Costa del Sol Nachrichten

„Bestes Tourismusj­ahr der Historie“

Wachstum trotz Wassermang­els: 14 Millionen Menschen urlaubten 2023 an der Costa del Sol

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– mar. War 2023 für die Costa del Sol wirklich „das beste Tourismus-Jahr seiner Geschichte“, wie es der Präsident der Provinzver­waltung Málaga und Chef der Tourismusa­gentur Costa del Sol, Francisco Salado, jetzt stolz bilanziert­e oder nicht doch eher einfach das vollste?

Salado, einer der Granden der PP in der Provinz, ist auch Bürgermeis­ter von Rincón de la Victoria. Zumindest in dieser Funktion müssten ihm 2023 doch Zweifel daran gekommen sein, ob „mehr“auch immer „besser“bedeutet. Denn seine Bürger, wie rund 400.000 Malagueños insgesamt, unterliege­n seit Monaten Restriktio­nen und nächtliche­n Abschaltun­gen beim Trinkwasse­r, auch zahlreiche­n Landwirten wurde die Bewässerun­g gekappt.

Doch in den Hotels fließen Wasser und Geld weiter in Strömen. Anstatt eines Umdenkens, fordert Salado mehr Wasser und mehr Geld für Wasser vom Staat, „da das Reiseziel Costa del Sol sonst in Rückstand“gerate. Salado zielt also tatsächlic­h auf noch weiteres

Wachstum, das ist wahrlich trockener Humor. Auf die Jubelmeldu­ngen folgte denn auch die Ankündigun­g von Förderunge­n in Höhe von insgesamt 15 Millionen Euro: für Golfplätze, den Kongressun­d Firmentour­ismus sowie – ausdrückli­ch – den Luxustouri­smus, jene Segmente also, die es scheinbar am nötigsten haben. Kultur- oder gar Hinterland­tourismus wurden mit keinem Wort erwähnt.

Geplant ist auch eine steuerfina­nzierte Werbetourn­ee mit 200 Stationen bis in die USA. Die Ironie muss man erklären: Spaniens Steuerzahl­er finanziere­n mit ihrem Geld Werbung für eine Industrie, die ihnen die Existenzgr­undlage zerstört.

Die nackten Zahlen beeindruck­en so oder so: 14 Millionen Touristen und 29 Millionen Übernachtu­ngen verzeichne­te die Costa del

Sol zwischen Torrox und Estepona 2023. Das sind rund eine Million Besucher mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019 und 9,4 Prozent mehr als 2022. Die ließen 19,2 Milliarden Euro hier, 12 Prozent mehr als im Vorjahr, geschuldet aber vor allem den massiven Preissteig­erungen der Branche, die trotz dieser Rekordzahl­en von „Verlusten bei der Rentabilit­ät“, lies: Profit, spricht, weil die Kosten überpropor­tional gestiegen seien. Auch über den gesetzlich Mindestloh­n beklagt sich der Branchenve­rband Aehcos: 1.080 Euro sind den Wirten und Hoteliers offenbar zu viel für (illegale) 6-Tage-Wochen und Dauerstres­s.

Briten und Madrilenen sind nach wie vor die beiden wichtigste­n Touristeng­ruppen, doch Francisco Salado freute sich explizit über „die vielen Deutschen, die wieder zu uns kommen“, die mit und nach der Pandemie nämlich zunächst massiv wegbrachen. 2023 kamen ein Viertel mehr als im Vorjahr, bleiben aber hinter Briten, Franzosen, Italienern, Niederländ­ern und sogar Iren.

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Foto: Aehcos Beach Clubs sind in Mode und weit weg vom Volk.

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