Europas bester Flughafen?
Der Internationale AirportRat (ACI) hat jüngst Palmas Flughafen zum besten europäischen Flughafen seiner Größenkategorie – 25 bis 40 Millionen Passagiere im Jahr – erklärt. Eine Würdigung, die der der Direktor Tomás Melgar feierte, als ob der Preis tatsächlich von leidgeprüften Nutzern verliehen worden wäre, und nicht von einem Privatclub, dem der Flughafen selbst angehört.
Doch in Wirklichkeit ist das alles wie ein schlechter Witz. Unser Flughafen ist nicht nur das schrecklichste architektonische Ungetüm des Kontinents in seiner Kategorie, sondern bietet in vielerlei Hinsicht einen offenkundig verbesserungswürdigen Service.
Vergangenen Sonntag etwa funktionierte keines der Laufbänder, die den C-Terminal mit der Gepäckausgabe verbinden. Das war ein langer, dunkler Weg durch die Eingeweide dieser vom Architekten Pere Nicolau entworfenen Verunglimpfung eines Kanzleibunkers. Nicht ein, nicht zwei, kein einziges der Bänder funktionierte. Das war nicht außergewöhnlich, das ist Normalität. So war es auch in der Vorwoche.
Fairerweise muss man sagen, dass eines der wenigen Dinge, die einwandfrei funktionieren, die Sicherheitskontrolle ist, die schnell und effizient abläuft, im Gegensatz zu vielen anderen Flughäfen, wo man, wenn es schnell gehen muss, sich im Gedränge der Warteschlangen in Geduld üben muss. Was das Parken betrifft, muss man in Palma, erst die Schlange der Verkehrssünder, die vor der Einfahrt der Bezahlschranke warten, hinter sich lassen. Dieses Treiben der Falschparker lässt die staatliche Flughafengesellschaft Aena seit Jahren zu. Danach gelangt man in ein Flughafengebäude, das nach und nach von Autovermietungen okkupiert wurde, die die anderen ansässigen Mieter in die unbequemsten oder teuersten Etagen verbannt haben. Die Rolltreppen funktionieren nur jeden zweiten Tag, und der Zugangsbereich scheint eine ständige Baustelle zu sein.
Nachdem wir für unseren Flug eingecheckt und die Sicherheitskontrolle passiert haben, offeriert uns Aena einen kostenlosen Werbeblock mit hochprozentigem Alkohol und Tabak, der sich an alle Reisenden richtet, auch an Minderjährige, die gezwungen sind, die Duty-Free-Gänge zu durchlaufen.
Wie lange die Verbraucherschutzbehörden oder das Büro des Bürgerbeauftragten diesen groben und eklatanten Verstoß gegen die Vorschriften über die – direkte oder indirekte – Werbung für Alkohol und Tabak noch tolerieren werden, ist eine Frage, die ich mir regelmäßig stelle.
Es gibt keinen anderen Flughafen in Spanien, der die Passagiere derart zwingt, einen legalen Drogenladen zu passieren. Das ist einzigartig. Der Grund dafür ist vermutlich der wirtschaftliche Gewinn, den der Flughafenbetreiber durch diesen Frevel einfährt.
Eine weitere Verpflichtung unseres „Europameisters” sollte zweifellos darin bestehen, zum Vorreiter der europäischen Flughafentechnologie zu werden. Aber auch das ist nicht der Fall. Während in Mieres in Nordspanien eine der modernsten Industrien der Welt für die Entwicklung und Herstellung von Flugsteigen – den sogenannten „Finger” – existiert, mit denen viele Flughäfen in unserem Land ausgestattet sind, hat man sich in Palma dafür entschieden, diese Gerätschaften in China zu kaufen, wo sie billiger sind, auch wenn dies bedeutet, dass man einen gigantischen CO2-Fußabdruck hinterlässt, und unsere Landsleute ohne Arbeit dastehen. Von wegen grün und kreislaufförmig.
Wenn die Glaubwürdigkeit des ACI-Clubs woanders genauso ist wie bei uns, ist es besser, die von ihm ausgezeichneten Flughäfen zu meiden.