Córdoba macht der Welt den Hof
Das Festival der Patios von Córdoba – Weltkulturerbe – lockt Anfang Mai in die Kalifatsstadt
Córdoba – mar. Vom 2. bis 12 Mai 2024 begeht Córdoba sein Festival de los Patios. Hunderte Innenhöfe stehen dann Besuchern offen, noch offener als sonst, und sind ausladend bepflanzt, feinst herausgeputzt, die Brünnlein sprudeln, stolze Hausbesitzer liefern Erklärungen, mal im Anzug, mal in der Kittelschürze. Hier und da wird Besuchern auch ein Trunk angeboten, manchmal sitzt in einer Ecke ein Gitarrist und klampft betont melancholisch. Es stimmt alles: die Jahreszeit, das Ambiente der endlosen Gässchen der Cordobeser Altstadt, das Flair zwischen maurischer Exotik und quijotesken Szenerien.
Zeitkapsel Patio
Dort finden wir einen Hof mit den typischen goldgelben mit preußisch Blau durchzogenen Azulejos des Sevillaner Stils, eine hölzerne Heugabel lehnt auffällig zufällig an der Wand. Dort sehen wir die puristischen weißen Kalkwände mit blauen Blumentöpfchen und roten Geranien, die für Córdoba so typisch wurden. Eine Ecke weiter ist der Patio ein maurischer Garten, dessen Wege mit den grün-schwarz-ockerfarbenen Kacheln der Granadiner gesäumt wurden. Zeitkapseln der Kulturen.
Die Mauren übernahmen die Patio-Manier einst von den Römern und entwickelten sie mit ihrem überragenden Talent für Stimmungen, Proportionen und die kunstvolle und lebensfreundliche Verbindung der Elemente. Schutz vor Hitze, Privatsphäre, auch das Verbergen
von Reichtum und Frauen sowie
nd sonstigem Besitz, das war die Aufgabe der Patios nicht nur unter den Muselmanen. Der meditative
Aspekt der Patio-Philosophie war immer da, über alle Kulturen hinweg, ein Bedürfnis und zusätzlich klimatisch erzwungen.
Die hunderte kleinen privaten Höfe, sie haben alle Geschichten zu
erzählen und Geheimnisse zu bewahren, von Familienglück und -streit, Enteignungen und Tragödien, Glücksmomenten und - vor allem - dem Geheimnis des Überdauerns der Zeiten. Daneben finden sich Patios in großen historischen Gebäuden, für die, wie für die kleinen, der unbedingte Rat an die Besucher ergeht: Nehmen Sie sich Zeit, hetzen Sie nicht, stellen oder setzen sie sich in ein Eckchen und verweilen Sie doch, es ist so schön. Die privaten Patios sind sozusagen die Kür nach Ihrem Gusto, von den öffentlichen müssen sie aber folgende
gesehen haben: Provinzarchiv, Calle Pompeyos 6, die Casa Árabe, Palacio de Viana, Museum der Schönen Künste (Bellas Artes) sowie Palacio Orive.
52 Höfe nehmen am seit 1921 ausgetragenen städtischen Wettbewerb in drei Kategorien teil und sind entsprechend markiert. Besucher sollten zudem die „Siesta“, ein inoffizielles Weltkulturerbe, von 14 bis 17 Uhr respektieren (der Erfahrung nach eher noch bis 18 Uhr). Genaue Lagepläne und Kurzbeschreibungen der Patios 2024 gibt es unter: https://patios.cordoba.es
Córdobas Patio-Kultur ist das Gemeinschaftswerk vieler Kulturen