Wenn es Briten schlecht wird
Gericht eröffnet mündliche Verhandlung gegen kriminelles Netzwerk
Palma – tl. Mit vorgetäuschten Lebensmittelvergiftungen haben zwischen 2014 und 2017 unzählige Britten einem Netzwerk zu hohen Einkünften verholfen und gleichzeitig ihren Mallorca-Urlaub finanziert. Jetzt hat das Ganze ein juristisches Nachspiel. So entschied ein Gericht in Palma, die mündliche Verhandlung gegen acht Angeklagte wegen schweren Betrugs und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu eröffnen. Zwischen sechs und acht Jahre Haft könnte das im Fall einer Verurteilung bedeuten.
Es ist das erste Mal, dass eine beliebte Betrugsmasche, die nach Schätzung des Hotelunternehmerverbands von Mallorca (FEHM) jährlich für 50 Millionen Euro Schaden sorgte, vor Gericht kommt. Der modus operand war stets der gleiche: Ein Mitglied der Bande durchkämmte die Hotels in Magaluf nach willigen Urlaubern. Das Angebot: Sie sollten nach der Rückkehr gegenüber dem Reiseveranstalter eine Lebensmittelvergiftung während des Hotelaufenthalts auf Mallorca geltend machen. Die Bande kümmerte sich dann um die Entschädigungsforderung und „belohnte“den Mitmachenden mit einem Betrag, der die Kosten für den Mallorca-Urlaub deckte.
Die Masche funktionierte aber auch nur, weil die großen britischen Reiseveranstalter wie Thomas Cock, TUI oder Jet2 sich damals scheuten, es auf einen Prozess ankommen zu lassen. „Das Ganze hörte schlagartig auf, als wir strafrechtliche Schritte unternahmen“, sagt Anwältin Carolina Ruiz von der Kanzlei Monlex Abogados in Palma, die eines der geschädigten Hotels vertritt.
Selbst mit Hilfe von Detektiven wurde den Betrügern nachgespürt. „Es machte ja auch keinen Sinn, dass nur britische Urlauber krank gewesen sein sollten und nicht Deutsche, Franzosen und Skandinavier, die in den gleichen Hotels wohnten“, so die Anwältin. Die Nachforschungen ergaben, dass sich allein bei einem betrügerischen Netzwerk 800 Reklamationen angesammelt hatten.
„Das Ganze hörte auf, als wir strafrechtliche Schritte unternahmen“