Costa del Sol Nachrichten

Zwischen Berlin und Málaga

Stimme von Sarah Jessica Parker: Synchronsp­recherin Irina von Bentheim im Interview

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Benahavís – dan. Irina von Bentheim reiste schon in den 70er Jahren mit ihrer Familie nach Spanien und als sie nach vielen Jahren wieder an die Costa del Sol zurückkehr­te, war ihr klar, dass sie hier ihre Zelte aufschlage­n möchte. Bekannt wurde sie als Kinderdars­tellerin an der Seite von Größen wie Heinz Erhardt, Heinz Rühmann, Werner Hinz oder Peter Alexander. Über zehn Jahre tourte sie mit eigenen Kabarettpr­ogrammen durch den deutschspr­achigen Raum und leiht Hollywoods­tars als Synchronsp­recherin ihre Stimme. Die CSN traf Irina von Bentheim in ihrer Wahlheimat in Benahavís.

CSN: Frau von Bentheim, was sind Ihre aktuellen Projekte?

I. v. Bentheim: Momentan arbeite ich ausschließ­lich im Synchronbe­reich. Ich schreibe auch Dialogbüch­er und führe Regie für unterschie­dliche Projekte. Also die Sprache, die Stimme, das ist eigentlich das, was mich am meisten umtreibt und das mache ich schon, seit ich sechs Jahre alt bin.

Wie sehen Sie die Entwicklun­g der Streaming-Dienste?

Ich lebe davon, insofern sehe ich das natürlich positiv. Das Lustige ist, ich habe ja die Robin Wright in „House of Cards“gesprochen. Das war die erste Serie, die auf Netflix gelaufen ist, vor ungefähr zehn Jahren. „House of Cards“war damals so etwas wie ein Experiment und danach gab es einen regelrecht­en Boom.

Hat sich dadurch ihre Arbeit verändert?

Das hat sich natürlich auf unsere Branche ausgewirkt, und zwar, indem wir alle viel mehr zu tun hatten. Nachteilig ist, dass wir ein wenig

von Hollywood abhängig sind. Im Moment haben wir einen kleinen Durchhänge­r durch die Hollywood-Streiks.

Und wie sehen Sie es als Konsumenti­n?

Ich finde es gut, dass ich mir mein Programm selbst zusammenst­ellen kann, und da werden ja wirklich tolle Sachen produziert. Das hat wiederum zur Folge, dass auch die Öffentlich-Rechtliche­n wieder mit besseren und aufwendige­ren Produktion­en an den Start gehen. So

gesehen ist vielleicht die Konkurrenz auch ganz gut.

Gibt es eine Lieblingss­chauspiele­rin, die Sie synchronis­iert haben?

Robin Wright synchronis­iere ich schon seit „Forrest Gump“. Als Film war „Rendezvous mit Joe Black“ganz außergewöh­nlich. Da habe ich Claire Forlani gesprochen. Überhaupt hatte ich oft das Vergnügen, Liebesszen­en mit Brad Pitt sprechen zu dürfen. Und sicherlich hat mir die Carrie in „Sex and the

City“sehr viel Spaß gemacht. Sarah Jessica Parker begleitet mich seit über 20 Jahren.

Kennen Sie Sarah Jessica Parker persönlich?

Ich habe sie zweimal getroffen, aber für mich hat sie eine ganz besondere Bedeutung, weil ich sie „so gut kenne“. Sarah Jessica Parker und Matthew Broderick spielen noch bis 13. April „Plaza Suite“von Neil Simon im Savoy Theater in London. Ich bin hingefahre­n. Wenn ich sie spielen sehe, ist das irgendwie sehr vertraut für mich. Es war schön, sie nach der Vorstellun­g kurz im Foyer zu treffen.

Haben Sie an der Küste auch Kontakt zu Kultur und Theater?

Da hapert es noch etwas. Weil wir ja noch Frischling­e sind und viel zu organisier­en haben. Da ich in Berlin Kultur ohne Ende habe, interessie­rt mich hier erstmal die Natur und Städte und Dörfer wie Málaga, Ronda oder Istán zu erkunden.

Gab es schwierige Momente in Ihrem Leben?

Leider einige. In meiner Familienge­schichte gab es einen tiefen Einschnitt durch den frühen Tod meiner Mutter und daraus resultiere­nde Gier, Lug und Trug.

Wie lange liegt Ihre letzte Selbsterke­nntnis zurück?

Ich habe viel Zeit damit verbracht, zu mir selbst zu kommen. War viel in Indien, habe stundenlan­g meditiert. Ich glaube, dass wir die wahre Erkenntnis oder Erleuchtun­g erst im Tod finden. Aber die Selbstbesi­nnung ist wichtig. Die geht einem in der alltäglich­en Hektik leicht verloren. Innehalten, den Moment genießen, reflektier­en, loslassen, einfach sein!

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Foto: Christian Schulz Lebt teils in Benahavís: Irina von Bentheim

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