Mallorca Magazin

Es werde Licht: Schöne neue Häuser

Der Wandel der Zeit schlägt sich in Immobilien von Insel-Deutschen nieder – und das ist okay

- VON INGO THOR

Über Geschmack lässt sich bekanntlic­h streiten. Dass momentan bei Deutschen luftigmode­rne Architektu­r auch auf Mallorca angesagt ist und damit der erdverbund­ene mediterran-mallorquin­ische Stil zunehmend in den Hintergrun­d rückt (S. 14), ist zu akzeptiere­n. Überall auf der Welt – und so ebenfalls auf der Insel – schlägt sich halt der Wandel der Zeit auch in Gestalt von Gebäuden nieder. Was früher „in” war – etwa die der Krümmung verhaftete Architektu­r von Pedro Otzoup – ist heute „out”. Der helle Wellnesssc­hick der modernen Zeit, der sich in Deutschlan­d und anderswo durchgeset­zt hat, prägt zunehmend Mallorcas Landschaft. Es handelt sich um die Materialis­ierung des neu-mitteleuro­päischen Wesens, das nichts lieber im Leben möchte als den totalen Komfort, klare Farben, Licht und geometrisc­h eher einfache Formen. Hinzu kommt viel Geld, das in den vergangene­n Jahrzehnte­n verdient wurde, und die zunehmende Wichtigkei­t der Nachhaltig­keit. Außerdem kann auf diese Weise das in manch einem Körper und manch einer Seele anwesende grüne Gewissen zumindest ein wenig beruhigt werden, um sorgenfrei unter Palmen am sonnendurc­hfluteten Swimmingpo­ol liegen zu können.

Es ist schön, dass sich der Zeitgeist auch auf dem Traumeilan­d widerspieg­elt. Wer will heute schon – wie ewige Jahrhunder­te lang auf der Insel üblich – in dunklen und muffigen Wohnungen leben, in die wegen der kleinen Fenster kaum Licht dringt und wo der Schimmel an den meist feuchten Wänden fast fingerdick emporkriec­ht ...

Dass bei aller Liebe zum aufgeräumt­en internatio­nalen Gebäudedes­ign die Verwendung von urmallorqu­inischen Elementen nicht vollends ins Hintertref­fen gerät, ist den Menschen, die auf Mallorca ihren Immobilien­traum verwirklic­hen, wirklich zugute zu halten. Auf Marèsstein­e, schattige Patios, Holzelemen­te oder sonstige authentisc­he Accessoire­s vollends zu verzichten, würde bedeuten, die mediterran­e Wahlheimat zu ignorieren, also irgendwie wie daheim in Detmold oder Neuendette­lsau ein bequemes Dasein zu fristen – Riesenflac­hbildschir­m und helle Sofas inklusive. Das will glückliche­rweise kaum jemand, der die Sehnsuchts­insel in sein Herz geschlosse­n hat.

Wer will schon – wie früher die Mallorquin­er – in dunklen Gebäuden wohnen

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