Mallorca in der Hand der Besucher
Wirklich, ich bin immer wieder beeindruckt, wie sehr die Menschen versuchen, Mallorca zu erkunden und zu verstehen. Sie scheuen dabei keine Mühe und nutzen jede nur erdenkliche Möglichkeit.
Wenn sie mit einem Leihwagen unterwegs sind, halten sie alle paar Minuten an, um die Landschaft oder irgendeine Sehenswürdigkeit
zu betrachten. Meist sind sie von der Schönheit so überwältigt, dass sie genau dort anhalten, wo sie sich gerade befinden. Sie sind nur selten in der Lage, einen Parkplatz zu suchen. Und sie vertiefen sich in den jeweiligen Anblick derart, dass sie die kilometerlange Schlange anderer Autofahrer hinter sich nicht bemerken.
Sollte wider Erwarten es doch einmal jemand auf der Ferieninsel eilig haben und hupen, haben sie gleich einen geeigneten Einblick in die Psyche der Inselbewohner. Es gibt eben heute kaum mehr südliche Gelassenheit; selbst hier hat schon die Hektik unserer zivilisierten Welt Einzug gehalten. Auch die Einheimischen sind nicht mehr, was sie einmal waren.
Auch mancher Radler sucht den Kontakt zur Bevölkerung und fühlt sich schnell wie zu Hause. Es bleibt ja unter uns, wenn jemand in der Bar die Schuhe auszieht, um den Füßen ein wenig Luft zu gönnen. Und eine Waschung in der Herrentoilette nimmt auch niemand Übel. Schließlich kennt man sich ja.
Wanderer sind an Land und Leuten ganz besonders interessiert. Sie schauen oft in jeden Winkel, gehen ungefragt auf Privatgelände oder pflücken mal eben ein Sträußchen. Für die Vase im Hotelzimmer. Die ersten Rosen sind immer besonders haltbar. Und da wagt es wirklich noch jemand von Integration zu sprechen? Der Prozess ist doch längst abgeschlossen. Mallorca gehört den Besuchern.
Gleichzeitig suchen sie das „typische Mallorca“. Wo es das gibt? Dort, wo es nicht immer nur schön, idyllisch, pittoresk, mediterran, romantisch, authentisch, zauberhaft, beschaulich, ländlich, friedlich, malerisch, sondern einfach nur ganz normales Mallorca ist.