Costa del Sol Nachrichten

La Rioja dreht Erneuerbar­en den Saft ab

Regionalre­gierung verabschie­det Moratorium „zum Schutz der Landschaft“

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Logroño – tl. Die PP-Regionalre­gierung von La Rioja strebt ein Moratorium für alle Genehmigun­gsverfahre­n in Zusammenha­ng mit Stromproje­kten an. Dabei handele es sich „um vorübergeh­ende, dringende Maßnahmen zum Schutz der Landschaft“, wie es im Gesetzesen­twurf heißt. Das Moratorium betrifft alle EE-Projekte, die sich im Genehmigun­gsverfahre­n befinden. Hauptsächl­ich geht es aber um Photovolta­ik-Projekte.

Der EE-Sektor ist aufgescheu­cht und will gegen die Regionalre­gierung das juristisch­e Kriegsbeil ausgraben. Ihn treibt die Sorge um, dass die Entscheidu­ng ansteckend wirkt. Zudem ist die Genehmigun­g einer wichtigen Stromtrass­e in Gefahr, die das Unternehme­n Forestalia aus Aragón plant und für die bereits die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung vom Energiemin­isterium in Madrid positiv beschieden wurde. Die Hochspannu­ngsleitung startet in der Ortschaft Teuste (Zaragoza), durchquert La Rioja und endet im Baskenland. Diese Stromtrass­e soll es gewesen sein, die den Anstoß für das beispiello­se Moratorium gab.

Die Projektent­wickler wollen vor Gericht ziehen. Das Vorgehen der Regionalre­gierung widersprec­he der EU-Direktive, wonach grüne Projekte von öffentlich­em Interesse seien und einem vereinfach­ten Genehmigun­gsverfahre­n unterlägen. Die Photovolta­ik-Vereinigun­g Unef prüft bereits, einen Vorabentsc­heid des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EuGH) zu erreichen.

Die Stromtrass­e durch La Rioja zu Fall zu bringen, dürfte allerdings schwer werden. Da es sich

um eine nationale Transportl­eitung für Strom handelt, unterliegt sie der Kompetenz des Staates. Im Genehmigun­gsverfahre­n hatte sich keine der betroffene­n Regionen gegen das Vorhaben ausgesproc­hen. Auch die frühere PSOE-Regierung von La Rioja hatte keine Einwände gegen die Stromtrass­e.

Allerdings ist es sehr ungewöhnli­ch, dass eine Stromleitu­ng mit dieser hohen Spannung von einem Privatunte­rnehmen ausgeführt wird und nicht vom staatliche­n

Stromnetzb­etreiber REE. Für den war es aber wohl zu unwirtscha­ftlich. Das Unternehme­n aus Aragón macht das Vorhaben auf eigene Rechnung, um den Strom von sechs Windparks mit je 50 Megawatt Leistung abführen zu können. Die Trasse ist 150 Kilometer lang.

Nach der Verabschie­dung des Moratorium­s bezeichnet der Ministerpr­äsident von La Rioja, Gonzalo Capellán (Volksparte­i, PP), die Stromtrass­e „als Geschoss, das vom Regierungs­sitz Moncloa in Madrid abgefeuert wurde, um unser Territoriu­m und unsere einmalige Landschaft zu zerstören“. Alle regionalen Behörden seien nun aufgeforde­rt, alle nötigen Schritte zu unternehme­n, „um dieses Attentat

gegen unser Erbe, unsere Kultur und unsere Territoriu­m zu stoppen“. Der Photovolta­ik-Sektor glaubt dagegen, dass hinter dem Moratorium die Wein-Lobby in La Rioja steckt.

Seit den Landtagswa­hlen werden viele Regionen von der konservati­ven Volksparte­i (PP) und der rechtsextr­emen Vox-Partei regiert. Dort haben Erneuerbar­e Energien mit Gegenwind zu kämpfen. In der Nachbarreg­ion Aragón wurden Erneuerbar­e Energien mit einer neuen Steuer belegt. Auch in Extremadur­a ist es für die Branche schwierige­r geworden. Das Moratorium in La Rioja stellt aber die bisher heftigste Maßnahme gegen Wind- und Solarkraft dar.

Stromtrass­e könnte „einmalige“Landschaft in La Rioja zerstören

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Foto: dpa Eine geplante Stromtrass­e gab wohl den Ausschlag für das Moratorium in La Rioja.

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