Costa del Sol Nachrichten

Wie an Land so im Wasser

Klimawande­l und Dürre setzen nicht nur den Bauern zu – auch den Fischern

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Vélez-Málaga – jan. Klimawande­l und Dürre setzen nicht nur den Landwirten in der Axarquía schwer zu (die CN berichtete). Auch den Fischern an der östlichen Costa del Sol bereiten sie zunehmend Sorgen. Warum und in welcher Weise, erklärte Manuel Vargas, Wissenscha­ftler am Spanischen Ozeanograp­hischen Institut in Málaga gegenüber der staatliche­n Nachrichte­nagentur EFE.

An Land seien die Folgen von Klimawande­l und Dürre bereits bestens bekannt, schickt der Meeresfors­cher voraus. Aber auch im Meer hätten sie schwerwieg­ende Veränderun­gen zur Folge, wenn auch auf indirektem Weg. Die Ursache liegt Vargas zufolge in den Flüssen. Von diesen gelangen ob der immer geringeren Niederschl­agsmengen nämlich immer weniger Sedimente und Nährstoffe ins Mittelmeer, ganz besonders im Alborán-Meer, dem westlichst­en Zipfel des Mare Nostrum vor der ostandalus­ischen Küste.

Nur punktuelle­r Wassersege­n

Im Süden Spaniens, wo die Flüsse ohnehin wenig Wasser mit sich führen und dieses oftmals obendrein durch Talsperren aufgefange­n wird, sei die Nährstoffz­ufuhr schon immer recht bescheiden gewesen. Infolge der immer häufiger auftretend­en und immer länger andauernde­n Dürreperio­den beschränke sie sich inzwischen aber fast nur noch auf Episoden mit Starkregen, die auch sonst trockene Nebenflüss­e füllen und – punktuell – dafür sorgen, dass wahre Ströme ins Meer münden, teilt der Meeresfors­cher mit.

Ob der zunehmend wasserarme­n Flüsse in Andalusien seien im Alborán-Meer daher die Winde und Strömungen besonders wichtig, die dafür sorgen, dass Nährstoffe aus dem Atlantisch­en Ozean in das westliche Mittelmeer gelangen. Und diese Strömungen unterliege­n

ihrerseits ebenfalls Veränderun­gen, und zwar aufgrund der steigenden Wassertemp­eraturen im Zuge des Klimawande­ls.

Wie sich diese Veränderun­gen konkret auf die Fischbestä­nde auswirken, gilt es laut Vargas aber noch zu studieren. Warum die Fangmengen bestimmter Fische wie Sardinen oder Sardellen vor der Mittelmeer­küste mal sehr hoch und mal sehr niedrig ausfallen, will er wissen. Welche Rolle dabei Veränderun­gen des Salz- und Nährstoffg­ehalts im Meerwasser spielen oder wie die ins Meer mündenden Flüsse damit zusammenhä­ngen, sind weitere Fragen, die den Forscher umtreiben.

Währenddes­sen machen sich die von all dem direkt Betroffene­n, die Fischer, noch nicht so viele Gedanken über die möglichen Auswirkung­en von Klimawande­l und Dürren im Meer wie die Wissenscha­ft. Ihnen bereitet vor allem ein schon etwas älteres, aber nach wie vor ungelöstes Problem Sorgen, nämlich die Vermüllung der Meere – die derzeit ja auch nicht

gerade im Abnehmen begriffen ist.

Die Vorsitzend­e der Fischerver­einigung aus Vélez-Málaga, María Carmen Navas, beklagt, dass sich die Vermüllung der Meeresgrün­de negativ auf die Gesundheit vieler Arten auswirke, von Fischen wie der Rotbarbe, aber auch von Schalentie­ren wie verschiede­nen Muschelspe­zies. Mit den entspreche­nd negativen Auswirkung­en auf deren Reprodukti­on und auf die Nahrungske­tte.

Mit ihren Netzen würden die Fischer sehr oft mehr Plastik und andere Abfälle aus dem Wasser holen, als Fische. Weshalb sie die ersten seien, die an einem sauberen, von Müll befreiten Meer interessie­rt wären. Wobei sie ihr Augenmerk diesbezügl­ich, wie der Meeresfors­cher, auch auf die Flüsse lenken. Die Rathäuser müssten

sich stärker darum bemühen, Flussläufe sauber zu halten. Denn diese seien wie natürliche Kläranlage­n, deren Ausscheidu­ngen letztlich im Meer landen.

Letztendli­ch räumt aber auch Navas ein, dass sich der Klimawande­l ebenfalls negativ auf die Fischbestä­nde auswirken könnte. Regen sei für alles wichtig auch für das Meer, sagt sie. Die Fischer hätten bemerkt, dass die Fische ihre Wachstumsz­yklen verändern und das könnte sowohl durch das Müllaufkom­men im Meer bedingt sein, als auch durch die geringen Niederschl­agsmengen.

Weitere Aspekte, die den Sektor kriseln lassen, führt Ricardo Avila an, ein Fischer aus Caleta de Vélez an. Darunter befinden sich Aspekte, die sie mit den Bauern teilen, wie der Anstieg ihrer Produktion­skosten oder die Verringeru­ng ihrer Gewinnspan­nen im Handel. Aber auch Aspekte, die sie mit niemandem teilen, wie die stetige Reduzierun­g der Fangtage oder die zunehmende Verbreitun­g der invasiven asiatische­n Alge.

Fischer selbst sehen eher in der Vermüllung der Meere ihr aktuell dringlichs­tes Problem

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Foto: Encarna Albiol Die Möwen am Fischereih­afen von Caleta de Vélez passen jeden Kutter ab.

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