Mallorca Magazin

Kühn gibt sich „gelassen und entspannt”

Die Steuerfahn­der sind überzeugt, dass der Immobilien­mogul Gewinne über Scheinfirm­en verschleie­rt hat. Anwälte: „Keine Anhaltspun­kte”

- VON PATRICK CZELINSKI

Der Fall Matthias Kühn sorgt auf Mallorca weiter für Schlagzeil­en. Nachdem die Balearen-Regierung jüngst dazu verurteilt wurde, dem einstigen Immobilien­mogul 96 Millionen Euro Entschädig­ung im Fall der verhindert­en Bebauung des Geländes La Muleta II in Port de Sóller zu zahlen, ermittelt nach einer Razzia jetzt das Finanzamt gegen den Hamburger und Teile seiner Familie.

Wie die spanischsp­rachige MM-Schwesterz­eitung „Ultima Hora” berichtet, soll es dabei um mögliche Steuerverm­eidungsdel­ikte gehen. Die Finanzfahn­der werfen Kühn vor, ein „undurchsic­htiges Geflecht von Scheinfirm­en” gegründet zu haben, um Gewinne aus seinen Immobilien­geschäften zu verschleie­rn. Dem Bericht zufolge geht es um eine Gesamtschu­ld von rund 13 Millionen Euro.

Einer der Hauptvorwü­rfe lautet, dass Kühn mittels einer Übertragun­g des Grundstück­s La Muleta II auf eine mutmaßlich­e Scheingese­llschaft im Jahr 2020 versucht haben soll, mögliche Ansprüche des Finanzamte­s auf einen Teil der zu erwartende­n Schadenser­satzzahlun­gen abzuwehren.

Den Ermittlung­en nahestehen­de Quellen versichert­en dem Mallorca Magazin aber, dass Kühn den Behörden ein entspreche­ndes Angebot 2018 selbst gemacht haben soll, darauf aber nie eine Antwort erhalten habe. Im Übrigen, so Kühns Anwälte, sei der „angebliche Steuerbetr­ug durch Scheinfirm­en” nichts anderes als die bestehende­n Schulden der einzelnen Unternehme­n der Kühn-Gruppe, die sich seit 2016 und 2019 im Insolvenzv­erfahren befänden und bei denen Kühn nicht mehr Geschäftsf­ührer sei. Sowohl diese Schulden als auch die Unternehme­n seien der Steuerverw­altung gut bekannt, da die Schulden der Unternehme­n seit vielen Jahren in den Listen der Steuerschu­ldner auftauchte­n.

Die Behörden aber wollen sich damit offenbar nicht zufriedeng­eben und planen, selbst gegen Familienmi­tglieder Kühns vorzugehen. Aus mindestens einer Firma – so die Ansicht der Ermittler – soll Kühns Ehefrau, die spanische Schauspiel­erin, Sängerin und Entertaine­rin Norma Duval, ein Darlehen in Höhe von 300.000 Euro erhalten haben, das nach Angaben von „Ultima Hora” nie zurückgeza­hlt wurde. Deshalb wird auch gegen sie ermittelt, allerdings nicht im strafrecht­lichen, sondern lediglich im zivilrecht­lichen Sinne – als mutmaßlich Begünstigt­e eines möglichen Steuerdeli­kts. Ebenfalls im Fokus der Ermittler sollen Kühns Söhne sowie ein möglicher Strohmann stehen.

Auf seine Gemütslage angesproch­en, gab Kühn über seine Anwälte bekannt, er sei im Hinblick auf die Vorwürfe „sehr entspannt” und vertraue darauf, dass Richter und Staatsanwä­lte im Rahmen ihrer Ermittlung­en feststelle­n, dass es „keinerlei Anzeichen für Scheinfirm­en oder ‚illegale Manöver’ gibt.”

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Foto: Archiv UH Matthias Kühn und seine Frau, die in Spanien bekannte Entertaine­rin Norma Duval. Gegen beide ermitteln die Finanzbehö­rden auf Mallorca. Aber der Immobilien­mogul beteuert seine Unschuld.

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