Eine Fahrt mit dem Spaßboot pro Jahr weniger?
Betr.: „Für uns sind alle Urlauber auf Mallorca willkommen”, Interview mit der Inselratsdirektorin Susanne Sciacovelli, MM 10/2024 ......................................................
Während unseres dritten Langzeiturlaubs im Februar/März auf Mallorca habe ich mit Interesse Ihr Interview mit der Inselratsdirektorin Susanne Sciacovelli in der ITB Beilage gelesen.
Ich fand die Positionen von Frau Sciacovelli interessant und vielfach richtig, wie zum Beispiel die, das Wort „Qualitätstourismus” zu vermeiden, da es automatisch alle anderen Touristengruppen diskriminiert. (Anmerkung von mir: Ich habe den Eindruck, dass mit „Qualitätstourismus” ohnehin die Zahlungskräftigkeit der gewünschten Zielgruppen gemeint ist, und das finde ich ebenso daneben.)
„Nachhaltig” geärgert aber hat mich eine Position von Ihnen, in der sie Zweifel äußern, dass Ballermann-Touristen für nachhaltiges Verhalten gewonnen werden können. Beim Blick aus der Bar des benachbarten Hafens Cala Nova mit seinen diversen „Just-for-fun”-Booten mit 900 PS Außenbordern, beim Zählen der OberklasseSUVs auf der Fahrt zur hübschen Bucht von Palmanova, beim Wissen um so manches prachtvolles Hide-away mit großzügiger Poollandschaft und immergrünem Park frage ich mich, wie diese, offensichtlich auch nicht kleine Gruppe von Luxus-Touristen und Upper-class-Residenten wohl auf das Thema Nachhaltigkeit zu sprechen ist. Was meinen Sie? Eine Fahrt im Jahr mit dem Spaß-Boot weniger?
Ich meine, das Ausgrenzen von Touristengruppen führt nicht recht weiter, auch vor dem Hintergrund, dass „das Boot offensichtlich noch lange nicht voll” ist, sondern vermehrt Touristen aus Amerika, den arabischen Staaten und Asien gewonnen werden sollen.
Auch halte ich es für unklug, sich immer wieder auf die Ballermann-Touristen zu kaprizieren, wo man das alte Mallorca Stereotyp doch endlich davon wegbringen möchte. Als mein Mann und ich vor 20 Jahren erstmals nach Mallorca kamen, waren wir überrascht, dass der Ballermann – wenn überhaupt – gerade mal einen Quadratkilometer dieser schönen Insel ausmacht und man ihn „nur auf dem Punkt” und sonst gar nicht findet. Und, um eine Nachhaltigkeitslanze für die Ballermänner zu brechen: Die Nachhaltigkeit bei Pauschaltouristen wie ihnen liegt doch vor allem in der Hand von Hotels und Restaurants, also super zu steuern – im Gegensatz zu dem, was am oberen Ende der Touristen-Skala geschieht.
In diesem Sinne, sonnige Grüße aus Sant Agustí!
Heyke Knüpp Berlin (per Mail)