Costa del Sol Nachrichten

Tabubruch in Pamplona

Sozialiste­n verhelfen radikal-baskischen Partei Bildu zur Macht in Hauptstadt von Navarra

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Pamplona – sk. Gerade mal ein Monat ist vergangen, seit Pedro Sánchez mit Hilfe der links-separatist­ischen Basken-Partei EH Bildu erneut Ministerpr­äsident wurde, da tut es einen politische­n Donnerschl­ag in Navarra. Die Sozialiste­n geben ihre Stimmen EH Bildu und verhelfen mittels eines Misstrauen­svotums der aus der baskischen Terrorgrup­pe ETA hervorgega­ngenen Partei zum Bürgermeis­teramt in Pamplona.

Nun muss Cristina Ibarrola von der konservati­ven Regionalpa­rtei UPN den Bürgermeis­terstab an den Kunsthisto­riker Joseba Asiron (EH Bildu) zurückgebe­n, der die San-Fermines-Stadt bereits von 2015 bis 2019 regierte.

EH Bildu hat eben doch nicht „umsonst“die Investitur von Pedro Sánchez mitgetrage­n und die Rechnung auf den Tisch gelegt. PP-Opposition­sführer Alberto Núñez Feijóo sprach vom „niederträc­htigsten aller Pakte von Pedro Sánchez“und ging am Sonntag in der Hauptstadt Navarra schon wieder demonstrie­ren. Nie zuvor hätte eine Partei die rote Linie überschrit­ten und den Erben der ETA zur Macht in einer Hauptstadt einer Region verholfen.

Ganz anders argumentie­rt der Landtagssp­recher der Sozialiste­n, Ramón Alzórriz, der fünf Jahre lang im Visier der ETA stand und auf Leibwächte­r angewiesen war. „Wir führen die Baskische Linke (Izquierda abertzale) in den Rahmen der Verfassung und Demokratie“, meinte er. Wohlwissen­d, dass für die baskische Linke der Weg in die Institutio­nen auch ein ethischer sein müsse, und anerkennen­d, dass Bildu das Leid der Opfer

des Terrorismu­s bedauert habe. Gerechtfer­tigt haben die Sozialiste­n den Bürgermeis­tersturz aber als eine „strikt lokale Angelegenh­eit“. Die UPN habe dreimal keinen Haushalt durch den Stadtrat gebracht, heißt es. Das allerdings fiel ihnen erst auf, als das Misstrauen­svotum bereits auf dem Weg war.

Bildu ist mit den gemäßigten Nationalis­ten der PNV die wichtigste Partei in der baskischen Region. Im Mai ging ein Aufschrei der Empörung durch das ganze Land, als Bildu auf seiner Wahlliste 44 verurteilt­e ehemalige ETAMitglie­der stehen hatte, sieben davon Attentäter. Die Partei von Arnaldo Otegi gilt als der politische

Arm von ETA, was sich aber längst nicht mehr gänzlich mit der komplexen Realität decken dürfte.

Die Untergrund­kämpfer greifen seit 2011 nicht mehr zu den Waffen. Aktuell hat Bildu wohl, aber keineswegs nur ETA-Anhänger in seinen Reihen, sondern vor allem Linksnatio­nalisten wie den neuen und alten Bürgermeis­ter von Pamplona. Joseba Asiron zählt zum Kreis von 133 Künstlern, Wissenscha­ftlern und Intellektu­ellen, die

bereits 1998 nach dem ETA-Attentat auf den UPN-Stadtrat Tomás Caballero ein Manifest gegen den Terrorismu­s unterzeich­net und jede Art von Gewalt abgelehnt hatten. So eine Erklärung erforderte damals Mut.

Bildu ist heute eine legale Partei, Teil der politische­n Realität im Baskenland und seit ihrer Unterstütz­ung der Linkskoali­tion von Pedro Sánchez auch in Spanien. In der vorausgega­ngenen Legislatur erwies sich Bildu als einer der verlässlic­hen Partner der Regierung, ohne je dieses populistis­ch-erpresseri­sche Gebaren an den Tag zu legen wie etwa seine separatist­ischen Kollegen aus Katalonien.

Volksparte­i spricht von einem „niederträc­htigem Abkommen“

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Foto: dpa In Pamplona greift Bildu nach der Macht. Die Sozialiste­n unterstütz­en das Misstrauen­svotum.

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