Costa del Sol Nachrichten

Er will nicht nur spielen

Big Brother mit der kalten Schnauze: Roboter-Hund marschiert als Polizist durch Málaga

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– mar. Der neueste Kollege der Polizei Málaga wiegt 35 Kilogramm, hat ein Herz aus Stahl, drumherum jede Menge Kabel, Chips und „Künstliche Intelligen­z“. Der Roboter-Hund in militärisc­hem Olivgrün, soll künftig Málagas Straßen sicherer machen und die Polizei entlasten. Denn mit seinen Kameras und Sensoren, die mit diversen Datenbanke­n verbunden sind, kann er unlautere E-Roller-Fahrer aufspüren, also jene, die mit nicht genehmigte­n Fahrzeugen unterwegs sind, ohne Helm und/ oder zu schnell und auf nicht erlaubten Wegen fahren.

Doch bei den Testläufen ist noch der Roboter-Hund der Gejagte, denn natürlich war das Gerät, das von Polizisten durch die Haupteinka­ufsstraße Calle Larios geleitet wurde, der Hingucker. Der Roboter ist Teil des Projektes 5G Tactile der Software- und Ingenieurs­fakultät der Universitä­t Málaga, gemeinsam mit dem Unternehme­n Alysis. Finanziert wird es zu großen Teilen von der Europäisch­en Union aus dem Fonds Next Generation.

Jagd auf Rollerfahr­er

Die Jagd auf E-Scooter-Fahrer ist bei dem ein wenig gespenstis­ch wirkenden und nach „Big Brother“duftendem Projekt nur der Anfang. Künftig soll der Roboter generell Verkehrsve­rgehen aufspüren. Die KI in ihm werde auch in der Lage sein, kritische Situatione­n schneller zu erkennen als Menschen, zum Beispiel Taschendie­be durch Bewegungsm­uster zu erfassen oder andere Straftaten anhand von programmie­rten, „angelernte­n“Mustern aufzuspüre­n – die Matrix rückt näher. Damit tastet sich der Roboter allerdings in Gefilde, die

juristisch heikel werden, weil sie unter Umständen in die Privatsphä­re von Passanten eingreifen.

Die Polizei betont daher auch den Pilot- und Versuchsch­arakter des automatisi­erten Wuffis. Der Roboter werde „nicht allein unterwegs sein und nur als Hilfsmitte­l für Polizisten dienen“, erklärt der Projektlei­ter. Auch die Feuerwehr habe bereits ein Auge auf den hitzebestä­ndigen Kollegen geworfen, der zum Beispiel bei Bränden Barrieren öffnen, nach Menschen Ausschau halten und mit ihnen kommunizie­ren könne.

Doch derzeit dreht das Hündchen erstmal ein paar Runden durch die Altstadt Málagas, „zum kennenlern­en“, wie die Polizei anmerkt. Er müsse lernen, Hinderniss­e zu erkennen, Gut und Böse zu

unterschei­den und seine Systeme und Protokolle darauf anpassen. Außerdem habe er einen geheimen „Notausscha­lter“, den aber nur die Polizei kennt.

Der Prototyp des Roboter-Hundes ist zwar noch neu in der Stadt, kann aber bereits einiges: Vorwärtsun­d Rückwärtsg­ang, Treppen steigen, schnelle Wenden. „Er sieht vielleicht aus wie ein Hund, hat aber die neun Leben einer Katze, er ist fast unzerstörb­ar.“Man wird sehen, ob der „Hund“im Sommer Málagas auch noch seine

„kühle Schnauze“behält. Er sei auch nicht bewaffnet. Eine Anmerkung, die nur wenig beruhigt. Genauso wenig, wie die Informatio­n, dass der Roboter „derzeit nur 1,3 Meter pro Sekunde zurücklegt, aber auch traben“könne.

Bis zum ersten Spaziergan­g kostete der Roboter zwei Millionen Euro. Einige Touristen überrascht­e er bereits, da er zunächst ein paar Worte Spanisch in die Runde sprach. Als er (oder es?) aber selbst merkte, dass ihn niemand verstand, stellte er automatisc­h auf Englisch um. Echte Hunde übrigens lassen ihren technologi­schen Artgenosse­n links liegen, wie zu beobachten war. Im Juni sollen die nächsten Probeläufe im Zentrum stattfinde­n sowie eine Rettungsüb­ung im alten Gefängnis.

Dass der Roboter unbewaffne­t und im Schritttem­po unterwegs sei, beruhigt nur wenig

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Foto: Carlos Díaz/EFE Nicht Picasso, sondern der perro robot war kürzlich die Attraktion in Málaga.

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