„Sie wären überall gestorben“
Ayuso in Erklärungsnot: Covid-Protokolle aus Madrids Seniorenresidenzen veröffentlicht
Madrid – ann. Sie werden als „Protokolle der Schande“bezeichnet, die Polizeiberichte aus den Seniorenresidenzen in Madrid während der ersten Monate der Pandemie. 7.291 Menschen starben während der ersten Covid-Welle im März und April 2020 in den Altenheimen der Hauptstadtregion, die Mehrheit von ihnen ohne ärztlichen Beistand, weil die Landesregierung die Anweisung gab, die Senioren nicht in Krankenhäuser zu überführen. Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso hatte versucht, die Akten per Gerichtsentscheid unter Verschluss zu halten, doch jetzt haben spanische Medien Auszüge aus den Protokollen veröffentlicht.
Im Stich gelassen
So publizierte unter anderem der Radiosender „Cadena Ser“Details aus den rund 1.000 Polizeiberichten. Sie bescheinigen den Horror, den die vollkommenen überforderten Mitarbeiter der Heime während der ersten Welle erlebten: Leichen, die nicht abtransportiert wurden, die körperliche und emotionale Erschöpfung der Angestellten und deren Gefühl, von den Institutionen im Stich gelassen worden zu sein.
Die heiklen Dokumente beunruhigen die Volkspartei und vermutlich auch Ayuso selbst. Dennoch reagierte sie am 15. Februar im Landtag gewohnt bissig auf die
Vorwürfe der Más-Madrid-Sprecherin Manuela Bergerot, die erklärte, dass tausende Senioren ohne ärztliche Behandlung und Medikamente erstickten. „Es gab überall Tote“, antwortete Ayuso zynisch. „In den Häusern, in den Krankenhäusern, in den Altenheimen. Und viele ältere Menschen starben auch, wenn sie im Krankenhaus waren, weil eine ältere Person, wenn sie schwer krank ist, nirgendwo gerettet werden kann.“