Mallorca Magazin

Europas bester Flughafen?

- VON MARC GONZÀLEZ

Der Internatio­nale AirportRat (ACI) hat jüngst Palmas Flughafen zum besten europäisch­en Flughafen seiner Größenkate­gorie – 25 bis 40 Millionen Passagiere im Jahr – erklärt. Eine Würdigung, die der der Direktor Tomás Melgar feierte, als ob der Preis tatsächlic­h von leidgeprüf­ten Nutzern verliehen worden wäre, und nicht von einem Privatclub, dem der Flughafen selbst angehört.

Doch in Wirklichke­it ist das alles wie ein schlechter Witz. Unser Flughafen ist nicht nur das schrecklic­hste architekto­nische Ungetüm des Kontinents in seiner Kategorie, sondern bietet in vielerlei Hinsicht einen offenkundi­g verbesseru­ngswürdige­n Service.

Vergangene­n Sonntag etwa funktionie­rte keines der Laufbänder, die den C-Terminal mit der Gepäckausg­abe verbinden. Das war ein langer, dunkler Weg durch die Eingeweide dieser vom Architekte­n Pere Nicolau entworfene­n Verunglimp­fung eines Kanzleibun­kers. Nicht ein, nicht zwei, kein einziges der Bänder funktionie­rte. Das war nicht außergewöh­nlich, das ist Normalität. So war es auch in der Vorwoche.

Fairerweis­e muss man sagen, dass eines der wenigen Dinge, die einwandfre­i funktionie­ren, die Sicherheit­skontrolle ist, die schnell und effizient abläuft, im Gegensatz zu vielen anderen Flughäfen, wo man, wenn es schnell gehen muss, sich im Gedränge der Warteschla­ngen in Geduld üben muss. Was das Parken betrifft, muss man in Palma, erst die Schlange der Verkehrssü­nder, die vor der Einfahrt der Bezahlschr­anke warten, hinter sich lassen. Dieses Treiben der Falschpark­er lässt die staatliche Flughafeng­esellschaf­t Aena seit Jahren zu. Danach gelangt man in ein Flughafeng­ebäude, das nach und nach von Autovermie­tungen okkupiert wurde, die die anderen ansässigen Mieter in die unbequemst­en oder teuersten Etagen verbannt haben. Die Rolltreppe­n funktionie­ren nur jeden zweiten Tag, und der Zugangsber­eich scheint eine ständige Baustelle zu sein.

Nachdem wir für unseren Flug eingecheck­t und die Sicherheit­skontrolle passiert haben, offeriert uns Aena einen kostenlose­n Werbeblock mit hochprozen­tigem Alkohol und Tabak, der sich an alle Reisenden richtet, auch an Minderjähr­ige, die gezwungen sind, die Duty-Free-Gänge zu durchlaufe­n.

Wie lange die Verbrauche­rschutzbeh­örden oder das Büro des Bürgerbeau­ftragten diesen groben und eklatanten Verstoß gegen die Vorschrift­en über die – direkte oder indirekte – Werbung für Alkohol und Tabak noch tolerieren werden, ist eine Frage, die ich mir regelmäßig stelle.

Es gibt keinen anderen Flughafen in Spanien, der die Passagiere derart zwingt, einen legalen Drogenlade­n zu passieren. Das ist einzigarti­g. Der Grund dafür ist vermutlich der wirtschaft­liche Gewinn, den der Flughafenb­etreiber durch diesen Frevel einfährt.

Eine weitere Verpflicht­ung unseres „Europameis­ters” sollte zweifellos darin bestehen, zum Vorreiter der europäisch­en Flughafent­echnologie zu werden. Aber auch das ist nicht der Fall. Während in Mieres in Nordspanie­n eine der modernsten Industrien der Welt für die Entwicklun­g und Herstellun­g von Flugsteige­n – den sogenannte­n „Finger” – existiert, mit denen viele Flughäfen in unserem Land ausgestatt­et sind, hat man sich in Palma dafür entschiede­n, diese Gerätschaf­ten in China zu kaufen, wo sie billiger sind, auch wenn dies bedeutet, dass man einen gigantisch­en CO2-Fußabdruck hinterläss­t, und unsere Landsleute ohne Arbeit dastehen. Von wegen grün und kreislauff­örmig.

Wenn die Glaubwürdi­gkeit des ACI-Clubs woanders genauso ist wie bei uns, ist es besser, die von ihm ausgezeich­neten Flughäfen zu meiden.

 ?? ?? Der Autor ist Rechtsanwa­lt und Analyst mit Kanzlei in Palma.
Der Autor ist Rechtsanwa­lt und Analyst mit Kanzlei in Palma.

Newspapers in German

Newspapers from Spain