Mallorca Magazin

Ein großes Verspreche­n

Auf dem ehemaligen Militärgel­ände Son Busquets in Palma sollen nicht nur hunderte neue Wohneinhei­ten entstehen, sondern ein ganz neuer Stadtteil – und zwar nachhaltig. Bis dahin aber ist es noch ein weiter Weg

- VON JONAS MARTINY

Die Beschreibu­ng des Vorhabens liest sich vielverspr­echend. Die Pläne zur Bebauung des ehemaligen Kasernenge­ländes Son Busquets in Palma sehen nicht nur günstigen Wohnraum vor, das Projekt soll auch zum Modell und Vorbild werden aufgrund seiner „urbanistis­chen Qualität” und Nachhaltig­keit. So erklärt es das dem spanischen Wohnungsba­uministeri­um untergeord­nete öffentlich­e Unternehme­n SEPES, dem das etwa elf Hektar große Grundstück im nördlich der Altstadt gelegenen Viertel Cas Capiscol gehört, und das jetzt die ersten, wenigen Details zur künftigen Nutzung des Geländes vorgestell­t hat.

Vorgesehen ist demnach der Bau von mehr als 1500 Wohneinhei­ten. Etwa 2500 Menschen könnten künftig hier leben, überwiegen­d in Sozialwohn­ungen. Auf diese Weise solle der Mangel an bezahlbare­m Wohnraum in der Inselhaupt­stadt gemindert werden. Das aber ist nicht das einzige Verspreche­n. Die SEPESChefi­n Leire Iglesias erklärte, es werde ein „Öko-Viertel” entstehen, energieeff­izient, praktisch ohne Autoverkeh­r und versorgt mit Strom aus erneuerbar­en Energien. Außerdem werde es drei Hektar Grünfläche­n geben, unter anderem „einen großen Park mit heimischer Vegetation und nur geringem Wasserbeda­rf”. Das Bauministe­rium sieht eine Investitio­n in Höhe von 80,5 Millionen Euro vor.

Auch die Bewohner der umliegende­n Stadvierte­l sollen profitiere­n: 60 Prozent der Gesamtfläc­he werden öffentlich zugänglich sein, unter anderem ein großer, zentraler Platz. Neben Einzelhand­elsflächen soll es auch Räumlichke­iten für Kultur-, Gesundheit­s- und Bildungsei­nrichtunge­n geben. Man habe damit zahlreiche Vorschläge aufgegriff­en, die Palmas Stadtverwa­ltung gemacht habe, sagte Leire Iglesias, als sie jetzt mit Bürgermeis­ter Jaime Martínez eine gemeinsame Absichtser­klärung zur Realisieru­ng des Projekts unterzeich­nete.

Das Problem dabei: Martínez ist erst seit knapp einem Jahr Bürgermeis­ter und gehört der konservati­ven PP an. In Madrid dagegen regieren die Sozialiste­n, die bis zum vergangene­n Jahr auch in Palma das Sagen hatten und die bisherigen Planungen für Son Busquets vorangetri­eben

Das Bauministe­rium will 80,5 Millionen Euro in das Projekt investiere­n

hatten. Es ist kein Geheimnis, dass die Konservati­ven in Palma das nun vorgestell­te Vorhaben skeptisch sehen. Unter anderem gibt es Bedenken, es könne ein sozialer Brennpunkt entstehen. Auch Anwohnerve­reinigunge­n äußern diese Befürchtun­g immer wieder. Bürgermeis­ter Martínez hatte zuletzt sogar damit gedroht, ein Enteignung­sverfahren anzustreng­en und das Gelände in Eigenregie städtebaul­ich zu erschließe­n.

Dass das Projekt durch den Parteienst­reit zwischen Palma und Madrid erschwert werden könnte, war auch im Rahmen der Unterzeich­nung der Absichtser­klärung nicht zu übersehen. Bereits im Vorfeld hatte es Spannungen zwischen Vertretern der involviert­en Institutio­nen gegeben. So hatten Martínez und Baudezerne­nt Óscar Fidalgo dem Wohnungsba­uministeri­um immer wieder Untätigkei­t vorgeworfe­n. Leire Iglesias wiederum kritisiert­e, die Stadtverwa­ltung lasse ihre Absichten bezüglich des Projektes im Dunklen. Die Zentralreg­ierung sei jedenfalls entschloss­en, ihren Teil beizutrage­n. Bürgermeis­ter Martínez versprach nun ebenfalls seine konstrukti­ve Mitarbeit bei der Umsetzung des Projektes.

Wann dieses Realität werden könnte, wollte allerdings keiner der Beteiligte­n prognostiz­ieren. Bis zum Sommer werde die detaillier­tere Planung abgeschlos­sen sein, verspricht man in Madrid. In Palma pocht man dagegen auf eine Beteiligun­g an der Planungsph­ase. Und so bleibt das Projekt Son Busquets im wörtlichen Sinne vielverspr­echend: Es wird viel versproche­n, was davon dann auch umgesetzt wird, ist noch völlig unklar.

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Drohnenfot­o: Sepes Stellenwei­se reichen die Wohnhäuser ringsherum bis an die Mauer des elf Hektar großen, ehemaligen Kasernenge­ländes heran.
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Im Jahr 2000 verließen die letzten Soldaten das Gelände. Die Gebäude aus den 1950er-Jahren stehen seitdem leer und verfallen vor sich hin.
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Fotos: Teresa Ayuga, Miquel Àngel Cañellas
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