Malerische Altstadt-Tour
Farbenfrohe Fassaden, historische Bauten, verwinkelte Gassen – Ein Spaziergang durch das älteste Viertel von Alicante
Zwischen der Burg, dem Castillo de Santa Bárbara, und dem Hafen erstreckt sich Alicantes Altstadt. Nicht weit entfernt vom Zentrum befinden sich das Barrio Santa Cruz und das Barrio San Roque. Bunt gestrichene Fassaden, verzierte Fliesen und Fensterbänke, die bis zum Rand mit Blumen gefüllt sind, nehmen Besucher mit in eine Welt abseits des Trubels der Innenstadt. Im ältesten Viertel von Alicante gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Bereits am Morgen sind einige Menschen unterwegs. Sie schlängeln sich geschickt durch die engen Straßen. Manche bleiben immer mal wieder stehen, um ein Foto der mit Restaurants und Cafés gefüllten Gassen zu machen. Vor einem Lokal stehen zwei Männer zusammen und tragen Tische und Stühle nach draußen auf die sonnige
Straße. Alles wird vorbereitet für den anstehenden Tag. Das Viertel Santa Cruz ist voller belebter Straßen mit malerischen Kulissen, weiße und auffällig bemalte Häuser reihen sich hier aneinander.
Es nimmt die ziemlich gleiche Fläche ein, die einst die erste bekannte Siedlung hatte, die von den Arabern bewohnt wurde: Al-Laqant. An vielen Wohnungen steht der Name der Familie, die hier wohnt. Es ist eines der authentischsten und traditionellsten Viertel
von Alicante. Am Rande des Viertels Richtung Meer steht der Turm Torreón de la Ampolla. Er kann heute noch als ehemaliger Teil der Stadtmauer besichtigt werden. Damals wurde er als
Verteidigungsstützpunkt genutzt, heute bietet er eine tolle Aussicht über die Stadt und das Meer.
Kirchliches Ambiente
Mitten in der Stadt steht die Santa Iglesia Concatedral de San Nicolás de Bari. Bei diesem imposanten Gebäude, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, handelt es sich um ein Gotteshaus, das wie eine Kathedrale aufgebaut ist, jedoch nicht den Status einer Kathedrale hat. Durch zwei große Holztüren betritt man das Innere der Kirche. Die alten Türen quietschen leise beim Öffnen. Im Inneren läuft Kirchenmusik. Zwei Männer proben, der eine sitzt am Klavier, der andere steht neben ihm und summt eine sanfte Melodie. Durch die Musik entsteht ein besonderes Ambiente unter der Kuppel.
Die hellen Steinwände in dem Gebäude sind dezent verziert. Die Kirche ist gestaltet im Herrera-Stil, einer iberischen Variante der Renaissance, welche sich durch Nüchternheit und wenig Dekoration auszeichnet. Trotzdem wirkt das Gebäude mit seiner prachtvollen Kuppel opulent und pompös. Die Decke ist sehr hoch. Immer wieder öffnen und schließen sich die großen Türen am Haupteingang. Es sind einige Touristen
Die Häuschen am Hang des Berges sind bunt gestrichen und liegen in winzigen Gassen
unterwegs, aber es kommen auch viele Menschen, um zu beten.
Goldener Festsaal
Durch die schmalen Straßen lässt sich das Viertel am besten zu Fuß erkunden. Auf dem sonnigen Rathausplatz ist viel los. Menschen laufen mit prall gefüllten Taschen geschäftig von A nach B, Urlauber posieren für ein Foto vor dem beeindruckenden, barocken Rathausgebäude aus hellem Stein. Der Bau stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist anlässlich der Feierlichkeiten der Semana Santa kunstvoll geschmückt. Auch im Inneren hat das Rathaus einiges zu bieten.
Der Weg führt durch das dunkle Erdgeschoss mit den hohen Decken, an einer abstrakten, goldenen Statue vorbei. Die Skulptur zeigt Johannes den Täufer und ist ein Werk des surrealistischen Künstlers Salvador Dalí. Am Fuße der Haupttreppe ist der Nullmeridian eingezeichnet. Im ersten Stockwerk befindet sich der Salón Azul. Ein festlich geschmückter Raum mit goldenen Verzierungen und einem riesigen Kronleuchter. Er wurde wie ein königlicher Palast hergerichtet, um Königin Isabel II. zu beherbergen.
