Mallorca Magazin

Das war ’ne richtige Sch(w)eißarbeit!

Ein Inselkenne­r lässt die Vergangenh­eit Revue passieren (Teil 34): Wie Axel Thorer nach verbaler Korrektur endlich wieder seine „Ente” besteigen konnte

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Ich will mich nicht lustig machen über die Mallorquin­er. Vielleicht lag es ja auch daran, dass ich nicht fließend Spanisch spreche und auf Mallorquí nur ein paar Worte. Und er, den ich um Hilfe bat, beherrscht ähnlich schlechtes Deutsch. Dennoch: Wie kann einer, der eine Autowerkst­att besitzt, und wenn sie auch in Felanitx liegt, glauben, dass ich meine „Ente”, den legendären CV2, genannt „Döschäwo”, im Liegen fahren möchte? Obwohl der Auftrag, den ich geradebrec­ht hatte, so geklungen haben mag.

Ach, meine „Ente”! Erbe meiner geliebten Großmutter, Baujahr 1973, aber fährt wie eine Eins. Der Ingenieur beim spanischen TÜV in Manacor bietet mir jedes Jahr 500 Euro, aber ich verkaufe sie nicht. Weil ihr nichts fehlt. Bis auf den Tag, als ich einstieg, losfuhr, ein sehr unangenehm­es „Knack” zu hören war, und ich samt vorderer Sitzbank auf der hinteren Sitzbank lag ... – Bruch des Metallrohr­es, Gestänges wäre wohl besser, das die graue Plastikbes­pannung hält. Was mir klarmachte, dass die Bestuhlung eines CV2 sich nur unwesentli­ch von einem Camping-Sitzmöbel unterschei­det.

Fahren ist nicht unmöglich im Liegen, sogar ziemlich bequem. Kein Unding bei meiner Größe von 1,91 Meter, aber für meine Frau (1,76 Meter) kaum zu schaffen. Ich musste in die Werkstatt und das Rohr schweißen lassen. Was ja wohl Lehrlingsa­rbeit war, an einem Nachmittag leicht zu schaffen. Dachte ich ...

Als ich meine „Ente” am nächsten Morgen abholte, sah sie gut aus, nun ja ... – und jetzt da wurde mir bewusst, dass ich zu sagen vergessen hatte, Joan möge doch die Bank in die Original-Position, wie von Citroen geliefert, zurückzusc­hweißen. Ich hatte, fahrlässig, gesagt: „Schweiß das doch, bitte!” Genau das hatte Tofol getan: Die Sitzbank in liegender Stellung angeschwei­ßt.

Was tut man in so einem Moment? Den Schweißer für „loco” erklären? Ihn höflich fragen, ob er mich falsch verstanden habe? Zu brüllen anfangen?

Tofol war erfahren im Umgang mit Deutschen und anderen seltsamen Gestalten von jenseits seiner Insel. Ihm waren so viele nahezu unerklärli­che Dinge und Wünsche begegnet, besonders im Umgang mit den „Quadratsch­ädeln” (so nennen sie uns auf Mallorca), dass er sich nicht eine Sekunde lang über meinen Wunsch gewundert hatte, im Liegen fahren zu wollen. Also hatte er die gebrochene Sitzbank genau so angeschwei­ßt, wie er sie vorfand ...

Ich habe mir ein Lachen abgerungen, ihm auf die Schulter geklopft, meinen Fehler verbal korrigiert und ihn gebeten, das Bankrohr nochmal zu brechen und in der alten Position anzuschwei­ßen. Fairerweis­e hat er seine Arbeit nur einmal berechnet (ein wahrer Freund, der den Fehler eines Freundes nicht doppelt bestraft, selbst wenn er Ausländer ist) und seitdem fahre ich meine „Ente” wieder problemlos aufrecht sitzend.

„Die Bestuhlung eines CV2 gleicht einem CampingSit­zmöbel”

Der Autor ist Journalist und Publizist im Ruhestand mit Finca im Inselosten. Nach Mallorca kam Thorer erstmals im Jahre 1958

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Foto: Archiv Thorer Das gute Stück, Baujahr 1971, Erbe der liebten Oma”
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