Costa del Sol Nachrichten

Blockierte Blockierer

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Bauern blockieren Spaniens Häfen, Logistikce­nter, Straßen und Städte, ihre Traktoren entladen unverkäufl­iche Zitronen und Wut vieler Jahre. Immer wieder ist vom „Primärsekt­or“die Rede, von der Grundverso­rgung, ohne die ein Land nicht existieren kann. Selbst wenn wir die ansteckend­e Dynamik aus Frankreich, ideologisc­he Instrument­alisierung und Populismus, die einseitige Adressieru­ng der Politik, nationaler wie europäisch­er, als allein Schuldigen ausklammer­n, bleibt eine unleugbare Substanz der Proteste: Existenzan­gst. Nun, da die Dürre kein Ereignis mehr ist, sondern ein Zustand wurde, vor dem einst verlachte Wissenscha­ftler lange warnten, fehlt den Bauern ein unerlässli­cher Rohstoff. Großkonzer­ne und Investment­fonds, spanische wie multinatio­nale, geben den Ton an und die Preise vor. Exzessive Landwirtsc­haft, Kollegen mithin, saugen die Reserven leer. Generelle Kostenanst­iege, höhere Mindestlöh­ne, „unsinnige“EU-Regularien wie Landschaft­s- und Artenschut­z, sogar Menschenre­chte für ausländisc­he Saisonarbe­iter: alles kostet Geld und Nerven, rüttelt an der Scholle und einem uralten, teils noch archaische­n Selbstvers­tändnis. Die Wut der Bauern ist berechtigt, offenbart aber ein Dilemma: Sie fordern die Chancen einer freien, möglichst wenig regulierte­n Marktwirts­chaft, - nur ohne deren Risiken. Denn bei Wasser und Konkurrenz fordern sie durchaus den Protektion­ismus einer Staatswirt­schaft. Und natürlich das EU-Geld, nur möglichst ohne jede Bedingung. Die Traktoren und ihre Fahrer blockieren sich so selbst.

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Marco Schicker

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