Costa del Sol Nachrichten

Odyssee in der Werkstatt

Wie ein angeblich schwerer Motorschad­en sich in nichts auflöst

- Bine und Piter Thunder Guardamar

Wir waren von Spanien schon viel gewöhnt, meistens etwas Positives, aber was wir vor einigen Wochen erleben mussten, dies schlug doch dem Fass den Boden heraus. Es schien, als wären wir einer Betrugsfir­ma auf den Leim gegangen, aber vielleicht war es auch so? Wir hatten vor unserer Anreise nach Spanien einen größeren Jahreswage­n mit Mobilitäts­garantie gekauft. Die Anreise führte uns durch das gelobte Land der rebelliere­nden französisc­hen Bauern, anstatt in Paris oder in Brüssel zu demonstrie­ren, so verlegten sie ihre Aktivitäte­n auf die französisc­hen Autobahnen und nahmen alle Benutzer in Geiselhaft.

Für 800 Kilometer benötigten wir 37 Stunden ohne Schlaf und dies hätten wir auch mit den „bicicletas“umweltfreu­ndlich bewältigt. Das Auto schaffte die Stopund Go-Strecke ohne Probleme, jedoch nach der Grenze in Spanien „erfreute“uns die Warnlampe der Motorkühlu­ng, also rechts ran und sehen, was Sache war. Es schien nicht genügend Kühlflüssi­gkeit vorhanden zu sein. Nach vorsichtig­em Öffnen des Kühlbehält­ers strömte das Kühlmittel nach und wir konnten weiterfahr­en. Dies wiederholt­e sich auf 800 Kilometern noch zweimal!

Wir besuchten in Guardamar eine Renault-Werkstätte, die jedoch für diesen Typ von Renault kein Interesse zeigte, also nach Torrevieja und das Unangemess­ene nahm seinen Lauf. Diese „Fachwerkst­att“aus eigenen Gnaden übernahm unser Auto nur zur Diagnose, weil wir wegen der vorhandene­n Garantie mit unserem deutschen Autohaus Rücksprach­e nehmen mussten. Wir gaben das Auto ab und fuhren mit unseren Rädern nach Guardamar zurück, wo uns eine „niederschm­etternde“Nachricht im E-Mail-Eingangsfa­ch erwartete. José von Renault stellte einen Motorschad­en fest und bezifferte ihn in einer „ersten Schätzung“mit 11.600 Euro. Diese Aussage konnte nach einer halben Stunde getroffen werden?

Für uns ein echter Paukenschl­ag! Am nächsten Tag sprachen wir mit unserem deutschen Verkäufer und er meinte nur, dass der Motor mit dieser knappen Kilometer-Leistung nicht diesen Schaden haben kann, zumal vorher der Service gemacht wurde. Wir besprachen das Szenario mit der dann anstehende­n Rückreise. Der Verkäufer wollte uns und das Fahrzeug mit einem Abschleppd­ienst nach Deutschlan­d kostenlos zurückhole­n und dies bei gesamt 5.200 Kilometern und vier Übernachtu­ngen im Hotel. Wir holten das Fahrzeug gegen Abend wieder ab, José war sauer über den entgangene­n sehr „preiswerte­n“Motorwechs­el und er warnte vor peligro, peligro – also Gefahr wegen Kühlmittel im Motor. Wir bezahlten für die Betrugs-Diagnose einen stolzen Preis von 96,20 Euro, denn umsonst läuft auch hier gar nichts!

Wir fuhren am nächsten Tag zu einem 50 km entfernten RenaultHän­dler, dem wir vor der CoronaPand­emie ein neues Auto für eine spanische Familie abgekauft hatten. Hier nahm man sich vier Stunden Zeit, las einen kleinen Fehler aus, füllte ein neues Kühlmittel ein, ließ den Motor im Langzeitte­st laufen und gab das Auto zur Weiterfahr­t frei. Kosten für alles 155,74 Euro, die wir liebend gern bezahlten.

Nun wollten wir aber unsere 96,20 Euro zurück haben, einige Mails gingen hin und her, die Firma wollte nicht einlenken! Wir drohten mit dem Formular „ hoja de reclamacio­nes“des Verbrauche­rschutzamt­s und wie eine Fügung der Erleuchtun­g wurde der Betrag zurückerst­attet. Übrigens ein generalübe­rholter Renault-Motor von Fair-Motor in Deutschlan­d kostet ohne Einbau frei Werkstatt 3.780 Euro, ein wahres Schnäppche­n zu der „coolen“Werkstatt in Torrevieja.

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Foto: dpa

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