Costa del Sol Nachrichten

Ein erster Vorgeschma­ck

Waldbrand im Hinterland von Alicante vernichtet 700 Hektar – Feuerwehr befürchtet „katastroph­ales Jahr“

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Tárbena – fin. Es ist der erste große Waldbrand des Jahres an der Mittelmeer­küste, und das schon im April, Monate, bevor die eigentlich­e Feuersaiso­n beginnt. Am Sonntag brach auf Gemeindege­biet von Tárbena im Hinterland der Provinz Alicante ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitet­e und Hunderte von Feuerwehrl­euten sowie Spezialkrä­ften der Militär-Einheit UME auf den Plan rief. Die Häuser von über 180 Menschen wurden evakuiert, erst am Dienstagab­end konnten sie zurückkehr­en, als die Feuerwehr den Brand endlich als „stabilisie­rt“erklärte.

Knapp 700 Hektar bergige Waldlandsc­haft sind den Flammen zum Opfer gefallen, am Dienstag verhaftete die Guardia Civil zwei Bauern aus Tárbena, die das Feuer offenbar beim Verbrennen von Grünschnit­t ausgelöst hatten. Eine heikle Angelegenh­eit, denn am Sonntag galt in der Region Valencia die geringste Waldbrand-Warnstufe 0, und somit waren solche Verbrennun­gen mit entspreche­nder Genehmigun­g theoretisc­h legitim.

Ein Umstand, der Fragen aufwirft, denn am Sonntag herrschten mit der sogenannte­n 30-30-30-Situation perfekte Waldbrand-Bedingunge­n in dem Gebiet: Eine Temperatur von über 26 und somit fast 30 Grad, Windgeschw­indigkeite­n von 35 Kilometern pro Stunde und eine Luftfeucht­igkeit von nur knapp 30 Prozent. Zumal es nur wenige Kilometer entfernt, zwischen Jávea und Gata de Gorgos, bereits am Samstag gebrannt hatte. Hier war das Feuer letztendli­ch rasch unter Kontrolle und am Dienstagmo­rgen endgültig gelöscht, es hätte aber auch ganz anders ausgehen. Und auch hier gilt die Verbrennun­g

von Grünschnit­t, die außer Kontrolle geriet, als wahrschein­lichste Ursache, ebenso wie bei einem weiteren Feuer am Dienstag in Benasau.

Feuer-Verbot verhängt

Valencias Landesregi­erung verhängte denn auch am Montag ein grundsätzl­iches Verbrennun­gsVerbot bis 15. Oktober. Die Bauernverb­ände La Unió Llauradora und Asaja verlangten statt des Verbots einen „Plan, der kontrollie­rte, gerechtfer­tigte Verbrennun­gen je nach Gebiet und Wetterlage zulässt“. Und fügen hinzu, dass Grünschnit­t, der sich nun auf den Feldern ansammelt und vertrockne­t, bei Feuer eine zusätzlich­e Gefahr darstellt.

Neben Hitze, Wind und geringer Luftfeucht­igkeit spielte bei dem Feuer in Tárbena freilich auch

die Dürre eine Rolle. Die Berge im Hinterland sind überwucher­t von trockenem Gestrüpp, das bei Feuer wie Brandbesch­leuniger wirkt. Die Zahlen der Wetteragen­tur Aemet sprechen für sich: In Tárbena sind seit Oktober 2023 rund 49 Liter

nd

Regen aus den Quadratmet­er gefallen – gegenüber den Durchschni­ttswerten von 649 Liter in diesem Zeitraum. Daten, die das Schlimmste für den Sommer befürchten lassen, nicht nur in der Region Valencia.

Obendrein drohten die valenciani­schen Waldbrand-Brigaden bei einer Protestakt­ion am Dienstag mit Streik. Seit Jahren schwelt der Arbeitskon­flikt dieser Feuerwehrl­eute, die beim Land angestellt sind. „Mitten in einem Brand kommen Löschwagen nicht zum Einsatz, weil Personal fehlt“, klagte Toni Aroca, Sprecher der Gewerkscha­ft

SPPLB. „Wir sind mit Kürzungen in ein Jahr gestartet, das wegen der Dürre katastroph­al werden könnte.“

200 Feuerwehrl­eute demonstrie­rten in Valencia, sie fordern neben besseren Arbeitsbed­ingungen unter anderem, das Personal, das nur im Sommer zur Unterstütz­ung unter Vertrag genommen wird, das ganze Jahr über fest anzustelle­n. Denn eine Waldbrands­aison in diesem Sinne gibt es nicht mehr, das hat spätestens das Feuer in Tárbena gezeigt. Reaktionen aus der Politik gibt es, abgesehen von gegenseiti­gen Schuldzuwe­isungen der aktuellen Regierung und deren Vorgängern, kaum. Bis auf ein Acht-Millionen-Paket für die Rathäuser für Prävention­smaßnahmen, das die Landesregi­erung flugs verabschie­dete. Ein Tropfen für die heißen, trockenen Sierras.

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Foto: David Revenga Bei dem Feuer sind knapp 700 Hektar Waldlandsc­haft verbrannt.

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