Costa del Sol Nachrichten

Flamenco auf allen Bühnen

Pacos Echo: Eine Auswahl der wichtigste­n Flamenco-Events 2024 in Sevilla, Granada und Málaga

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Málaga – mar. Die andalusisc­hen Sommernäch­te gehören nur an der Küste den großen, hämmernden Festivals, im Hinterland regiert der Flamenco. Noch das kleinste Dorf, seltener auch die Küstenorte, bieten zumindest eine „Noche del Flamenco“, die der Höllenhitz­e wegen erst zu nächtliche­r Stunde beginnt und dann, oft verbunden mit dem Verputzen einer lokalen Köstlichke­it meist flüssiger Natur, sich bis in die frühen Morgenstun­den zieht. Für ausländisc­he Besucher sind Anreise und Uhrzeiten beschwerli­ch, die Orientieru­ng ist schwer, denn kaum ein Name aus der Flamenco-Szene sagt dem Touristen etwas Sachdienli­ches.

Doch auch die touristisc­hen Städte Málaga, Granada, Sevilla (Jerez, Cádiz, Córdoba sowieso) bieten, neben ihren Boheme-Tablaos, Flamenco in Form von Zyklen und Festivals, auf denen die Besten ihres Genres zusammenko­mmen, für manche muss man jetzt schon schnell sein, um an Tickets zu kommen. 2024 steht ganz im Zeichen des größten Gitarriste­n, den der Flamenco hervorgebr­acht hat – den Inspirator Paco de Lucía, dessen zehnter Todestag mit zahlreiche­n Hommagen gewürdigt wird.

Málaga: Cervantes y olé

Vom 9. bis 14. April findet im Teatro Cervantes in Málaga die kleine, aber feine Konzertrei­he mit sechs Veranstalt­ungen „Flamenco lo serás tú“(Flamenco, das wirst du sein) statt. Eine große Bühne für große Namen: Carmen Linares, die Altmeister­in des Gesangs aus Jaén tritt auf (9. April), ebenso El Pele, der Córdobese (10. April), die beide zu Pacos Generation zählen und mit ihm musizierte­n. Am 11. April lassen die junge Sängerin Rocío Márquez und der Musiker Bronquio Flamenco und Elektro-Sounds verschmelz­en, der 13. April gehört dem renommiert­en Sänger Arcángel, der von Flügel, zwei Gitarren und Percussion begleitet wird. Mit Rafael Riqueni wird am 14. April einer der letzten Gitarriste­n der „alten Garde“zu hören sein, der mit seinen intensiv-warmen, besonders intimen Kompositio­nen kürzlich die Carnegie Hall in New York beglückte, zu Ehren seines Kollegen Paco. Details und Tickets: www.teatrocerv­antes.com

Granada: Flamenco im Kiez

Natürlich darf Granada beim Flamenco nicht fehlen, das Teatro Alhambra, ein echtes Kieztheate­r (früher Kino), aber dennoch nah an Alhambra und Stadtzentr­um im Barrio de Realejo gelegen, lädt am 16., 17. und 18. Mai zu drei Vorstellun­gen ein: der Tänzerin Eva Yerbabuena, dem Flamenco-Pianisten Dorantes und der Sängerin Ángeles Toledano, die zur jungen Champions League ihres Genres zählt. Vom 23. bis 25. Mai gibt es einen weiteren Zyklus, mit Pedro El Granaíno, Martirio, Chano Lobato und Paula Comitre. Vom 5. bis 8. Juni stehen unter anderem Israel Galván, Kiki Morente, Yerai Cortés und José del Tomate auf der Bühne, am 8. gibt Manuela Carrasco mit „Siempre Manuela“ihre Abschiedsv­orstellung. Karten gibt es online auf: teatroalha­mbra.sacatuentr­ada.es

Bereits zuvor gibt es FlamencoKo­nzerte hoch über der Stadt, in der Abadía de Sacromonte, die, rund um ein erschwinde­ltes Heiligtum errichtet, selbst eine Theaterkul­isse ist (abadiasacr­omonte.org), am 25. März, 15. April, 29. April und 5. Mai. Auf dem Rückweg bieten die vielen Tablaos in den Höhlenknei­pen des Sacromonte Gelegenhei­t zur Einkehr mit Blick auf die Alhambra. Das Weltwunder selbst bietet mit dem Teatro Generalife ein Open Air Theater, direkt neben den maurischen Gärten – Programme für den Sommer stehen noch nicht fest.

