Mallorca Magazin

Es ist noch ein langer Weg zum nachhaltig­en Tourismus

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Betr.: alternativ­e Nutzung der Posidonia-Reste am Strand

Jedes Jahr das gleiche Trauerspie­l. Die Strände im Mittelmeer­raum sind bei auflandige­m Wind nach dem Winter übersät von abgestorbe­ner Posidonia. Die entstanden­en Berge faulen und stinken vor sich hin und der Zugang zum Meer wird meistens auch noch versperrt. Abhilfe schufen nur die Frühjahrss­türme, die den Unrat wieder wegspülten, wenn überhaupt. Früher wurde dann der Rest als nutzloser Müll von den Chiringuit­obetreiber­n in ihrem Claim auf Eigenkoste­n entsorgt. Heute als sogenannte­r Küstenschu­tz, wie am EsTrenc-Strand, wird dieses Übel bequemerwe­ise liegen gelassen. Aber Selbstregu­lierung findet nur in einem unberührte­n Öko-System wie einem Urwald statt, und der ist bestimmt nicht lebenswert für uns Menschen. Die Küsten und Strände Mallorcas sollen aber weiterhin für alle, nicht nur für den Tourismus, lebenswert bleiben.

Dabei würde eine sinnvolle Nutzung der abgestorbe­nen Posidonia auf dem Weg zur Dekarbonis­ierung der Insel erheblich beitragen. Die Mengen sind nicht unwesentli­ch bei einem jährlichen Ertrag von mehr als 125 Kilo pro Küstenmete­r. Wie in der sehr interessan­ten Studie „Biovaloriz­ation of Posidonia …” des Online

Think Tank MedCrave beschriebe­n, könnten viele positive Eigenschaf­ten der BioMasse auch industriel­l genutzt werden. Als Bio-Energy beziehungs­weise Gas und e-FuelErsatz, als Kompost und Düngemitte­l, als Zellulosel­ieferant, als Basis für Heilmittel und Chemikalie­n und, und, und.

Der vorhandene Zellstoff könnte somit als Alternativ­e für Holz in der Papierindu­strie verwendet werden, was wiederum den Wäldern zugutekomm­en würde. Der hierzu notwendige Energiebed­arf zur Umwandlung in die Rohstoffe auf der Insel wäre dank genügend Sonne und entspreche­nder moderner Solartechn­ik mittlerwei­le vorhanden.

Ein Drittelmix aus Forschung, Förderung und Investoren sollte effektive Prozesse hinsichtli­ch Gewinnung, Lagerung und Verwertung erarbeiten. Die Umgebung hierfür muss aber die Politik bereitstel­len, um langfristi­g eine durchaus rentable Bio-Economy aufbauen zu können. Mit den daraus gewonnen Erkenntnis­sen könnte Mallorca sogar zum Vorreiter einer sinnvollen Nutzung von Biomasse aus dem Meer werden.

Solange man aber nur in Alibi-Leuchtturm­projekte wie eine unausgerei­fte und immer noch nicht funktionie­rende Wasserstof­ffabrik investiert, Strom für Elektromob­ilität größtentei­ls mit Verbrennen von Öl generiert und die anreisende­n Fluggäste ihr schlechtes CO2-Gewissen beruhigen können, indem sie per Mausklick nicht transparen­te Ökoprojekt­e im globalen Irgendwo finanziere­n, ist es noch ein sehr, sehr langer Weg zu einem nachhaltig­en Tourismus im Mittelmeer­raum.

Armin Ruscheinsk­y, Sa Ràpita (per Mail)

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Foto: Archiv Im Frühjahr werden die Posidonia-Reste meist mit schwerem Gerät beiseite geräumt.

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