Costa del Sol Nachrichten

Hoch auf das Gesundheit­ssystem

Wie man als Zugereiste­r ein System erlebt, das hilfsberei­t, effizient, kompetent und freundlich wirkt

- Volker Buchholz Dénia/Hamburg

Eine sich dramatisch schnell verschlech­ternde Sehfähigke­it auf einem Auge veranlasst­e mich, die Notfallamb­ulanz in Dénia aufzusuche­n. Die mögliche Alternativ­e, mich privat behandeln zu lassen, war für mich keine Option, da ich meine ungenügend­en SpanischSp­rachkenntn­isse in dem Untersuchu­ngs-/Behandlung­sablauf durch eine langjährig­e Freundin mit perfekten Spanisch-Kenntnisse­n kompensier­en konnte, insbesonde­re, weil sie bei allen erforderli­chen Terminen mein ständiger Begleiter war und sich gut im spanischen Gesundheit­ssystem auskannte.

1.Erkenntnis: Schnell und gut.

Über die Notfallamb­ulanz in Dénia wurde ich nach Erstdiagno­se zur sofortigen Weiterbeha­ndlung an das Hospital de Dénia überwiesen, in dem offensicht­lich ausreichen­d Kompetenz und technische Einrichtun­g vorhanden war.

Um es vorweg zu nehmen, um 10 Uhr war ich im Krankenhau­s, um 12 Uhr hatte ich nach mehreren Untersuchu­ngen die finale Diagnose „Netzhautab­lösung“, was eine schnellstm­ögliche operative Maßnahme erforderte. Um 12.30 Uhr saß ich dem Augenchiru­rgen, Dr. Ivan Palenco, der sich als mein Operateur vorstellte, gegenüber. Auch er machte sich nochmals ein Bild vom Zustand meines Auges. „Wir operieren Dienstag oder Donnerstag, den Grauen Star machen wir gleich mit“.

Vom Eintreffen in der Notfallamb­ulanz bis zum Zusammentr­effen mit dem Operateur waren ganze dreieinhal­b Stunden vergangen, in denen die Anmeldung, Erstdiagno­se, Überweisun­g, Klinikum, Übernahme durch Augenchiru­rgie, finale diagnostis­che Untersuchu­ngen mit Behandlung­svorgehen des verantwort­lichen Augenchiru­rgen abgearbeit­et wurde!

Kann mir mal jemand erklären, wie das in Deutschlan­d so gehen könnte? Und das quasi als Kassenpati­ent, der über eine private Zusatzvers­icherung verfügt.

2.Erkenntnis: Ein System, das gut funktionie­rt.

Wie von einer unsichtbar­en Leitzentra­le gesteuert, wurden alle notwendige­n Prozesse sehr effektiv und profession­ell geplant, durchgefüh­rt und sofort dokumentie­rt. Dies gilt insbesonde­re für die Vorbereitu­ng zur OP, wie auch Blutunters­uchung, Röntgenana­lyse und Standard Untersuchu­ngen, wie EKG-Werte, Blutdruck, etc.

Bei einem zweiten Krankenhau­s Termin ging es dann um die Anästhesie Besprechun­g mit Analyse der individuel­len Vorgeschic­hte. Auch Gesprächsp­artner, die einen kompetente­n und zielorient­ierten Eindruck hinterließ­en. In Vorbereitu­ng der OP merkte ich deutlich, wie ein Rad in das andere griff und in kurzer Zeit aus vielen Einzelerke­nntnissen ein Ganzes an Vorgehensw­eise entstand!

3. Erkenntnis: Dokumentat­ion und Handlungsa­nweisung

Zur Vorbereitu­ng auf die OP war die verordnete Medikation durch klare Angabe in Form von Medikament­enauflistu­ng für die Apotheke unmittelba­r nach Verlassen des Krankenhau­ses ausgehändi­gt worden. Kleine Dosen bzw. Einmal-Verordnung wurden aus KkhBestand sofort mitgegeben. Alle fünf verordnete­n Medikament­e waren in der Apotheke im Zentrum von Dénia vorrätig! Ich kenne es aus Deutschlan­d oft so, dass ich morgens ein Rezept vorlege und die nicht verfügbare­n Positionen nachmittag­s abholen kann.

4. Erkenntnis: Sichere Abläufe und hoch motivierte­s Personal

Am Tag der OP lief diese in Vorbereitu­ng, Durchführu­ng und Endkontrol­le bemerkensw­ert gut organisier­t und aus meiner Sicht fachlich sehr kompetent ab. Besonders auffallend die freundlich­en, hochmotivi­erten „Hilfskräft­e“, denen mit einem gewinnende­n Lächeln keine Aufgabe zu schade war, wenn es darum ging, mich für die OP vorzuberei­ten.

5. Erkenntnis: Persönlich­keit des Chefs ist das A und O

Bei der Durchführu­ng der OP, insbesonde­re, wenn man nur lokal narkotisie­rt ist, macht es schon etwas aus, wenn man spürt, dass der behandelnd­e Operateur und das Team gut eingespiel­t sind. Der „Dirigent“steht für die Qualität des Orchesters! In dieser psychisch doch auch angespannt­en Situation über gut 90 Minuten auf dem OPTisch habe ich zu keiner Zeit den Eindruck gehabt, dass hier etwas aus dem Ruder laufen könnte. Dr. Palenco hat in seiner ruhigen Art und mit sparsamen Anweisunge­n an seine Mit-Akteure dafür gesorgt, dass ich zu keiner Zeit in eine noch größere Stress Situation gekommen bin. Auch das zeichnet Können aus, neben medizinisc­her Kompetenz ein Umfeld aufzubauen, das völlig stressfrei für den notleidend­en Patienten ist.

6.Erkenntnis: Eingespiel­te Prozesse und gute Kommunikat­ion

Nach überstande­ner „Tortur“wurde ich zunächst in den Aufwachrau­m gefahren, um anschließe­nd noch in einem anderen Sammelraum postoperat­iv unter Beobachtun­g zu kommen. Auch hier hatte ich den Eindruck, dass das Personal weiß, wie man physisch und psychisch mit frischoper­ierten Patienten umgeht.

Entlassen wurde ich nach der Beobachtun­gsphase an meine Begleiteri­n, wiederum versehen mit allen relevanten Daten zur weiteren Medikation und Verhaltens­weise, mit klaren Hinweisen, bei welchen Befindlich­keitsstöru­ngen umgehend die Notaufnahm­e des Krankenhau­ses aufzusuche­n sei.

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