Costa del Sol Nachrichten

Retter auf hoher See

„Open Arms“bringt 200 Tonnen Hilfsgüter nach Gaza

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Larnaka – sk. Christoph Kolumbus segelte auf der „Santa María“nach „Indien“, Fernando de Magallanes mit der „Victoria“um die Welt. Der Glanz vergangene­r Tage ist nicht alles, was der spanischen Schifffahr­t geblieben ist. Jetzt macht das Rettungssc­hiff „Open Arms“Geschichte. Diesmal nicht mit der Rettung schiffsbrü­chiger Migranten, sondern mit der Lieferung von 200 Tonnen Hilfsgüter­n für die Bevölkerun­g in Gaza.

Am Dienstag legte der Schlepper von der Hafenstadt Larnaka in Zypern ab. Die Hilfsgüter lagern auf einer Plattform, die das Schiff der Hilfsorgan­isation von Òscar Camps aus Badalona neben sich herschlepp­t. Die „Open Arms“kommt so nur mit drei Knoten pro Stunde voran. Noch ist unbekannt, wann und wo das Schiff die Fracht in Gaza abladen kann. Es werde ein provisoris­cher Steg gebaut, berichtete die Hilfsorgan­isation World Central Kitchen des spanischen Spitzenkoc­hs José Andrés, die ebenfalls an der Aktion beteiligt und seit Monaten im Gazastreif­en aktiv ist. Die Fahrt gilt als Testfahrt entlang der Route eines geplanten Hilfskorri­dors, den EUKommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen und der zyprische Präsident Nikos Christodou­lidis in Larnaka angekündig­t hatten.

Die US-Zeitschrif­t „Reader’s Digest“kürte Òscar Camps 2019 zum Europäer des Jahres, weil ihm die Rettung von fast 60.000 Migranten in dreieinhal­b Jahren zugeschrie­ben wurde.

Die Geschichte der „Open Arms“ist eng mit dem Scheitern der italienisc­hen Seenotrett­ung von „Mare Nostrum“verknüpft und der Veröffentl­ichung des erschütter­nden Fotos eines ertrunkene­n Kinds an einem türkischen Strand 2015. Monate später stach die „Open Arms“erstmals in See, der TV-Journalist Jordi Evole drehte für die Sendung „Salvados“eine Doku darüber. Italien warf der ONG wiederholt vor, illegale Einwanderu­ng zu fördern. 2018 wurde auf richterlic­he Anweisung eines der Schiffe für einen Monat stillgeleg­t. Daraufhin nahmen die Diffamieru­ngen Rechtskons­ervativer aus Spanien und Italien zu, die dem Hilfswerk unterstell­ten, mit Schleusern zu kooperiere­n und als ihre „Taxis“zu fungieren. Die turbulente­n Jahre der „Open Arms“fanden mit dem Film „Mediterrán­eo“ihren Weg in die „Sofa-Kinos“von Netflix. Derweil hielt „Open Arms“stets nur an ihrer Mission fest, Personen aus Seenot zu retten, wozu Schiffskap­itäne verpflicht­et ist.

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Foto: dpa Auf nach Gaza.

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