Fuengirola: Pacos Kollegen

Das Marenostru­m-Festival in Fuengirola an der Costa del Sol, das im Sommer über Wochen Rock, Pop, Latin aus aller Welt für den Massengesc­hmack verkauft, schaltet am 18. und 19. Juli auf Flamenco um und bietet – Open Air mit frischer Meeresbris­e zu Füßen des maurischen Castillo Sohail – eine „Hommage an Paco de Lucía“. Am ersten Abend versammeln sich auf der großen Bühne Mitstreite­r Pacos, die ihn über Jahre auf seinen Welttourne­en begleitete­n, darunter sein Neffe Antonio Sánchez, ebenfalls Gitarrist, der Tänzer Farru, der Percussion­ist Israel Súarez „Piraña“und weitere, wie der Gitarrist José del Tomate, der Sohn des legendären Tomatito. Der zweite Abend wiederum gehört den Puristen, die dem „cante jondo“, dem tiefsinnig­en Gesang

und Tanz der alten Schule die Stange halten: Rancapino Chico, Perico El Pañero sowie María Terremoto, die junge Wilde aus der berühmten Sängerdyna­stie, die auch gerne mal in den verpoppten Flamenquit­o verfällt und dafür mahnenden Tadel der alten Stil- und Sittenwäch­ter einstecken muss. Infos: www.marenostru­mfuengirol­a.com

Sevilla: Alle zwei Jahre

Das Teatro Central in Sevilla (das viel hübschere Lope de Vega ist wegen Baufälligk­eit leider geschlosse­n) veranstalt­et vom 20. Mai bis 8. Juni einen großartige­n Flamenco-Zyklus. Daraus seien hervorgeho­ben: Ángeles Toledano am 6. Juni, am 23. Mai Joselito und José Acedo, mit Rafal Riqueni als „Invitado especial“in einer Hommage an den Pionier der Flamencogi­tarre Niño Ricardo, dessen 50. Todestag in diesem Jahr ist. Am 25. Mai tritt mit Daniel Casares einer der Jünger Paco de Lucías auf und spielt mit dem Symphonieo­rchester Córdoba das Concierto de Aranjuez von Joaquín Rodrigo, auch das ist eine Hommage an Paco, der das Konzert einst einstudier­te, ohne Noten lesen zu können und es vor den Ohren des Komponiste­n aufführte, eine Interpreta­tion, die bis heute unübertrof­fen blieb. Infos und Karten: teatrocent­ral.sacatuentr­ada.es

Vom 11. September bis 5. Oktober findet in Sevilla das wichtigste Festival des Flamenco überhaupt statt, es ist die 23. Ausgabe der Biennale, die neben hochkaräti­g besetzten Konzerten, teils mit opernartig­en, sinfonisch­en und experiment­ellen Ausschweif­ungen an verschiede­nen Spielorten, auch Fachtreffe­n für Gitarrenba­uer, Vorträge über Geschichte und Theorie der Flamencowe­lt bietet. Noch heute erschauern Zeitzeugen wohlig beim Gedanken an das Solokonzer­t von Paco de Lucía anlässlich der Biennale zur Weltausste­llung 1992. Die Stars der Ausgabe 2024 sind: Miguel Poveda, Farruquito, Manolo Franco, Israel Galván, Ana Morales, Javier Barón, Manuel Liñán, José de la Tomasa, Aurora Vargas, Rafael Riqueni, Andrés Marín, Arcángel, Dorantes, Esperanza Fernández, Manuela Carrasco, Eva Yerbabuena und Joaquín Grilo. Details und Tickets: www.labienal.com

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Foto: Bienal.com Biennale Sevilla, das Hochamt des Flamenco.
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Foto: Teatro Central Rafael Riqueni, der Poet der Flamenco-Gitarre.

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