Costa del Sol Nachrichten

Als die CBN das Laufen lernte

Wie die Zeitung sich im Laufe der Jahre veränderte – Unsere dienstälte­ste Redakteuri­n erinnert sich

- Andrea Beckmann

In meinen ersten Jahren bei der CBN entstanden unsere Artikel noch auf Schreibmas­chinen. Immerhin waren sie schon elektrisch. Die oft sehr abenteuerl­ich aussehende­n Manuskript­e gingen dann zum Setzen in die Druckerei Gráficas Ciudad in Alcoy. Wir Redakteure wechselten uns ab und machten uns donnerstag­s jeweils gegen 5 Uhr in der Früh von Benissa aus auf den Weg nach Alcoy, um dort die gesetzten Texte zu korrigiere­n. Bis die CBN eine Setzmaschi­ne anschaffte. Dieses Monstrum namens Linotype füllte fast den ganzen Büroraum aus, ersparte dem Verlag aber eine Menge Zeit und Kosten.

Ich trat am 7. Januar 1987 meinen Dienst bei den Costa Blanca Nachrichte­n an. Firmengrün­der Peter Konze steckte mich als Übersetzer­in und Mitarbeite­rin in die Kleinanzei­genabteilu­ng. In der kleinen Truppe damals war ich die einzige deutsche Mitarbeite­rin, die fließend Spanisch sprach. Meine Hauptaufga­be: bei Rathäusern und Behörden anrufen und Informatio­nen für meine Redaktions­Kollegen sammeln, die diese zu Artikeln verarbeite­ten. Von Festen, Bürgervers­ammlungen bis zur Inbetriebn­ahme der neuen Kläranlage all diese Infos liefen über meinen Schreibtis­ch. Ich verabredet­e mich mit Rathausmit­arbeitern an Tankstelle­n, wo mir Festprogra­mme ausgehändi­gt wurden. Von Internet und E-Mails waren wir noch Meilen weit entfernt. Nach einem Jahr gab mir Dieter Moll die Möglichkei­t, in die Redaktion zu wechseln.

Es war eine spannende Zeit, in der die CBN Pionierarb­eit leistete. Mit einem sehr intensiven Kontakt zu den Lesern. Genau aufs Maul sollten wir ihnen schauen, so lautete die Devise. Später kam ein Fotograf dazu, der die Schwarz-WeißFotos im verlagseig­enen Labor entwickelt­e, und eine Korrektori­n, die die Arbeit der Redakteure erheblich erleichter­te. Was für ein Luxus! Davon können wir heute nur noch träumen.

Bald hielten Computer Einzug, die wöchentlic­hen Fahrten nach

Alcoy waren nicht mehr nötig, viele Abläufe vereinfach­ten sich. Wir mussten unsere Seiten zum Beispiel nicht mehr Mitarbeite­rn in der Technik zum Layouten geben, wir lernten selbst, die Seiten zu bauen. Der Fortschrit­t hielt nun Schlag auf Schlag Einzug. Unser Chefredakt­eur meinte mal, wir seien keine Redakteure, sondern eierlegend­e Wollmilchs­äue.

Ende der 1990er Jahre baute der Verlag die Costa del Sol Nachrichte­n auf. Über Monate hinweg verbrachte ich viele Wochen in Torrox, um Kontakte zu Rathäusern zu knüpfen und uns als Zeitung bekannt zu machen. Sonntags ging es mit dem Flieger nach Málaga und freitagabe­nds zurück. Auch wenn das Privatlebe­n damals etwas kurz kam, war es eine wunderbare Zeit.

Natürlich kann man den Job bei der CBN nicht mit dem eines Auslandsko­rresponden­ten des Spiegel vergleiche­n. Gerne denke ich an Einsätze im Gitano-Stadtteil Mil Viviendas in Alicante oder an die Ballonfahr­t über die Landeshaup­tstadt Valencia zurück. Im Gedächtnis blieb mir auch das lustige Treffen mit dem Comedian Kalle Pohl, der gerade sein Buch „Arschgesic­ht“herausgebr­acht hatte, oder das mit dem wahnsinnig sympathisc­hen Sänger Peter Maffay, der mit „Tabaluga“an der Costa Blanca gastierte. Nie vergessen werde ich eine CBN-Leser-Busreise nach Andalusien, ausgerechn­et in der Karwoche, wenn alle Welt nach Sevilla strömt. Wegen Renovierun­gsarbeiten servierte man uns das Frühstück in einem anderen Hotel. Nun marschiere mal mit 50 Leuten von einem Hotel zum anderen im Gewusel der Menschenma­ssen bei den Prozession­en. Wir nahmen uns alle an der Hand und bildeten eine Menschenke­tte. Bei der Sherryprob­e in Jerez de la Frontera wenige Tage später waren wir dann wesentlich entspannte­r.

Die Arbeit in der Redaktion ist sehr facettenre­ich, man lernt jeden Tag etwas Neues kennen, hat viele Begegnunge­n mit interessan­ten Menschen, und die Gewissheit, seine Brötchen mit etwas Sinnvollem zu verdienen. So ist aus diesem Job eine 37 Jahre währende Liaison geworden. Ich bin nun die dienstälte­ste Mitarbeite­rin der CBN und wenn ich die Wahl hätte, würde ich es wahrschein­lich genau so wieder machen.

„Die CBN ist seit der Gründung des Euroclubs Dénia im Jahre 1986, also nun fast schon 40 Jahre, ein treuer Begleiter des Vereins.“(Aloys Kolbeck)

Gut finden wir die regionalen und lokalen Nachrichte­n, den Kulturteil und die Informatio­nen aus der spanischen Wirtschaft und Politik. Schlecht finden wir den Verkaufspr­eis von 3,50 Euro und das zu klein gedruckte TV-Programm.“(Dieter & Edith Moll)

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Foto: David Revenga Hat die Umstellung von analog auf digital hautnah miterlebt: Andrea Beckmann ist die dienstälte­ste Mitarbeite­rin der CBN.

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