Abseitiges aus der Welt des spanischen Fußballs
Ex-Fußballboss Luis Rubiales nach Haftforderungen kurz festgenommen / Erneut rassistische Beleidigung in Spanien – Spiel abgebrochen
Der von der Justiz der Korruption und der sexuellen Aggression beschuldigte Ex-Präsident des spanischen Fußballverbandes, Luis Rubiales, ist bei seiner Rückkehr in die Heimat festgehalten worden. Rubiales sei gestern auf dem Flughafen Adolfo Suárez in Madrid von Beamten der zuständigen Guardia Civil zunächst in Gewahrsam und nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt worden, berichteten der staatliche TV-Sender RTVE und andere Medien. Nach einem Aufenthalt in der Dominikanischen Republik war Rubiales vergangenen Mittwoch den Berichten zufolge mit einem Linienflieger in der spanischen Hauptstadt gelandet.
Im Strafprozess um den Kuss-Skandal hatte zuvor die Staatsanwaltschaft Medienberichten zufolge zweieinhalb Jahre Gefängnis für den früheren spanischen Fußball-Verbandspräsidenten Luis Rubiales beantragt. Zudem solle er der Weltmeisterin Jennifer Hermoso, die er bei der Siegerehrung nach dem gewonnenen WM-Titel im vergangenen Sommer auf den Mund geküsst hatte, 50.000 Euro Entschädigung zahlen, berichteten mehrere spanische Medien gestern übereinstimmend unter Berufung auf die Justiz. Ein Jahr Haft sei wegen sexueller Aggression in Form des nicht einvernehmlichen Kusses und eineinhalb Jahre wegen Nötigung beantragt worden.
Der Vorwurf der Nötigung beziehe sich darauf, dass Rubiales und drei weitere Fußballfunktionäre Druck auf Hermoso ausgeübt hätten, damit sie öffentlich erkläre, der Kuss sei einvernehmlich erfolgt. Für die drei anderen Fußballfunktionäre seien deshalb jeweils eineinhalb Jahre Haft beantragt worden. Alle vier Angeklagten zusammen sollten Hermoso zudem weitere insgesamt 50.000 Euro Entschädigung zahlen.
Eine Bestätigung der Justiz gab es zunächst trotz Anfrage nicht. Ein Termin für die mündliche Verhandlung wurde ebenfalls nicht bekannt. Gefängnisstrafen bis zu zwei Jahren werden in Spanien in der Regel zur Bewährung ausgesetzt.
Am vergangenen Wochenende ist es derweil bei mehreren Partien im spanischen Fußball zu rassistischen Beleidigungen gekommen. Am dramatischsten war ein Zwischenfall im Viertliga-Spiel zwischen Sestao River Club und CF Rayo Majadahonda. Gäste-Keeper Cheikh Sarr war laut spanischen Medien wiederholt von direkt hinter dem Tor stehenden Fans von Sestao rassistisch beleidigt worden. Der schwarze Torhüter aus dem Senegal stürmte daraufhin auf die Tribüne und packte einen der Zuschauer am Schal, wie auf Videos zu sehen war.
Ordner und Mitspieler zerrten Sarr von der Tribüne, er sah für seine Aktion die Rote Karte. Das Team aus Majadahonda verließ daraufhin unter Protest den Rasen. Das Spiel wurde am vergangenen Samstag beim Stand von 2:1 für die Gastgeber in der 87. Minute abgebrochen. Majadahonda erklärte am Sonntag seine „tiefste Ablehnung und Verurteilung der rassistischen Taten”. Das Team habe sich entschieden, nicht weiterzuspielen, da dies „unserer festen Haltung, Diskriminierung und Rassismus jeder Art nicht zu dulden”, entspreche.
Gleichzeitig kritisierte der Verein die Rote Karte und warf dem Schiedsrichter fehlende Sensibilität vor. Auch Sestao teilte mit, der Club verurteile jede Form von Rassismus und wolle mit der Sportjustiz zusammenarbeiten, um die Verantwortlichen zu finden und den Fall aufzuklären.