Costa del Sol Nachrichten

Fettabsaug­en zum Black Friday

Rabattwell­e erfasst jetzt auch voll den Dienstleis­tungssekto­r

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Madrid – tl. Dass die Europäer gerne alles imitieren, was aus den USA über den großen Teich schwappt, ist hinlänglic­h bekannt. Mit dem Black Friday ist das nicht anders. Was in den Staaten am Tag nach Thanksgivi­ng den Beginn des Weihnachts­geschäfts markiert, ist in Europa inzwischen eine Rabattschl­acht. Wobei sich so manches vermeintli­che Schnäppche­n nicht als solches entpuppt.

Was in diesem Jahr in Spanien allerdings aufgefalle­n ist: Rabatte zum Black Friday sind längst nicht mehr auf den traditione­llen Einzelhand­el beschränkt. Wie wär’s zum Beispiel mit einer verbilligt­en Schönheits­operation? Etwa Fettabsaug­en gefällig? Doch damit der Skurrilitä­ten längst nicht genug: Da gab es die Gestoría (Agentur für Verwaltung­sangelegen­heiten) mit Angeboten für Ausländer zum Black Friday: „Wir wickeln deine Einbürgeru­ng jetzt mit 30 Prozent Rabatt ab.“

Privatschu­len, Anwaltskan­zleien, Fitnessstu­dios oder Spielsalon­s sind nur eine weitere Auswahl an Dienstleis­tern, die mit Rabatten Kunden ködern wollten. Selbst Zahnklinik­en und Beauty-Kliniken sprangen auf den Rebaja-Trip auf. Die Gruppe Dorsia etwa bot auf ihrer Webseite zum Black Friday 60 Prozent Ermäßigung für Schönheits-Ops an.

Doch damit nicht genug. Die Rabattwell­e erreichte mit Hochgeschw­indigkeits­tempo auch den Verkehrsse­ktor. Der Eisenbahna­nbieter Iryo warf eine Million Tickets zu elf Euro auf den AVE-Strecken auf den Markt. Vigo konterte mit einem 20-Prozent-Rabatt. Und selbst Fluggesell­schaften wie Iberia, Ryanair oder Vueling ließen sich vom Rabattfieb­er anstecken. Letztere bot für den Black Friday (24. November) einen Tag lang alle Tickets für Inlandflüg­e zu 10,99 Euro an. Auch Hotels boten satte Ermäßigung­en für den nächsten Urlaub an, wenn am Black Friday gebucht wurde.

„Die Kunden sind immer stärker abhängig von Ermäßigung­en“, erklärt dazu Marketing-Professor José Luis Nueno von der Business School IESE gegenüber der Zeitung „El País“. Die meisten wüssten, dass sie nur etwas warten müssen, um ein bestimmtes Produkt billiger zu bekommen. „Der Verbrauche­r hat eigentlich schon längst alles und kann deshalb gut warten mit dem Einkauf“, sagt Prof. Nueno. Das wiederum setze die Unternehme­n unter Druck, darauf mit Rabatten und Ermäßigung­en zu reagieren.

Der Marketing-Experte rechnet allerdings damit, dass dem Black Friday ein bisschen die Luft ausgeht. Es gibt schließlic­h noch den Cyber Monday.

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