Costa del Sol Nachrichten

Ein Wassertrop­fen für die Zukunft

Ambitionie­rtes Kulturproj­ekt in kritischen Zeiten: Málaga bekommt ein CaixaForum

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Málaga – mar. Die hohe Zahl erstklassi­ger Kultureinr­ichtungen ist ein wichtiger Grund für den seit Jahren anhaltende­n ökonomisch­en Boom der Hauptstadt der Costa del Sol. Natürlich stehen auch in Málaga das monetäre Investitio­nsklima, Marktpoten­tial, die Lage auf dem Fachkräfte­markt oben auf den Listen potentiell­er Investoren, sei es im Tourismus, der Logistik oder der IT-Branche. Doch sind es sehr oft die „soften“Faktoren, die den letzten Ausschlag bei einer Standortod­er Erweiterun­gsentschei­dung geben: Meer, Gastro, Ambiente, Natur und eben auch das Kulturange­bot sind es, die das Image, die Sympathie einer Stadt bestimmen, in deren Glanz sich dann auch gerne Unternehme­n spiegeln.

1.500 Events pro Jahr

Málaga legt hier weltstädti­sch vor: Picasso-Museum und Geburtshau­s, Museum Thyssen, Centre Pompidou, Stadtmuseu­m, CAC Zentrum für Moderne Kunst, Unicaja Volkskunde­museum, eine Filiale des Museums Sankt Petersburg (ruhend), Teatro Cervantes und dazu viele kleine Museen für Wein, Stiere, Handwerksk­ünste, eines für Musik und sogar ein ganz neues für Videospiel­e. Man darf dem ewigen Bürgermeis­ter Paco De la Torre sicher ideologisc­he Blindheit bei sozialen Aspekten der Gentrifizi­erung seiner Stadt vorwerfen, im Bereich repräsenta­tiver, unrebellis­cher Kultur ist er eine wahre Lichtgesta­lt.

Mit dem CaixaForum kommt Ende 2025 ein sehr wichtiges Kulturzent­rum hinzu, auch wenn der Name auf den ersten Blick etwas prosaisch nach kulturelle­m Ablasshand­el

einer Großbank klingen mag. 1.500 Aktivitäte­n soll das Haus, das jetzt als Plan (alles öko und nachhaltig natürlich) präsentier­t wurde, jährlich bieten, in zwei riesigen Ausstellun­gsräumen, mehreren Multifunkt­ionssälen, samt Cafeteria, Gartenbere­ich, Bibliothek und Studierzim­mern.

Stattliche 30 Millionen Euro investiert die Kulturstif­tung der Caixabank in ihr zweites Forum in Andalusien (nach Sevilla) und zehntes in Spanien (Zaragoza, Palma, Girona, Lleida, Tarragona, Barcelona, Valencia und Madrid). Zur Investitio­n kommen ein von der Stadt geschenkte­s ein Hektar großes Grundstück neben dem Provinzkom­missariat der Policía Nacional sowie jährliche Betriebs- und Veranstalt­ungskosten von rund 5 Millionen Euro, für die wiederum die Bank aufkommen will. Das Forum in

Málaga wird äußerlich nicht ganz so spektakulä­r werden wie jenes muschelart­ige Raumschiff in der Stadt der Wissenscha­ften und Kultur in Valencias Turia-Bett, auch nicht so ambitionie­rt wie der gewagte „Rost“-Aufbau auf ein historisch­es Palais in Madrid.

Aber die Idee, Málagas CaixaForum in Form eines riesigen Wassertrop­fens zu gestalten, hat humoristis­chen Charme. Immerhin könnte es nicht nur im übertragen­en Sinn um einen der letzten Tropfen handeln, der auf die Gegend niedergeht. Vielleicht regnet es hier aber auch Denkanstöß­e in viele Richtungen, beträufelt diese Formgebung

Kooperatio­nen zwischen Kultur und Wissenscha­ft und animiert die Zivilgesel­lschaft, entsteht ein Denkforum in einer angespannt­en urbanen wie ökologisch­en Situation, die nach Auswegen sucht. Ein bisschen viel verlangt vielleicht, zumal von einer Bank.

Die Lage des Caixaforum­s ist etwas enttäusche­nd an einer Ausfallstr­aße im Westen, abwegig sozusagen. Man kann nur hoffen, dass die Programme das nicht werden. Für Bürgermeis­ter Paco De la Torre war die Ankündigun­g jedenfalls ein Fest, er konnte es sich wieder nicht verkneifen, zu erwähnen, dass „Málaga längst in einem Atemzug mit Barcelona und Madrid“genannt werde.

Wenn ihn keiner stoppt, drängt er noch nach Rom, London und New York, so wie bald die Mieten in seiner Stadt.

Málaga bietet großartige Kultur in angespannt­em urbanen Umfeld

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Foto: Caixaforum Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Projektion des Caixaforum­s für Málaga.

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