Neue Heimat, aber wirklich
Deutsche Sicht tut lesend und schreibend gut – wenn es beim Ankommen hilft
Bei der CBN als Redakteur (Lokalteil Süden) zu landen, das war für mich ein Seitenwechsel. Die deutsche Zeitung hier an der Costa Blanca kannte ich zunächst als Leser, griff zu ihr gern am Kiosk, und zwar nicht nur der reinen Informationen über das schöne Fleckchen, in dem ich nun Wurzeln schlagen wollte, wegen. Sondern mir gefiel auch das „Wie“dieser Spanienvermittlung: Auf Deutsch, im Sinne der Sprache, aber auch des Denkens, des Erfahrungsschatzes, des Mindsets, wie man heute sagt. Dies, so glaube ich nach bald neun Jahren auf der Schreiberseite, verleiht der CBN auch im Jahr 2024 noch einen besonderen Wert.
Zumindest wenn sie im Kern so bleibt, wie ich sie damals, als Frischling im Land, kennenlernte: voller Leidenschaft und unkünstlicher Spanien-Intelligenz. Etwas Wohltuendes war in meinen ersten Jahren an der Costa Blanca, neben dem Spanischunterricht in der Sprachschule EOI, die CBN. Eine Art vertraute Stimme, die mir mein neues Heimatland erklärte und mir sagte: Du bist hier nicht allein. Aus einer Perspektive, die mir verständlich erschien, erschlossen sich mir all die spanischen Dinge, ob Politik, Geschichte, Gesellschaft oder ganz Alltägliches wie die Küche oder das Stadtleben.
Übrigens tut mir die CBN auch als Redakteur noch auf
ähnliche Weise gut. Mittlerweile bin ich zwar im spanischen Umfeld fest verwurzelt. Doch immer wieder gibt es etwas, das befremdet, überrascht, überfordert. Schön, wenn sich im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen in der
Redaktion zeigt, wie ähnlich es ihnen geht. Das schafft so manches Mal eine angenehme Distanz zu den Dingen, die das Land so bewegen
oder aufregen. Allerdings birgt es sicher auch die Gefahr einer gewissen Überheblichkeit. Vor der sollten wir Redakteure uns hüten, aber sicher auch die Leserschaft.
Denn allzu oft machen es sich Auswanderer zu bequem. Und landen, statt wirklich in Spanien, nur auf ihrer deutschen Meta-Ebene – und verpassen die eigentliche Herzensbegegnung mit dem Land und seinen Menschen. Vor allem (aber nicht nur) dann, wenn sie die Sprache nicht lernen.
Dies kann sogar tragisch enden, und so gehören die Geschichten von vereinsamten Deutschsprachigen an der Costa Blanca zu den negativen Erfahrungen meiner Zeit als Redakteur. Andersherum sind meine positiven Höhepunkte bei der Zeitung die immer wieder erfreulichen Beispiele von Wahlspaniern, die sich einbringen. Die Gutes und Beeindruckendes schaffen. Die das Spanische lieben. Und die weiter gern ihre CBN lesen.
Für mich ist die CBN eine Wochenzeitung, die den Deutschsprachigen an Küste und im Hinterland hilft, sich im Land zurechtzufinden, sie auf das Leben hier neugierig macht und dabei sehr viel Verbindendes schafft. (Klaus Eicher)