Gefragte Touristenattraktion
Höhlen in Rincón viel früher bewohnt als gedacht – Unterschlupf für Neandertaler
Rincón – jan. Einen starken Zuwachs an Besuchern haben die beiden öffentlich zugänglichen Höhlen in Rincón de la Victoria – die Cueva del Tesoro und die Cueva de la Victoria – im vergangenen Jahr erfahren. Die spektakuläre Cueva del Tesoro – wegen einer alten Schatzlegende so genannt (die CN berichtete) – registrierte 2023 insgesamt 75.489 Besucher, fast 4.000 mehr als im Vorjahr. Die für Geologen und Archäologen nicht minder interessante, für Touristen und Laien auf dem Gebiet der Höhlenforschung indes nicht so sehenswerte Cueva de la Victoria übte hingegen eine weniger große Zugkraft aus. In dieser wurden 1.867 Besucher gezählt, laut Rathaus zwar auch 48,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor, allerdings steht diese Höhle auch erst seit Ende Februar 2022 der Allgemeinheit offen.
Die Mehrheit der Besucher stellten Touristen aus dem Inland, größtenteils aus dem restlichen Andalusien oder aus Madrid. Wahrend sich unter den ausländischen Besuchern vor allem deutsche Touristen befanden, gefolgt von Briten. Neben den zahlenden Gästen, meist auf der Suche nach einer originellen Urlaubsattraktion, haben sich in den Höhlen ob ihres wissenschaftlichen Interesses 2023 auch immer wieder Forscherteams eingefunden. Ein solches Team, mit zehn Experten der Höhle von Nerja und der Universität von Cádiz, hat 20 Monate lang, von Anfang 2022 bis Ende 2023, das als Cuevas del Cantal bekannte Höhlensystem erforscht, zu dem auch
die Cueva del Tesoro und die Cueva de la Victoría gehören.
Im Rahmen einer Konferenzreihe in Ríncón präsentierten sie im vergangenen November dann das überraschende Ergebnis ihrer durch fünf Labore unterstützten Feldarbeit. Die Analyse von Höhlenmalereien habe ergeben, dass die Höhlen schon vor 48.000 Jahren bewohnt gewesen waren, 20.000 Jahre früher als bislang angenommen wurde. Somit waren nicht Homo Sapiens, die ersten, die dort Unterschlupf fanden, sondern Neandertaler, die mit Bären um die Höhlen rivalisieren mussten. Die Urgeschichte Málagas muss also neu geschrieben werden.
Ein Anfang ist diesbezüglich auch schon gemacht worden, und
zwar mit dem Buch „Prehistoria en las Cuevas de El Cantal“. Die von der Provinzregierung Málaga veröffentlichte Publikation ist nicht nur in Druckform erhältlich, sondern auch online als PDF zum Herunterladen, nämlich auf der Webseite über die Gran Senda de Málaga
(www.gransendademalaga.es), da eine Etappe des Fernwanderweges durch das Gebiet führt, in dem sich die Cantal-Höhlen befinden. Sie enthält historische und geologische Informationen über die Cueva del Tesoro und die Cueva
de la Victoria sowie 29 kleinere Höhlen, die sich im Bereich der alten Bahntunnel oder direkt an der Felsküste von Rincón befinden.
Verfilmt worden sind die neuen Erkenntnisse zur Urgeschichte Málagas auch schon, und zwar durch den regionalen Fernsehsender Canal Sur. Dieser hat jüngst eine Doku produziert über die letzten Spuren des Neandertalers in Andalusien und in Gibraltar. Gedreht wurde der Dokumentarfilm unter anderem in der Cueva de la Victoria und der Cueva del Higuerón in Rincón sowie in der Cueva de Trinidad Grund in Ardales und an Strand von Matalascañas (Huelva), wo vor drei Jahren fossilisierte Fußspuren von Neandertalern entdeckt worden waren.
Urgeschichte Málagas wird neu geschrieben – und neu verfilmt