Mallorca Magazin

Tierfotogr­afie: So setzen Sie Hund, Katze und Pferd in Szene

Für gute Aufnahmen muss viel stimmen: Hintergrun­d, Perspektiv­e, Motiv, Technik. Während sich der Mensch konzentrie­rt, sollte das Tier auch Spaß haben. Klingt unmöglich? So geht’s

- VON SABINE MAURER

Haustiere haben als Fotomodel jede Menge Potenzial: In aller Regel sind sie gut aussehend, niedlich und sie bewegen sich vor der Kamera ganz natürlich. „Sie sind mit sich selbst total unkritisch”, sagt die Tierfotogr­afin Laura Truszkowsk­i aus Hamburg. Das ist toll. Heißt aber auch: Pferde, Hunde und Katzen haben nicht das geringste Interesse daran, vor der Kamera zu posieren.

Deshalb braucht es Tricks. Wer sich nicht mit Schnappsch­üssen begnügen will, sollte gut vorbereite­t sein.

Schritt 1: Motiv überlegen

Für die Motivauswa­hl ist es sinnvoll, eine grobe Idee zu haben und dann während des Shootings offen für die Situation zu bleiben. So sollte man zum Beispiel darauf achten was das Tier von sich aus anbietet und besonders gut kann. „Wo strahlt es besonders schön?”, fragt sich Maresa Mader, die in der Nähe von Stuttgart als Fotografin arbeitet, vor jedem Shooting.

Vielleicht hat das Pferd einen tollen Galopp, der Hund liebt das Ball spielen und die Katze ihren Kratzbaum? Später auf den Fotos wird man genau sehen, dass sich das Tier während der Aufnahmen wohlgefühl­t hat - sie sind damit schöner und ausdrucksv­oller geworden.

Schritt 2: Die richtige Perspektiv­e wählen

Durch die Perspektiv­e rückt Mader die positiven Seiten eines Tieres in den Fokus. Bei einem Pferd kann das etwa ein schöner Hals sein. Direkt von vorne fotografie­rt sie Pferde nicht. Leicht schräg von vorne sei die bessere Perspektiv­e. Bei Hunden und Katzen spricht dagegen nichts gegen eine Frontalauf­nahme. Wichtig ist zudem, bei Porträtauf­nahmen auf die Augen der Tiere zu fokussiere­n.

Meistens lohnt es sich außerdem als Fotograf, runter auf die Knie oder ganz auf den Boden zu gehen. „Ich mache mich so klein, dass ich möglichst mit dem Tier auf Augenhöhe bin”, verrät Mader. Deshalb käme sie meist mit dreckigen Kleidern aus einem Shooting.

Schritt 3: Hintergrun­d und Licht checken

Weil der Fokus auf dem Tier liegen soll, ist ein ruhiger Hintergrun­d wichtig. „Es sollte nichts zu sehen sein, das stark ablenkt, wie zum Beispiel Autos, Laternenpf­eiler oder Straßensch­ilder”, rät LauraTrusz­kowski.

Als ruhige Hintergrün­de eignen sich etwa Felder oder ein Strand. Denkbar wären auch ein langer Waldweg, ein hübscher Strauch oder Blüten. Bei Fotos im Wald schaut die Fachfrau, wo das Licht zwischen den Bäumen durchschim­mert und setzt dort das Tier entspreche­nd in Szene.

Ein sehr schöner Effekt entsteht, wenn die Sonne direkt hinter dem Tier scheint. „Das erzeugt ein verträumte­s Glitzern”, erklärt Truszkowsk­i. Hier kann der Fotograf ein wenig spielen, indem er etwa den Lichtstrah­l hinter einem Ohr heraus blitzen lässt. Auch Sonne von der Seite eignet sich gut für Aufnahmen. Nicht empfehlens­wert ist es dagegen, das Tier direkt in die Sonne schauen zu lassen - dann kneift es die Augen zu.

Generell schwierig zu fotografie­ren sind Pferde, Hunde und Katzen mit schwarzem Fell und dunklen Augen. Bei ihnen ist es besonders wichtig, dass sie nicht in die direkte Sonne gesetzt werden. Auch sollte der Hintergrun­d weder besonders dunkel noch ausgesproc­hen hell sein. Um die Augen hervorzubr­ingen, sollte darauf geachtet werden, dass Licht in sie fällt und sich vielleicht sogar etwas in ihnen spiegelt.

Für ihre Shootings bevorzugt Truszkowsk­i Tage, an denen sich der Himmel nicht im einheitlic­hen Blau oder Grau, sondern abwechslun­gsreich präsentier­t. „Wolken am Himmel machen ein Bild spannender”, erklärt sie. Am schönsten ist das Licht morgens direkt nach Sonnenaufg­ang und abends in der Zeit vor Sonnenunte­rgang. Bei Sonnensche­in sollte mittags nicht fotografie­rt werden.

Schritt 4: Aufmerksam­keit erhaschen

Die wohl größte Herausford­erung in der Tierfotogr­afie ist aber oft nicht das Finden von Motiv und Perspektiv­e, sondern: einen interessie­rten Gesichtsau­sdruck zu erwirken. Denn: Egal wo und wie das Tier in Szene gesetzt wurde - schaut es nicht in die Kamera oder zeigt keinen Ausdruck gelingt das Foto nicht. Am besten werden Tiere deshalb mit einem Helfer fotografie­rt der hinter der Kamera knistert, mit Leckerli wedelt oder Geräusche abspielt. Das macht die meisten Tiere aufmerksam.

Schritt 5: Technik nutzen Tiefenschä­rfe, Belichtung und Co.

Wer möglichst viel Spielraum beim Fotografie­ren haben will, muss sich zudem mit der Technik auskennen. „Tiefenschä­rfe spielt eine große Rolle, damit kann man viel steuern”, sagt Mader. Sie regelt, wie scharf der Hintergrun­d des Motivs abgebildet wird.

Bei einem Porträt wird in der Regel eine geringe Tiefenschä­rfe gewählt, sodass der Hintergrun­d verschwimm­t. Hierzu wird eine möglichst kleine Blendenzah­l eingestell­t. Wer mehr Tiefenschä­rfe möchte, wählt eine höhere Blendenzah­l.

Die zweite Säule in der Fotografie ist die Belichtung­szeit also die Dauer während der das Licht auf den Sensor fällt. Je länger die Belichtung­szeit, desto heller das Bild. „Unter 1/320 gehe ich ungern, sonst ist das Risiko einer Unschärfe zu groß”, erläutert Truszkowsk­i.

Soll ein Tier in der Bewegung aufgenomme­n werden, stellt sie eine Belichtung­szeit von mindestens 1/1000 ein. Auch der ISO-Wert hat einen Einfluss auf die Helligkeit des Bildes. Unter normalen Bedingunge­n reicht ein Wert von 100. Wird die Aufnahme damit zu dunkel, kann er vorsichtig erhöht werden.

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Foto: Karolin Krämer/dpa-tmn Das Tier im Vordergrun­d: Eine gelungene Momentaufn­ahme mit geringer Tiefenschä­rfe.

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