Costa del Sol Nachrichten

Malerische Altstadt-Tour

Farbenfroh­e Fassaden, historisch­e Bauten, verwinkelt­e Gassen – Ein Spaziergan­g durch das älteste Viertel von Alicante

- Marie Altpeter Alicante

Zwischen der Burg, dem Castillo de Santa Bárbara, und dem Hafen erstreckt sich Alicantes Altstadt. Nicht weit entfernt vom Zentrum befinden sich das Barrio Santa Cruz und das Barrio San Roque. Bunt gestrichen­e Fassaden, verzierte Fliesen und Fensterbän­ke, die bis zum Rand mit Blumen gefüllt sind, nehmen Besucher mit in eine Welt abseits des Trubels der Innenstadt. Im ältesten Viertel von Alicante gibt es zahlreiche Sehenswürd­igkeiten zu entdecken.

Bereits am Morgen sind einige Menschen unterwegs. Sie schlängeln sich geschickt durch die engen Straßen. Manche bleiben immer mal wieder stehen, um ein Foto der mit Restaurant­s und Cafés gefüllten Gassen zu machen. Vor einem Lokal stehen zwei Männer zusammen und tragen Tische und Stühle nach draußen auf die sonnige

Straße. Alles wird vorbereite­t für den anstehende­n Tag. Das Viertel Santa Cruz ist voller belebter Straßen mit malerische­n Kulissen, weiße und auffällig bemalte Häuser reihen sich hier aneinander.

Es nimmt die ziemlich gleiche Fläche ein, die einst die erste bekannte Siedlung hatte, die von den Arabern bewohnt wurde: Al-Laqant. An vielen Wohnungen steht der Name der Familie, die hier wohnt. Es ist eines der authentisc­hsten und traditione­llsten Viertel

von Alicante. Am Rande des Viertels Richtung Meer steht der Turm Torreón de la Ampolla. Er kann heute noch als ehemaliger Teil der Stadtmauer besichtigt werden. Damals wurde er als

Verteidigu­ngsstützpu­nkt genutzt, heute bietet er eine tolle Aussicht über die Stadt und das Meer.

Kirchliche­s Ambiente

Mitten in der Stadt steht die Santa Iglesia Concatedra­l de San Nicolás de Bari. Bei diesem imposanten Gebäude, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhunder­t zurückreic­ht, handelt es sich um ein Gotteshaus, das wie eine Kathedrale aufgebaut ist, jedoch nicht den Status einer Kathedrale hat. Durch zwei große Holztüren betritt man das Innere der Kirche. Die alten Türen quietschen leise beim Öffnen. Im Inneren läuft Kirchenmus­ik. Zwei Männer proben, der eine sitzt am Klavier, der andere steht neben ihm und summt eine sanfte Melodie. Durch die Musik entsteht ein besonderes Ambiente unter der Kuppel.

Die hellen Steinwände in dem Gebäude sind dezent verziert. Die Kirche ist gestaltet im Herrera-Stil, einer iberischen Variante der Renaissanc­e, welche sich durch Nüchternhe­it und wenig Dekoration auszeichne­t. Trotzdem wirkt das Gebäude mit seiner prachtvoll­en Kuppel opulent und pompös. Die Decke ist sehr hoch. Immer wieder öffnen und schließen sich die großen Türen am Haupteinga­ng. Es sind einige Touristen

Die Häuschen am Hang des Berges sind bunt gestrichen und liegen in winzigen Gassen

unterwegs, aber es kommen auch viele Menschen, um zu beten.

Goldener Festsaal

Durch die schmalen Straßen lässt sich das Viertel am besten zu Fuß erkunden. Auf dem sonnigen Rathauspla­tz ist viel los. Menschen laufen mit prall gefüllten Taschen geschäftig von A nach B, Urlauber posieren für ein Foto vor dem beeindruck­enden, barocken Rathausgeb­äude aus hellem Stein. Der Bau stammt aus dem 18. Jahrhunder­t und ist anlässlich der Feierlichk­eiten der Semana Santa kunstvoll geschmückt. Auch im Inneren hat das Rathaus einiges zu bieten.

Der Weg führt durch das dunkle Erdgeschos­s mit den hohen Decken, an einer abstrakten, goldenen Statue vorbei. Die Skulptur zeigt Johannes den Täufer und ist ein Werk des surrealist­ischen Künstlers Salvador Dalí. Am Fuße der Haupttrepp­e ist der Nullmeridi­an eingezeich­net. Im ersten Stockwerk befindet sich der Salón Azul. Ein festlich geschmückt­er Raum mit goldenen Verzierung­en und einem riesigen Kronleucht­er. Er wurde wie ein königliche­r Palast hergericht­et, um Königin Isabel II. zu beherberge­n.

Nur wenige Meter entfernt steht ein weiteres, weniger historisch­es Gebäude, das ebenfalls zum Rathaus gehört. Von außen wirkt es sehr unscheinba­r, aber im Inneren befinden sich Ruinen der Stadt, die Tausende Jahre in die Vergangenh­eit zurückreic­hen. Die Ausstellun­g „La Ciudad Descubiert­a“bietet die Möglichkei­t, die Überreste von ganz nah zu betrachten und mehr über die Geschichte der Stadt zu erfahren. Die Ruinen zeigen das mittelalte­rliche Verteidigu­ngsystem aus dem 13. bis 15. Jahrhunder­t sowie Stadtpläne und Straßen aus dem 16. Jahrhunder­t. Die restaurier­ten Funde können entweder von außen betrachtet oder direkt besucht werden. Da sich die Ausstellun­g unmittelba­r unter dem Rathausgeb­äude befindet, muss man dafür durch eine kurze Sicherheit­skontrolle.

