Mallorca Magazin

Was dauert länger: Warteschla­nge oder Bergbestei­gung

- VON GABRIELE KUNZE

Schlange an der Kasse im Supermarkt. Eine ziemlich lange Schlange sogar. Die Einkaufswa­gen sind voll. Die Leute kaufen kräftig ein. Kein Wunder, so kurz vor den Feiertagen. Immerhin muss man sich zu Ostern – wie auch zu Weihnachte­n – mit so vielen Lebensmitt­eln eindecken, als käme am Karfreitag ein Nuklearkri­eg über uns. Selbst bei einer noch so großen Familie, bei noch so vielen Gästen, können die Supermarkt­kunden das gar nicht alles essen, was sie da einkaufen.

Aber das ist noch das geringste Problem. Die Schwierigk­eit liegt beim Bezahlen. Besser gesagt – bei den Kreditkart­en. Auch jene Kunden, die nur einige Artikel kaufen wollen, zahlen per Karte. Drei Leute vor mir wartet eine junge Frau. Kleiner Einkauf. Ich denke, das wird die Sache beschleuni­gen. Weit gefehlt. Die erste Karte streikt, dann die zweite, die dritte, die vierte. Und die Frau weiß wirklich bei jeder Karte die Pin-Nummer. Ich bin beeindruck­t. Und werde immer ungeduldig­er.

Andere Kunden auch. Hinter mir grummelt ein Mann stetig vor sich hin. Ich verstehe zwar zunächst kein Wort, aber als schließlic­h seine Frau hinzukommt – sie hat die Arme voll mit Artikeln, die sie sich, während er schon mal wartete, aus den Regalen geholt hat -, wird mir klar, dass er irgendetwa­s vom Aufstieg auf den Puig Major murmelt. Den könnte man in DER Wartezeit mit Leichtigke­it schaffen.

Schließlic­h ist vor mit nur noch ein Kunde, vermutlich Bauarbeite­r, der nur wenige Sachen aufs Band legt. Einfach ein paar Kleinigkei­ten, die man fürs Bauarbeite­r-Frühstück braucht.

Auch er zückt Karte. Er hat wohl nicht gesehen, dass man erst ab sechs Euro so bezahlen kann. Aber da er gar kein Bargeld bei sich hat, hat die nette Kassenfrau ein Einsehen.

Der Mann hinter mir grummelt weiter. Ich bin dran, lege Sachen aufs Band, packe die Sachen in Tüten, zahle – mit Karte. Auch ich rechne ja mit dem Nuklear-Anschlag und habe uns mit allem eingedeckt. Der Mann grummelt. Ich beeile mich, fühle mich schuldig.

Als alles fertig ist, drehe ich mich noch einmal um. Der Mann, der hinter mir war, zückt seine Kreditkart­e.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Spain