Krieg der Konzerne
Stromriese Iberdrola verklagt Öl-Multi Repsol wegen Greenwashing
Madrid – tl. Der Stromriese Iberdrola und der Mineralölkonzern Repsol sind sich nicht grün. Seit Repsol in Sachen grüner Energie aktiv ist und Iberdrola damit ins Gehege kommt, schaukelt sich der Konflikt hoch. Jetzt hat Iberdrola Repsol wegen Greenwashing verklagt. Ein Gericht in Santander hat die Klage angenommen. Der Vorgang ist einmalig in der Unternehmensgeschichte Spaniens.
Die Zeitungen „El País“und „CincoDías“sprechen von einem „offenen Krieg“. Die Schärfe des Konflikts hat auch etwas zu tun mit zwei großen Egos. Ignacio Sánchez Galán (73), Präsident von Iberdrola, und Antonio Brufau (76), in gleicher Funktion bei Repsol, sind so etwas wie die Dinosaurier der Unternehmerschaft.
In der 107 Seiten dicken Klageschrift beruft sich Iberdrola auf das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb und wirft Repsol irreführende Aktivitäten und unerlaubte Werbung vor. Nach Ansicht von Iberdrola hat der Mineralölkonzern drei Werbekampagnen – Biosprit, grüner Wasserstoff und Multienergie – gefahren, die unter Greenwashing fallen. Auch auf 15 Einträge auf der Repsol-Webseite soll das zutreffen.
Der Mineralölkonzern definiere sich „als nachhaltiges Unternehmen, das führend im energetischen
Übergang sei, die Umwelt schütze, den CO2-Fußabdruck reduziere und die Effekte des Klimawandels mildere“. Dabei unterlasse der Konzern relevante Informationen. Nämlich dass 82 Prozent der Investitionen in fossile Brennstoffe fließen würden und nur 0,82 Prozent in erneuerbare Energien.
In dem Streit dürfte Iberdrola die Regierung auf ihrer Seite wissen. Repsol-Präsident Brufau ist ein erklärter Gegner der Koalition aus PSOE und Sumar. Auch heißt es seitens Repsol, dass die Art und Weise, wie in der EU an die Dekarbonisierung herangegangen werde, ideologisch geprägt sei. Energieministerin Teresa Ribera ließ sich denn auch zu der Mitteilung hinreißen: „Endlich kommt das leidige Thema Greenwashing vor Gericht“.
Repsol präsentiert sich als nachhaltig, investiert aber in fossile Brennstoffe