Was dauert länger: Warteschlange oder Bergbesteigung
Schlange an der Kasse im Supermarkt. Eine ziemlich lange Schlange sogar. Die Einkaufswagen sind voll. Die Leute kaufen kräftig ein. Kein Wunder, so kurz vor den Feiertagen. Immerhin muss man sich zu Ostern – wie auch zu Weihnachten – mit so vielen Lebensmitteln eindecken, als käme am Karfreitag ein Nuklearkrieg über uns. Selbst bei einer noch so großen Familie, bei noch so vielen Gästen, können die Supermarktkunden das gar nicht alles essen, was sie da einkaufen.
Aber das ist noch das geringste Problem. Die Schwierigkeit liegt beim Bezahlen. Besser gesagt – bei den Kreditkarten. Auch jene Kunden, die nur einige Artikel kaufen wollen, zahlen per Karte. Drei Leute vor mir wartet eine junge Frau. Kleiner Einkauf. Ich denke, das wird die Sache beschleunigen. Weit gefehlt. Die erste Karte streikt, dann die zweite, die dritte, die vierte. Und die Frau weiß wirklich bei jeder Karte die Pin-Nummer. Ich bin beeindruckt. Und werde immer ungeduldiger.
Andere Kunden auch. Hinter mir grummelt ein Mann stetig vor sich hin. Ich verstehe zwar zunächst kein Wort, aber als schließlich seine Frau hinzukommt – sie hat die Arme voll mit Artikeln, die sie sich, während er schon mal wartete, aus den Regalen geholt hat -, wird mir klar, dass er irgendetwas vom Aufstieg auf den Puig Major murmelt. Den könnte man in DER Wartezeit mit Leichtigkeit schaffen.
Schließlich ist vor mit nur noch ein Kunde, vermutlich Bauarbeiter, der nur wenige Sachen aufs Band legt. Einfach ein paar Kleinigkeiten, die man fürs Bauarbeiter-Frühstück braucht.
Auch er zückt Karte. Er hat wohl nicht gesehen, dass man erst ab sechs Euro so bezahlen kann. Aber da er gar kein Bargeld bei sich hat, hat die nette Kassenfrau ein Einsehen.
Der Mann hinter mir grummelt weiter. Ich bin dran, lege Sachen aufs Band, packe die Sachen in Tüten, zahle – mit Karte. Auch ich rechne ja mit dem Nuklear-Anschlag und habe uns mit allem eingedeckt. Der Mann grummelt. Ich beeile mich, fühle mich schuldig.
Als alles fertig ist, drehe ich mich noch einmal um. Der Mann, der hinter mir war, zückt seine Kreditkarte.