Die Schöne im Norden
Die Playa de Muro wurde 2023 zum schönsten Strand der Welt gekürt. Und das nicht nur wegen des feinen Sands. Auch gastronomisch tut sich dort viel. MM sprach mit dem dortigen Hoteliersverband
Die Playa de Muro im Norden Mallorcas ist bereit für die neue Saison. Mit sechs Kilometern Sandstrand bietet sie eine der längsten Playas der Balearen. Ein Interview mit der Chefin der dortigen Hoteliersvereinigung, Joana María Serra Sáez, über Sterneküche und Strandbars, olympische Schwimmstrecken im Meer und fesche Schürzen aus Luftmatratzen.
Mallorca Magazin: Stranddestination mit Sterneküche: Gastronomisch hat die Playa de Muro einiges zu bieten? Joana María Serra Sáez: Wir haben mit dem „Fusión19” mit Javier Hoebeeck am Herd in der Tat ein Sternerestaurant an der Playa de Muro. Wer gern sehr hochwertiges Fleisch isst, für den ist auch das Restaurant „Boy” und das „El Patio” eine gute Adresse. Fisch- und PaellaLiebhaber sind im „Can Pescador” gut aufgehoben. Und das hier sehr bekannte „Numa Beach” ist ebenfalls einen Besuch wert.
MM: Sechs Kilometer sehr schöne Playa: Da dürfen Strandlokale nicht fehlen. Wo isst man mit den Füßen im Sand? Serra: An einem der schönsten Strandabschnitte im Norden Mallorcas: Eine ganze Reihe solcher Chiringuitos und Restaurants finden sich vor allem bei der Siedlung Ses Casetes des Capellans. Sie heißen „La Ponderosa”, „Can Gavella” oder „Olimpia Opa & Oma”, allesamt traditionelle Familienbetriebe. Dort genießt man besonders Paellas. Und natürlich ein Glas Wein dazu. Zudem gibt es noch das „Milano Beach”. Für Familien ist das „Blue” sehr schön. Die Strandlokale öffnen stets um Ostern wieder.
MM: Sie arbeiten seit 25 Jahren für die Hoteliervereinigung von Muro. Wie viele Hotels haben sich in dieser Asociación zusammengeschlossen? Serra: 30 Hotels, meist Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels, von 32 Hotels an der Playa de Muro insgesamt – mit zusammen rund 16.400 Betten. Nur zwei kleinere Häuser sind nicht dabei. 1978 wurde diese Asociación gegründet.
MM: Die Playa de Palma ist weithin bekannt. Die Playa de Muro – im vergangenen Jahr von der Online-Plattform Rightboat zum besten Strand der Welt gekürt – deutlich weniger. Warum ist sie nicht so in den Schlagzeilen? Serra: Das hat verschiedene Ursachen. Die Playa de Palma ist, der Name sagt's, sehr nah an der Hauptstadt Palma und dem Flughafen. Vom Airport ist Muro weit entfernt, rund 50 Kilometer. Wir sind hier von Anfang an einer klaren Strategie gefolgt: Wir sind nicht in der Nähe von Palma, okay. Was wir aber haben, ist die Natur, von den Bergen bis zum Meer und alles dazwischen. Alle in der Hotelvereinigung waren sich einig, dass wir als Destination in diese Richtung gehen und uns mehr auf Familien und den sportlichen Tourismus fokussieren wollen.
MM: Was haben Sie von der Playa de Palma gelernt? Serra: Wir haben ja zirka 15 bis 20 Jahre später mit dem Tourismus hier im Norden angefangen. Dadurch hatten wird den Vorteil, von der Playa de Palma zu lernen und nicht auf diese Art von Tourismus zu setzen. Vielleicht hat man hier von Anfang an mehr auf Qualität gesetzt.
MM: An der Playa de Muro sind zum Teil dieselben Hotelketten wie an der Playa de Palma. Trotzdem wirkt dieses Gebiet ganz anders. Serra: An der Playa de Muro sind wir in die Fläche gegangen. Wir haben keine Bettenburgen in die Höhe gebaut. Das wirkt in der Tat ganz anders.
MM: Gelingt es Ihnen durch die Fokussierung auf Sportler, insbesondere Radsportler, die Saison zu entzerren? Serra: Auf jeden Fall: Die Radsaison beginnt bei uns bereits im Februar, läuft bis Mai und geht dann in den Monaten Oktober und November weiter. Wir sind sehr stark auf Radler fokussiert.
MM: Soll das in Zukunft so bleiben? Serra: Wir wollen unser Angebot erweitern. Und zum Beispiel vermehrt alle Urlauber ansprechen, die Lust auf Wassersport haben: Surfen, Kiten, Segeln, Kanu fahren, Stand-Up-Paddeling – an dieser schönen Playa ist alles möglich. Und wir möchten in Zukunft noch viel mehr Triathleten und Wanderer für unsere Destination begeistern.
MM: Die Region ist dafür bestens geeignet … Serra: Wir haben hier die Albufera, das Meer und die Tramuntana
ist nicht weit entfernt. Es müssen ja nicht gleich die Tausendergipfel zum Erklimmen sein. Schon die einstündige Wandertour von der Ermita de la Victòria auf den 446 Meter hohen Talaia d'Alcúdia quasi vor unserer Haustür bietet spektakuläre Ausblicke. Für Triathleten stehen zum Laufen viele kleine Wege ohne viel Verkehr zur Verfügung. Das ist natürlich auch für die Fahrradfahrer sehr gut.
MM: Im Meer sind für Schwimmer sogar eigens Trainingsstrecken reserviert. Sie können dort wie in einem olympischen Becken trainieren. Serra: Ja, dort sind Bereiche nur für Schwimmer reserviert, die richtig trainieren wollen. Das sind 200-Meter-Strecken, die alle 50 Meter mit Bojen gekennzeichnet sind. So wissen die Sportler genau, welche Strecke sie zurückgelegt haben. Dazu haben manche Hotels olympische Becken.
MM: Wie schaffen Sie es, so viele radelnde Touristen anzuziehen? Serra: Viele Hotels bieten den Gästen neben Fahrradverleih und Rad-Shop auch abschließbare Fahrradkeller, Radwaschanlagen, Reparaturservice oder eine voll ausgestattete Werkstatt – für alle, die ihr eigenes Rad mitbringen und selbst Hand anlegen wollen. Dazu
Sportmassage, Physiotherapie, spezielle Menüs und Routeninformationen.
MM: Sie haben an der Playa de Muro die Albufera, Mallorcas größtes Feuchtgebiet. Wollen Sie auch mehr Vogelfreunde für einen Urlaub gewinnen? Serra: Und ob. Dieses Paradies für Ornithologen mit seinem großen Artenreichtum wollen wir in Zukunft mehr promoten. Auf die sanfte Art.
MM: An der Playa de Muro setzt man ohnehin auf Nachhaltigkeit. Was tun Sie genau? Serra: Es gibt viele Initiativen. Wir sind die Region auf Mallorca mit den höchsten Recyclingquoten,
was Glas, Papier und Umverpackungen betrifft. Organische Abfälle aus den Hotels werden in Kompost umgewandelt und den Landwirten zur Verfügung gestellt, von denen die Hotels ihre landwirtschaftlichen Produkte beziehen. Einwegplastik wie Becher, Flaschen, Besteck, Teller oder bei Hygieneartikeln sind in den Hotels tabu. Selbst liegengebliebene Luftmatratzen der Gäste bekommen ein zweites Leben und werden zu feschen Schürzen, Lätzchen und Strandtaschen verarbeitet.