Mallorca Magazin

Gegen die Kurzsichti­gkeit

Die Lehren des Daniel Kahneman

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Die Welt hat vor einer Woche eine herausrage­nde Persönlich­keit auf dem Gebiet der Verhaltens­ökonomie und des Finanzwese­ns verloren: Daniel Kahneman, der Wirtschaft­snobelprei­sträger, ist im Alter von 90 Jahren verstorben. Er hinterläss­t uns ein reiches Vermächtni­s an Forschungs­ergebnisse­n, wie kognitive Verzerrung­en die Entscheidu­ngen der Anleger beeinfluss­en. Die Lehren daraus sind vielfältig und es lohnt sich, heute darüber nachzudenk­en.

Nehmen wir beispielsw­eise die „kurzsichti­ge Verlustave­rsion“. Die psychologi­schen Experiment­e von Kahneman legen nahe, dass Menschen Verluste mehr als doppelt so stark empfinden wie entspreche­nde Gewinne. Wenn zwei gleiche Auszahlung­en in Aussicht gestellt werden, neigen Menschen dazu, die Wertentwic­klung zu bevorzugen, die zu keinem Zeitpunkt einen „Verlust“mit sich bringt. Ein Portfolio, das seinen Wert kontinuier­lich um 50.000 Euro steigert, wird gegenüber einem Portfolio bevorzugt, welches zuerst 100.000 Euro zulegt und anschließe­nd wieder 50.000 Euro an Wert verliert.

Aktienmärk­te in der Praxis Stellen Sie sich also vor, Sie hätten Ende 2021 in den S&P 500 Total Return investiert und erst heute wieder in Ihr Portfolio geschaut. Inklusive Dividenden hätten Sie damit eine Rendite von über 13 Prozent in USDollar erzielt. Das ist keine schlechte Ausbeute, allerdings enthält diese Wertentwic­klung einen Rückgang von 24,5 Prozent vom Höchststan­d Anfang 2022 bis zum 12. Oktober 2022. Ein erfolgreic­her Weg mit vielen Stolperste­inen

– Normalität am Aktienmark­t.

Legt sich der kurzsichti­ge Anleger also selbst Hürden in den Weg? Tendenziel­l ja, denn bei jeder Überprüfun­g der Wertentwic­klung lauert die potenziell­e Gefahr, dass temporäre Verluste überbewert­et werden. Ist es also der Weisheit letzter Schluss, einfach die Augen zu schließen und nie wieder in sein Portfolio zu schauen? Allzu realistisc­h erscheint

Rationalit­ät ist gefragt Volatilitä­t ist nichts, was man als Anleger prinzipiel­l meiden sollte. Wenn es Turbulenze­n am Markt gibt, kann der Drang, aus den Aktienmärk­ten auszusteig­en, überwältig­end sein. Es kann aber auch nur eine kurzsichti­ge Verlustave­rsion sein, die mit einer kognitiven Verzerrung einhergeht und Anleger dazu verleitet, unbeabsich­tigt höhere Risiken einzugehen, nur um kurzfristi­ge Schwankung­en zu vermeiden. Wenn man dem Markt fernbleibt, bleibt man vielleicht von der emotionale­n Achterbahn­fahrt verschont, die mit den Schwankung­en der Aktienkurs­e einhergeht. Die vermeintli­che „Sicherheit” ist jedoch illusorisc­h, wenn man sich dadurch weiter von den langfristi­gen finanziell­en Zielen entfernt.

Fazit Eine der größten Herausford­erungen für jeden Anleger ist es, sich auf seine langfristi­gen Ziele und Bedürfniss­e zu konzentrie­ren, wenn man mit kurzfristi­gen Rückschläg­en und Emotionen konfrontie­rt wird. Bevor Sie die „emotionale Reißleine“ziehen und aus Angst vor Verlusten aus dem Aktienmark­t aussteigen, rufen Sie sich die Erkenntnis­se von Daniel Kahneman in Erinnerung. Seine Forschung bietet hilfreiche Denkanstöß­e, um sich den Herausford­erungen des Aktienmark­ts erfolgreic­h zu stellen.

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Zum Autor: Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensv­erwaltung Grüner Fisher Investment­s. Sein Partner Ken Fisher zählt zu den 200 reichsten US-Amerikaner­n. Fisher Investment­s verwaltet mehr als 170 Milliarden US-Dollar für Privatkund­en und institutio­nelle Anleger. Grüner Fisher bietet auch persönlich­e Termine an. Kontakt: +49 (0)6374 9911-0 E-Mail: info@gruener-fisher.de Internet: www.gruener-fisher.de

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