Der Kirche auf’s Dach steigen
Nach Ostern beginnt die aufwändige Restaurierung der Kathedrale von Málaga
– mar. Málagas Kathedrale steht die größte Renovierung seit 300 Jahren bevor. Vor allem das Dach vom Anfang des 18. Jahrhunderts ist löchrig und brüchig, es wird rund 20 Millionen Euro kosten, es abzudichten, für die nächsten Jahrzehnte haltbar zu machen und dabei seine historische Ästhetik zu erhalten. Der Bischof Jesús Catalá und sein Dekan José Ferrary, eine Art Verwaltungschef, erklärten, dass „wir zu Ostern den Kran für die Vorarbeiten wieder abbauen lassen, damit nichts die Semana Santa stört“. Danach aber stünden „30 anstrengende Monate“bevor, Besuche bleiben möglich.
Traum vom zweiten Turm
„Und mit dem Dach werden die Arbeiten nicht beendet sein“. Denn auch die private Krypta der Grafen von Buenavista – ihnen gehörte früher das Palais, in dem heute das Picasso-Museum sitzt – braucht eine Renovierung, zudem der Kirchenboden sowie das Portal Postigo de Abades. Und zwischen den Zeilen deuten Kirchenobere immer mal wieder an, dass auch das Thema
des einmal geplanten zweiten Glockenturms noch nicht erledigt sei.
„La Manquita“, die Einarmige, heißt die Kathedrale im Volksmund. Sie wurde direkt nach dem Einzug der Katholischen Könige zur „Reconquista“1487 beauftragt
und auf den Ruinen der größten Moschee der Stadt errichtet. Bis ins 18. Jahrhundert bastelten Baumeister an dem riesigen Gebäude, dessen Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert, die Reliefs und Statuten des Pedro de Mena sowie deren kunstvolle Kapellen zwischen Renaissance und Barock changieren. Für den zweiten Turm reichte das Geld nicht – das ist die gängigste Erklärung, es gibt noch ein Dutzend Verschwörungstheorien zum Thema. Freilich steht die Kathedrale als „Patrimonio Nacional“unter strengem Denkmalschutz, die Einarmigkeit ist damit amtlich.
Volk zahlt alles
Die Restaurierungsarbeiten werden fast in Gänze von der öffentlichen Hand bezahlt, die Provinzverwaltung, die Landesregierung und die Stadt – alle in Händen der Volkspartei (PP) – geben Millionen, die Stadt allein 4,5 Millionen sowie nochmals 100.000 für die Krypta der Grafen. Dieses devote Gebahren gegenüber der ohnehin fiskalisch privilegierten und durchsubventionierten Katholischen Kirche stößt in Málaga nicht nur aufgrund der vielen sozialen Baustellen auf Kritik, sondern auch, weil die Kirche allein mit den Eintrittsgeldern und dem Merchandising für die Kathedrale jährlich Millionen einnimmt, aber nie offenlegen muss.