Landhotel in altem Cortijo
Umstrittenes Projekt im Naturpark Cabo de Gata –Widerstand von Umweltgruppen
Níjar – jan. Der Konflikt zwischen den Administrationen und Umweltschützern ist am Cabo de Gata quasi ein Dauerzustand, seit das Gebiet 1987 zum Naturpark erklärt wurde. Immer wieder kommen Projekte auf, die Letztere mit dem Schutz der Umwelt in dem ökologisch wertvollen Gebiet nicht für vereinbar halten. Und die Erstere im Sinne eines Ausgleichs zwischen Umweltschutz und der Förderung eines nachhaltigen Tourismus für einen ökonomischen Fortschritt rechtfertigen.
Eines dieser Projekte liegt schon seit Jahren auf dem Tisch und erregt in besonderer Weise die Gemüter der Konfliktparteien. Die Rede ist von dem geplanten Hotel an der Bucht von Genoveses, in weniger als einem Kilometer Entfernung zum gleichnamigen Strand. In einem Gebiet, zwischen dem Kap und der Ortschaft San José, das besonders sensibel ist, weshalb man in diesem auch nicht nächtigen darf und der Verkehr auf den wenigen Schotterpisten im Sommer limitiert wird.
Eine mehr als drei Hektar große Fläche in dem Gebiet mit einigen der schönsten Strände und Buchten der Provinz Almería, die Finca El Romeral, gehörte der am Cabo de Gata als Doña Pakyta bekannten Großgrundbesitzerin, die 2014 mit 103 Jahren – kinderlos – verstarb. Ihr ist es auch zu verdanken, dass diese, wie auch noch andere Zonen des Naturparks, der seit 1997 auch als Biosphärenreservat der Unesco anerkannt ist, bis heute unberührt geblieben sind.
In der Bucht von Genoveses besaß Doña Pakyta auch ein Gehöft, das Cortijo Las Chiqueras, in dem einst Ziegen gezüchtet, Getreide angebaut und Espartogras verarbeitet wurde. Seit 2012 wird das Gut als Festsaal genutzt, vor allem für Hochzeitsfeiern. 2016 stießen ihre Neffen und Erben ein Projekt an, um das alte Cortijo in ein Hotel zu verwandeln, mit 30 Zimmern, einem Swimming-Pool
und einem – nicht asphaltierten – Parkplatz mit 70 Stellplätzen.
Ganz und gar ökologisch werde es sein, verteidigen die Betreiber ihr geplantes Boutique-Hotel, mit Solarpanelen für eine energetische Selbstversorgung und einem in die Landschaft integrierten architektonischen Design. Zur Bewässerung der Gärten werde man geklärtes Brauchwasser verwenden und die frühere Esparto-Fabrik soll als Museum erhalten bleiben, etwa für den Besuch von Schulklassen. Also alles ganz im Sinne ihrer Tante, Doña Pakyta.
Die andalusische Regierung lehnte das anfangs vorgelegte Projekt indes ab, weil es die Errichtung zweier neuer, zusätzlicher Gebäude vorsah, was im Naturpark außerhalb von Dörfern und Siedlungen nicht erlaubt ist. Nachdem die Pläne dahingehend modifiziert wurden und nur noch die Restaurierung der alten Konstruktionen vorsehen, gab die Landesregierung aber grünes Licht.
Wofür die Umweltorganisationen, die sich zum Widerstand zur Plattform „Genoveses sin Hotel“
zusammengeschlossen haben – Amigos del Parque Natural de Cabo de Gata, Ecologistas en Acción, Grupo Ecologista Mediterráneo und Greenpeace – kein Verständnis haben. Die in der Zone geltende Schutzstufe erlaube nur eine traditionelle, extensive Landwirtschaft oder Viehzucht sowie eine öffentliche Nutzung für Initiativen zur Umwelterziehung.
Die Umweltschützer mahnen außerdem, dass der Verkehr und damit auch die Luftverschmutzung in dem Gebiet zunehmen werde. Und dass Licht und Lärm des Hotels die Fauna beeinträchtigen werden. Außerdem stellen sie den Wasserbedarf in einem besonders trockenen Gebiet in Frage und prangern eine Ungleichbehandlung an, da die Allgemeinheit nicht, aber – zahlende – Hotelkunden sehr wohl an der Bucht werden übernachten können.
Vor allem aber befürchten sie, dass dieses Projekt einen Präzedenzfall schaffen und den Plänen von Investoren und Spekulanten für weitere, noch größere Hotels in ähnlich sensiblen Gebieten des Cabo de Gata, wie etwa der Cala San Pedro, den Weg eben könnte.
Das letze Wort in der Sache hat das Rathaus in Níjar, das entscheiden muss, ob es den Projektbetreibern die Baulizenz erteilt. Die im vergangenen Mai abgewählte PSOE tendierte, obwohl sie die Pläne ablehnte, zur Bewilligung. Weil der Gemeinde eine Ablehnung, nachdem die Landesregierung dem Hotel seinen Segen erteilt hatte, in einem möglichen Rechtsstreit teuer kommen könnte.
Die neue Kommunalregierung von PP und Vox dürfte die erforderliche Lizenz erteilen, wahrscheinlich sogar ohne Gewissensbisse. Um sie umzustimmen, hat die Plattform der Umweltschützer im Rathaus jüngst über 260.000 Unterschriften eingereicht, die sie online auf change.org gesammelt hat, von Bürgern die den Hotelbau ebenfalls verhindern wollen.
Vergabe der Baulizenz: Das letzte Wort hat das Rathaus