Waffenhändler vor Gericht
Prozess gegen zwei deutsche Neonazis, die an der Costa del Sol mit Kriegswaffen handelten
– mar. Die Staatsanwaltschaft Málaga sieht wenig Spielraum für Milde. Sie fordert für zwei Deutsche und einen Briten je zwischen 14 und 17 Jahre Haft, unter anderem für den Besitz und die Produktion von Kriegswaffen, ihren Verkauf an Drogenbanden an der Costa del Sol bis zum Campo de Gibraltar, Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz, Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Bildung einer kriminellen Vereinigung.
2020 stürmten Sondereinheiten der Nationalpolizei und Guardia Civil mehrere Immobilien, verhafteten einen damals 70-jährigen Deutschen in Coín sowie in Alhaurín El Grande einen 54-jährigen Landsmann, die in ihren Häusern und Garagen massenhaft Waffen horteten, 160 Stück wurden beschlagnahmt, dazu rund 10.000 Patronen, Handgranaten und eine 1,5 Kilogramm-Bombe – und reichlich Nazi-Devotionalien sowie eine perfekt ausgestattete Waffenund Munitionswerkstatt. Viele der Waffen waren „versandfertig“eingeschweißt mit Magazinen,
Munition, Schalldämpfern. Darunter Kalaschnikows und kurzläufige Maschinenpistolen, sie stammten häufig aus den Jugoslawienkriegen, aber auch aus russischen Beständen.
Die Kunden, die von einem Briten als Mittelsmann beliefert wurden, waren Drogenbanden, die sich seit 2019 vermehrt gegenseitig bekämpften, Konkurrenten hinrichteten,
sich Ware abjagten. Die Polizei verfolgte gründlich jede Spur der bei den Überfällen benutzten Waffen und sie kam mit Hilfe des BKA bald auf den älteren Deutschen, der sich an der Costa del Sol niederließ, nachdem er in Deutschland eine vierjährige Haftstrafe abgesessen hatte – wegen Waffenhandels. Der Jüngere behauptete gegenüber „Kameraden“ und auch der Justiz, er sei der Enkel des Chauffeurs von Hitler. Laut Aussagen des verhafteten Briten, kassierten die Beiden pro Sturmgewehr um die 3.000 bis 4.000 Euro, er reichte die Ware für 5.000 weiter, die Endabnehmer würden zwischen 7.000 und 10.000 Euro bezahlen. Für sie waren die „kurzen Wege“und das technische Know How der NaziBastler solche Preise wert.
Nazis und Narcos vernetzt
Realistischerweise werden die Urteile des in Kürze beginnenden Prozesses nicht über zehn Jahre Haft hinausreichen, die tatsächliche Haftzeit dürfte noch weitaus geringer werden. Dass es sich nicht um einen Einzelfall handelte und allerlei ähnliches Gelichter die Costa del Sol als Aktionsraum nutzt, wurde erst im Oktober 2023 wieder ersichtlich, damals wurden spanienweit etliche Mitglieder der neonazistischen Terrororganisation „Combat 18“verhaftet, zwei davon in Málaga. Auch sie waren mit lokalen Narcos und im Waffenhandel vernetzt.