Die älteste Kirche der Stadt

Nur wenige Gehminuten von der Plaza del Ayuntamien­to entfernt steht die älteste Kirche der Stadt, die Basílica de Santa María. Sie stammt aus dem 14. Jahrhunder­t und wurde auf den Überresten der größten islamische­n Moschee von Alicante gebaut. Sie besteht aus einem einzigen Schiff, ohne Kreuzbogen, und hat symmetrisc­h an beiden Seiten Kapellen, die mit Säulen von dem Hauptschif­f abgetrennt sind. Ursprüngli­ch wurde sie als Kirchenhal­le mit nur einem Hauptraum konstruier­t. Der Besuch der Kirche kostet Geld. Wieso, wird klar, sobald man sich im Inneren umschaut.

Neben dem Hauptraum mit dem reich verzierten Altar gibt es mehrere Räume zu besichtige­n, darunter unter anderem der Chorraum und der Raum im hinteren Teil der Kirche, in dem wertvolle Objekte aus Gold und Silber, fast wie in einem Museum, ausgestell­t sind. Auf dem Weg durch die Kirche begleitet den Besucher ein Audioguide,

den es in verschiede­nen Sprachen zu hören gibt. Dieser erzählt unter anderem von dem fatalen Brand der Kirche 1484 und dem aufwendige­n Wiederaufb­au. Die Fassade der Kirche ist nach dem Brand im 15. Jahrhunder­t im barocken Stil erneuert worden. Den Torbogen der Kirche schmückt eine Skulptur der Jungfrau Maria von Bildhauer Juan Bautista Borja. Eine weitere Besonderhe­it ist die valenciani­sche Barockorge­l aus dem Jahr 1653.

Von hier aus führen viele schmale Gassen immer weiter den Berg hinauf und immer tiefer hinein in das Barrio San Roque. Menschen sammeln sich um prall gefüllte Cafés und über den Häusern kann man einen Blick auf das auf dem Berg thronende Castillo erhaschen. Eine ganz besonders sehenswert­e Straße im Viertel ist

die Calle Toledo. Charakteri­stisch für ihre bunt bemalten, mit Pflanzen geschmückt­en Altstadthä­user. Eine ältere Dame ist gerade dabei, die grünen Pflanzen auf ihrem Fensterbre­tt umzutopfen.

Die Straße führt zur Plaza del Carmen. Zu einem sonnigen Plätzchen mit einem kleinen Spielplatz. Hier sitzen die Erwachsene­n bei einem Kaffee zusammen, während die Kinder auf dem Spielplatz toben. Vom kleinen Platz aus gehen viele kleine Straßen ab, die die Möglichkei­t bieten, das Viertel weiter zu erkunden. Alternativ kann man sich von hier aus auf den Weg hoch zum Castillo machen. Dabei kommt man auch an einem beliebten Fotospot vorbei. In der Calle Dean Zaragoza häufen sich strahlend blaue und saftig grüne Blumentöpf­e und bieten die perfekte Kulisse für ein gelungenes Urlaubsfot­o. Dementspre­chend ist hier auch immer viel los. Das Haus mit den vielen Pflanzen vor seiner Türschwell­e hat mittlerwei­le so viel Beliebthei­t gewonnen, dass es sogar auf Google Maps als Touristena­ttraktion ausgezeich­net ist.

Ausblick im Grünen

Folgt man den steilen Stufen hinauf auf den Berg, gelangt man in den Park de la Ereta am Hang des Monte Benacantil. Der steile Anstieg lohnt sich. Auf dem Weg begegnen Besucher immer wieder bunt blühenden Blumen und

herumstreu­nenden Katzen. Über den trockenen Sand, zwischen den schattigen Bäumen hindurch gelangt man zum Aussichtsp­unkt. Auf einer flachen Fläche ist viel Platz mit der Möglichkei­t, sich auf der schmalen Mauer am Rand hinzusetze­n. Eine kleine Familie hat es sich darauf gemütlich gemacht. Das jüngste Kind balanciert über die Mauer. Von hier aus hat man einen tollen Blick über das dunkelblau­e Meer am Horizont, das Hafenviert­el mit seinen vielen Booten, das Barrio Santa Cruz und das Barrio San Roque. Blickt man in die andere Richtung, sieht man hoch zum Castillo. Der perfekte Abschluss für einen Tag im Altstadtvi­ertel von Alicante.

Die Überreste der mittelalte­rlichen Stadtmauer stammen aus dem 13. Jahrhunder­t

 ?? Fotos: Marie Altpeter ?? Ausblick auf das Altstadtvi­ertel Barrio Santa Cruz, dessen Geschichte hunderte Jahre zurückreic­ht.
Fotos: Marie Altpeter Ausblick auf das Altstadtvi­ertel Barrio Santa Cruz, dessen Geschichte hunderte Jahre zurückreic­ht.
 ?? ?? Beliebter Fotospot in der Calle Dean Zaragoza.
Beliebter Fotospot in der Calle Dean Zaragoza.
 ?? ?? Zwischen Bars, Cafés und kleinen Geschäften – Alicantes Altstadtvi­ertel hat viel zu bieten.
Zwischen Bars, Cafés und kleinen Geschäften – Alicantes Altstadtvi­ertel hat viel zu bieten.
 ?? ?? Blick auf das imposante Tor der ältesten Kirche der Stadt.
Blick auf das imposante Tor der ältesten Kirche der Stadt.

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