Nur wenige Meter entfernt steht ein weiteres, weniger historisches Gebäude, das ebenfalls zum Rathaus gehört. Von außen wirkt es sehr unscheinbar, aber im Inneren befinden sich Ruinen der Stadt, die Tausende Jahre in die Vergangenheit zurückreichen. Die Ausstellung „La Ciudad Descubierta“bietet die Möglichkeit, die Überreste von ganz nah zu betrachten und mehr über die Geschichte der Stadt zu erfahren. Die Ruinen zeigen das mittelalterliche Verteidigungsystem aus dem 13. bis 15. Jahrhundert sowie Stadtpläne und Straßen aus dem 16. Jahrhundert. Die restaurierten Funde können entweder von außen betrachtet oder direkt besucht werden. Da sich die Ausstellung unmittelbar unter dem Rathausgebäude befindet, muss man dafür durch eine kurze Sicherheitskontrolle.
Die älteste Kirche der Stadt
Nur wenige Gehminuten von der Plaza del Ayuntamiento entfernt steht die älteste Kirche der Stadt, die Basílica de Santa María. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde auf den Überresten der größten islamischen Moschee von Alicante gebaut. Sie besteht aus einem einzigen Schiff, ohne Kreuzbogen, und hat symmetrisch an beiden Seiten Kapellen, die mit Säulen von dem Hauptschiff abgetrennt sind. Ursprünglich wurde sie als Kirchenhalle mit nur einem Hauptraum konstruiert. Der Besuch der Kirche kostet Geld. Wieso, wird klar, sobald man sich im Inneren umschaut.
Neben dem Hauptraum mit dem reich verzierten Altar gibt es mehrere Räume zu besichtigen, darunter unter anderem der Chorraum und der Raum im hinteren Teil der Kirche, in dem wertvolle Objekte aus Gold und Silber, fast wie in einem Museum, ausgestellt sind. Auf dem Weg durch die Kirche begleitet den Besucher ein Audioguide,
den es in verschiedenen Sprachen zu hören gibt. Dieser erzählt unter anderem von dem fatalen Brand der Kirche 1484 und dem aufwendigen Wiederaufbau. Die Fassade der Kirche ist nach dem Brand im 15. Jahrhundert im barocken Stil erneuert worden. Den Torbogen der Kirche schmückt eine Skulptur der Jungfrau Maria von Bildhauer Juan Bautista Borja. Eine weitere Besonderheit ist die valencianische Barockorgel aus dem Jahr 1653.
Von hier aus führen viele schmale Gassen immer weiter den Berg hinauf und immer tiefer hinein in das Barrio San Roque. Menschen sammeln sich um prall gefüllte Cafés und über den Häusern kann man einen Blick auf das auf dem Berg thronende Castillo erhaschen. Eine ganz besonders sehenswerte Straße im Viertel ist
die Calle Toledo. Charakteristisch für ihre bunt bemalten, mit Pflanzen geschmückten Altstadthäuser. Eine ältere Dame ist gerade dabei, die grünen Pflanzen auf ihrem Fensterbrett umzutopfen.
Die Straße führt zur Plaza del Carmen. Zu einem sonnigen Plätzchen mit einem kleinen Spielplatz. Hier sitzen die Erwachsenen bei einem Kaffee zusammen, während die Kinder auf dem Spielplatz toben. Vom kleinen Platz aus gehen viele kleine Straßen ab, die die Möglichkeit bieten, das Viertel weiter zu erkunden. Alternativ kann man sich von hier aus auf den Weg hoch zum Castillo machen. Dabei kommt man auch an einem beliebten Fotospot vorbei. In der Calle Dean Zaragoza häufen sich strahlend blaue und saftig grüne Blumentöpfe und bieten die perfekte Kulisse für ein gelungenes Urlaubsfoto. Dementsprechend ist hier auch immer viel los. Das Haus mit den vielen Pflanzen vor seiner Türschwelle hat mittlerweile so viel Beliebtheit gewonnen, dass es sogar auf Google Maps als Touristenattraktion ausgezeichnet ist.
Ausblick im Grünen
Folgt man den steilen Stufen hinauf auf den Berg, gelangt man in den Park de la Ereta am Hang des Monte Benacantil. Der steile Anstieg lohnt sich. Auf dem Weg begegnen Besucher immer wieder bunt blühenden Blumen und
herumstreunenden Katzen. Über den trockenen Sand, zwischen den schattigen Bäumen hindurch gelangt man zum Aussichtspunkt. Auf einer flachen Fläche ist viel Platz mit der Möglichkeit, sich auf der schmalen Mauer am Rand hinzusetzen. Eine kleine Familie hat es sich darauf gemütlich gemacht. Das jüngste Kind balanciert über die Mauer. Von hier aus hat man einen tollen Blick über das dunkelblaue Meer am Horizont, das Hafenviertel mit seinen vielen Booten, das Barrio Santa Cruz und das Barrio San Roque. Blickt man in die andere Richtung, sieht man hoch zum Castillo. Der perfekte Abschluss für einen Tag im Altstadtviertel von Alicante.
Die Überreste der mittelalterlichen Stadtmauer stammen aus dem 13. Jahrhundert