Neuer Zoff mit der Regierung
KKW-Betreiber gegen höhere Abfallkosten – doch längere Laufzeiten?
Madrid – tl. Spaniens Stromkonzerne streiten mit der Regierung. Hintergrund ist der siebte Generalplan für radioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken. Der Plan bestätigt nicht nur den Ausstieg aus der Kernenergie für die Jahre 2027 bis 2035. Er bestimmt auch dezentrale Lagerstätten für radioaktive Abfälle mit mittlerer und starker Strahlung auf dem jeweiligen Gelände der noch fünf in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke mit ihren sieben Meilern. Womit das Vorhaben einer zentralen Lagerstätte endgültig vom Tisch ist.
Das gefällt den Stromkonzernen aber gar nicht. Vor allem, weil damit für sie Kosten in Höhe von 20,2 Milliarden Euro verbunden wären zwei Milliarden Euro mehr als bei einer zentralen Lagerstätte. Um die Finanzierung zu sichern, beschloss die Regierung unlängst, die Abgabe, die Kernkraftwerksbetreiber für das Management radioaktiv Abfälle abführen müssen, ab Juli um 40 Prozent zu erhöhen. Sie beträgt dann 11,14 Euro pro Megawattstunden. „Wie zahlen dafür jetzt schon jährlich rund 450 Millionen Euro“, empörten sich die Betreiber.
Der Dachverband der KKWBetreiber, das Nuklearforum, dem die Konzerne Iberdrola, Endesa, Naturgy und EDP angehören, forderte daher vom Ministerium für ökologischen Übergang einen Wirtschaftsbericht, der die Erhöhung der Abgabe rechtfertigt.
Trotz der höheren Belastung wollen die KKW-Betreiber aber für keinen Meiler die geplante Schließung vorziehen. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Mit der in Europa wieder entfachten Debatte um die Notwendigkeit von Kernkraft als CO2-freie Technologie und für die Sicherheit der Stromversorgung wollen die KKW-Betreiber eine Verlängerung der Laufzeiten ins Gespräch bringen. Statt 45 Jahre schweben ihnen 60 Jahre vor.
An der Entwicklung ist die Regierung nicht ganz schuldlos. Dass Kernkraft in der EU in der Taxomie als grüne Energie bezeichnet und als strategisch wichtige Technologie für die Dekarbonisierung angesehen wird, geschah mit der Unterstützung Spaniens.