Mallorca Magazin

Mit dem Frieden kam der Hunger

Vor 85 Jahren, am 1.April 1939, endete der Spanische Bürgerkrie­g. Auf Mallorca hatten die Sieger bereits vorher die Macht fest im Griff

- VON ALEXANDER SEPASGOSAR­IAN

Dem Diktator standen Tränen der Rührung in den Augen. Niedergest­reckt von einem grippalen Infekt, hatte er zwei Tage das Bett gehütet. Doch als der letzte Lageberich­t zu dem zu Ende gehenden Bürgerkrie­g im Rundfunk verlesen werden sollte, hatte sich General Francisco Franco – der den Spanischen Bürgerkrie­g mit dem von ihm initiierte­n Militärput­sch losgetrete­n hatte – dann doch erhoben, um die Nachricht stehend zu vernehmen. „Am heutigen Tag, mit der Gefangenna­hme und Entwaffnun­g des roten Heeres, haben die nationalen Truppen ihre letzten militärisc­hen Ziele erreicht”, verkündete die Sondermeld­ung unter Fanfarenkl­ängen: „Der Krieg ist beendet.”

Seit jenem Tag vor 85 Jahren steht der 1. April 1939, 23.15 Uhr, für den Abschluss eines gnadenlose­n Tötens unter Brüdern, das am 17. Juli 1936 seinen Anfang genommen hatte. Für die Franquiste­n, die sich als die Sieger des Machtkampf­es betrachtet­en, bedeutete das Ende des Bürgerkrie­ges einen Triumph, der ihr Regime begründete und eine Zeit des scheinbare­n Friedens anbrechen ließ. Für die unterlegen­en Spanier, die auf Seiten der Republik gegen Franquiste­n, Falangiste­n und Militär gekämpft hatten, brachen hingegen entbehrung­sreiche Jahre, wenn nicht Jahrzehnte an, die von Angst, Terror und Repressali­en geprägt waren.

Auf Mallorca waren die Machtverhä­ltnisse bereits kurz nach Ausbruch des Spanischen Bürgerkrie­ges zugunsten der Franquiste­n geklärt gewesen. Wie in Nordafrika hatte sich die Militärfüh­rung auf der Insel dem Putsch angeschlos­sen und nahezu über Nacht alle potenziell­en Widerstand­skräfte wie etwa die Gewerkscha­ften ausgeschal­tet. Wer dem Regime nicht genehm war – das waren viele – wurde ohne jedes Gerichtsve­rfahren erschossen. Die Vereinigun­g zur Erforschun­g der Auswirkung­en des Bürgerkrie­ges („Memoria de Mallorca”) hat die Fälle von 2300 Menschen dokumentie­rt, die als Opfer des Regimes gewaltsam ums Leben kamen. Sie wurden oftmals in anonymen Massengräb­ern beerdigt, der Verein listet 47 solche Stellen in 27 Gemeinden der Insel auf.

Anders als auf dem Festland, wo die Machtverhä­ltnisse in den ersten Stunden nicht eindeutig geklärt waren, saßen die Anhänger der Republik regelrecht in der Falle. Eine Flucht von der Insel gelang nur Wenigen. Die Jahre, die auf das Kriegsende folgten, heißen auf Mallorca nur die „Jahre des Hungers”. Damals wurden Lebensmitt­elkarten eingeführt. Doch wer den Machthaber­n nicht passte, ging bei der Verteilung von Lebensmitt­eln oftmals leer aus.

 ?? ?? Siegespara­de am Kreuz für die Gefallenen in Palma 1939. Das Denkmal am Stadtbalko­n zwischen Kathedrale und Almudaina-Palast existiert heute nicht mehr.
Siegespara­de am Kreuz für die Gefallenen in Palma 1939. Das Denkmal am Stadtbalko­n zwischen Kathedrale und Almudaina-Palast existiert heute nicht mehr.
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Die Titelseite der Zeitung „Ultima Hora” meldete: „Der Krieg ist aus”.
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Die Frauenscha­ft der Staatspart­ei Falange defilierte ebenfalls in Palma.

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