Mallorquinische Putzgewohnheiten
Neben vielen anderen Dingen ist mir der mallorquinische Drang zur Reinlichkeit ganz besonders lieb und teuer. Immer wieder werde ich ganz persönlich Zeuge davon, wie viel Wert man hierzulande auf Sauberkeit legt. Und das, obwohl in nördlichen Ländern Europas noch die Meinung vorherrscht, im Mittelmeerraum sei es mit der Reinlichkeit nicht so weit her. Von wegen.
Wer’s nicht glaubt, muss nur einmal am Morgen, kurz vor Beginn der Ladenöffnungszeiten, die Avenida Jaume III. entlang gehen. Überall schrubben und fegen die Ladenmädchen und Verkäuferinnen die Bürgersteige. Da kann es geschehen, dass man schon mal eine volle Ladung Arbeit mit dem Besen zwischen die Beine bekommt. Was nicht weiter schlimm ist, denn nur einen Laden weiter erreicht einen ein satter Schwall von Putzwasser. Meist angereichert mit der bekannten Chlorlösung Lejía. Lediglich bei feinen Boutiquen hat das Putzwasser angenehmen Duft nach Veilchen oder Vanille. Was den Chlorgeruch nicht überdeckt.
Der ist hartnäckig und hält sich noch lange in der Luft, wenn die Kellnerin kurz vor dem Ansturm auf das mittägliche „Menu del día” noch einmal kurz den Boden wischt. Wehe dem, der dann eine Tapa isst oder einen Kaffee trinkt. Dann liegt Chlor in der Luft und setzt sich auch in den feinsten Kaffee.
Wobei man froh sein darf, wenn in der Pinte nicht mit Salfumán oder Agua fuerte gearbeitet wird. Das Zeug hat einen hohen Anteil Salzsäure und gilt angesichts des hohen Kalkgehalts im Wasser als (fast) unverzichtbar. Dass es die Kläranlagen echten Zerreißproben aussetzt, wird jede Nase immer wieder feststellen. Auch ganz normale Sickergruben können dem nicht standhalten.
Zudem muss man dem Ungeziefer zu Leibe rücken. In meiner Dorfbar gibt es ein ganz hervorragendes Pa am óli. Ein schieres Vergnügen zur Mittagszeit. Allerdings ein Vergnügen, das ich mir nur leiste, wenn wirklich keine Fliege weit und breit zu sehen ist. Sonst kommt María mit dem Fliegenspray. Das ist so stark, dass es auch mich schachmatt setzt.