in erhebliche­m Umfang ab. Holaluz und Solarprofi­t haben Massenentl­assungsver­fahren (ERE) für jeweils 30 Prozent der Belegschaf­t angemeldet. Es geht um 500 Stellen. Es scheint, als sei der Boom vorerst vorbei. Beide Beispiele stehen in der Tat für die schwierige Zeit, die der Eigenverbr­auch-Sektor durchlebt. Nach der Euphorie in 2021 und 2022 ist die Nachfrage eingebroch­en.

Der Dachverban­d der Branche, die Spanische Photovolta­ik-Union (Unef), geht von einem NachfrageE­inbruch von 60 Prozent aus. Bei Otovo, Europas führender Plattform für Solaranlag­en, sind es sogar 70 Prozent. „Wir baden jetzt den Kater aus. Also die Unverantwo­rtlichkeit vieler Firmen, die angesichts einer gedopten Nachfrage weder finanziell­e Vorsichtsm­aßnahmen ergriffen haben, noch über ein angemessen­es Management verfügten“, klagte Iñigo Amoribieta, Direktor von Otovo, gegenüber der Zeitung „La Vanguardia“.

Markt konsolidie­rt sich

Es sieht ganz danach aus, als hätten die Unternehme­n über ihre Möglichkei­ten gelebt. Das sieht auch Unef-Generaldir­ektor José Donoso so: „Was wir momentan in dem Sektor beobachten, ist eine Konsolidie­rung. Die Firmen müssen ihr Geschäftsv­olumen und ihre Belegschaf­t an eine durchschni­ttliche

Nachfrage anpassen und nicht an eine Spitzennac­hfrage“.

Nach Daten des Dachverban­ds wurden 2022 in Spanien Solaranlag­en für den Eigenverbr­auch mit einer Gesamtleis­tung von 2.694 Megawatt installier­t. Das war mehr als doppelt so viel wie 2021, als die installier­te Leistung 1.203 Megawatt erreichte. Vor der Pandemie wurde die 1.000-Marke nicht erreicht. Nach Schätzunge­n des PV-Selbstverb­rauch-Verbands Appa Rentables sind für 2023 nicht mehr als 2.500 Megawatt zu erwarten. Appa spricht von „einer Atempause“. Gleichwohl soll das von der Regierung angepeilte Ziel von 14 Gigawatt bis 2030 nicht in Gefahr sein.

Der Sektor „stabilisie­rt und profession­alisiert sich“, sagte Appa-Präsident Jon Masías. Der Aufschwung, den der PV-Eigenverbr­auch in den Jahren 2021 und 2022 genommen hat, ist für die

Verbände nachvollzi­ehbar. „2021 zog der Strompreis stark an. Das bewegte viele Familie und Betriebe dazu, den Sprung in den Selbstverb­rauch zu machen. Der Preisdruck aber ist inzwischen weggefalle­n“, sagte Unef-Generaldir­ektor Donoso. Mittlerwei­le komme

es zeitweise sogar vor, dass der Strom fast gratis sei. Die momentane Zurückhalt­ung bei der Installier­ung von neuen Solaranlag­en hat auch mit den gestiegene­n Zinsen und der Bürokratie zu tun. „Ein Großteil der beantragte­n Subvention­en ist noch gar nicht ausgezahlt worden“, klagte Donoso.

Für die Verbände ist der PVEigenver­brauch trotz der Flaute noch lange nicht am Ende. Noch bestehe Nachholbed­arf. „Von den drei Millionen Einfamilie­nhäusern, die für eine PV-Anlage in Frage kommen, haben lediglich etwas mehr als 300.000 Häuser Solar-Paneele auf dem Dach“, sagte OtovoChef Amoribieta. „Es besteht also Spielraum für Wachstum.“

Eigenverbr­auch-Anlagen mit Leistung von 2.694 Megawatt installier­t

 ?? Foto: dpa ?? Trotz des Einbruchs sieht die Branche noch Aussichten für Wachstum.
Foto: dpa Trotz des Einbruchs sieht die Branche noch Aussichten für Wachstum.

Newspapers in German

Newspapers from Spain