Himmlischer Segen zu Ostern
Semana Santa versaut – Sommer gerettet: Andalusien freut sich über ergiebigen Regen
Sevilla – mar. Andalusiens Landespräsident Juanma Moreno hatte es eilig, am Montag vor die Kameras zu treten, denn solch gute Nachrichten gibt es nicht alle Tage, noch dazu so billig. Wie ernst die Lage rund um das Wasser im Lande ist, wird schon dadurch belegt, dass seine Mitteilung: „Es wird diesen Sommer nicht nötig sein, Trinkwasser per Schiff anzuliefern“als gute Nachricht gilt. Sevillas Bürgermeister trat ebenfalls vor die Presse und freut sich darüber, dass die Stauseen, die vom Versorger Emasesa betreut werden, also jene für die Landeshauptstadt und das Umland, nach der regnerischen Osterwoche zu zwei Dritteln befüllt sind, der Pantano del Gergal ist sogar überfüllt und muss Wasser ablassen und der Pantano de Melonares, der vor allem Sevilla Stadt beliefert, stehe bei 82 Prozent. Seit Palmsonntag seien in dem Gebiet 153 Liter pro Quadratmeter gefallen, das sind 50 Prozent des Gesamtniederschlags des Vorjahres und knapp ein Drittel des langjährigen Schnitts.
„Erst sah es so aus, als müssten wir das Wasser stundenweise abstellen, jetzt haben wir Wasser für vier Jahre“, freut sich Bürgermeister José Luis Sanz, der aber pflichtbewusst dennoch zu „anhaltender Sparsamkeit“aufrief. Das allgemeine Aufatmen war landesweit zu spüren, der Guadalquivir verdoppelte seine Wasserstände, er führt jetzt im Schnitt 64 Prozent seiner Gesamtkapazität, in und um Córdoba musste zwischenzeitlich roter Flutalarm ausgelöst werden.
Zur Erinnerung: Im Norden Córdobas werden seit über 14 Monaten rund 80.000 Menschen per Tankwagen mit Trinkwasser versorgt. Der Regen half vor allem auch den Bauern, deren Felder gerade zu richtigen Zeit richtig gut durchtränkt wurden und die ihre Speicher auffüllen konnten.
Verregnete Osterbilanz
Juana Moreno sprach von einem „traurigen und glücklichen“Ostern und sprach zunächst den katholischen Bruderschaften sein „Beileid“dazu aus, dass sehr viele ihre Prozessionen wetterbedingt absagen mussten. Sevilla blieb ohne ihre „madrugá“, wenn sechs Hermandades mitten in der Nacht bis in die frühen Morgenstunden um die Häuser ziehen, begleitet von schluchzenden Gläubigen, die der hölzernen Jungfrau hysterisch Komplime
mente zurufen als handelte es sich um ein Supermodel. In Málaga fielen 23 der 45 geplanten Prozessionen ins Wasser, „so viele wie seit 1942 nicht mehr“. Besonders Eifrige verfluchten jene, die in Sozialen Netzwerken den Regen statt des Heilands feierten. Das sei „respektlos“. Man tröstete sie mit der Information, dass „Regen auch eine himmlische Gabe“sei.
Der Regen hat auch der Tourismusindustrie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bis zu 15 Prozentpunkte seien Belegungen und Umsätze unter den Erwartungen geblieben, speziell Sevilla und Málaga sprechen von „massenhaften Stornierungen“. Aber alles ist relativ:
Mit 70 bis 75 Prozent Auslastung lagen die Hoteliers dennoch nah an einem neuen Rekord, zumal bereits der Januar und Februar überdurchschnittliche Umsätze brachten, eben auch Dank der allgemeinen Erwärmung und „Entsaisonalisierung“, die seit Jahren angestrebt wird.
Juanma Moreno, der es dann doch noch irgendwie schaffte, sich den Regen als sein Verdienst anzuheften, erklärte, dass die Daten für die Niederschläge, zwar eine „enor
Erleichterung“bedeuten, aber keineswegs Leichtsinn erlauben, es sich nicht um das Ende der Dürre, sondern nur um einen Aufschub handelt. Zumal Huelva, Cádiz und die Gebiete entlang des Guadalquivir bis Jaén diesmal viel Regen abbekamen, aber „am Mittelmeer nicht so viel Wasser fiel“(siehe Seite 8). Er werde daher weiter daran arbeiten, das Wassermanagement zu verbessern und fordert einmal mehr vom Staat, dass auch Andalusien mehr Wasser aus Überleitungen vom Tajo erhalte, wo sich über 1.000 Kubikhektometer angestaut hätten, die ja nicht nur nach Valencia und Murcia fließen müssten. Denn trotz des Regens bleibt die Gesamtlage in Andalusien angespannt, landesweit sind die Füllstände der Stauseen bei 40 Prozent der Kapazität und liegen damit 24 Punkte unter dem langjährigen Mittel und immer noch 12 unter dem Stand des Vorjahres, in dem der Dürrenotstand ausgerufen wurde.
Die Landesvorgabe eines Maximalverbrauchs für 160 Liter pro Tag und Bürger wird vorerst nicht angerührt. Eine Vorgabe, die übrigens nur für „Normalbürger“, nicht für Touristen in Hotels gilt. Mitte April tagt der „Dürretisch“der Landesregierung, um zu entscheiden, ob einige Restriktionen gelockert werden können.
Der Regen bringt enorme Erleichterung – aber erlaubt keinen Leichtsinn