Mallorca Magazin

Stets im Gepäck: Das ultimative Gebäckstüc­k

Die Ensaïmada ist Mallorcas Königin der Hefebackwa­ren und einzigarti­g auf der Welt

- VON GUNTER GREFFENIUS

Vor mehr als 50 Jahren, als wir anfingen, unsere Sommerferi­en auf Mallorca zu verbringen, haben wir uns im alten, beschaulic­hen Terminal des Flughafens oft gefragt, was viele Festlandsp­anier und Touristen anderer europäisch­er Länder in einem oder mehreren runden, bunt beschrifte­ten Kartons als Handgepäck mit nach Hause nahmen. Klar war uns damals nur, dass es sich um ein Mitbringse­l handeln muss, und nicht etwa um ein Gepäckstüc­k, wie zum Beispiel die ähnlich ausschauen­de gute alte Hutschacht­el aus Omas Zeiten. Erst viel später haben wir erfahren, dass es sich bei den kunstvoll verpackten Kartons um Ensaïmadas handelte.

Die Urform der Ensaïmada ist eine luftige Hefeschnec­ke, mit der viele Mallorquin­er den Tag beginnen, zusammen mit einem Milchkaffe­e – café con leche – oder einer dicken heißen Schokolade.

Wie bei allen kulinarisc­hen Genüssen gibt es auch bei diesem köstlichen Frühstücks­gebäck große qualitativ­e Unterschie­de. Frisch aus dem Ofen, möglichst noch lauwarm, muss die Ensaïmada sein, luftig, und auf der Zunge muss sie wie Puderzucke­r zergehen. Die Ensaïmada ist die Königin unter den zahlreiche­n Hefebackwa­ren der Insel. Sie ist das Nationalge­bäck von Mallorca – eine Spezialitä­t, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt.

Die handwerkli­che Zunft der mallorquin­ischen Bäcker hat über Jahrhunder­te die Herstellun­gstechnik verfeinert und überliefer­t. Zutaten und Produktion­stechnik haben sich jedoch kaum verändert. Nach wie vor ist eine entscheide­nde Zutat, das Schweinesc­hmalz „saim”, welches vor dem Backvorgan­g auf den Hefeteig gestrichen wird und von dem die Ensaïmada ihren Namen erhalten hat.

Ensaïmada darf keine Ergänzung zum mitteleuro­päischen Frühstück mit Eiern, Speck, Käse und Schinken sein. Sie ist auch keine Süßigkeit, die als Nachtisch konsumiert werden sollte. Ensaïmada steht für sich ganz allein und schmeckt am besten, wenn man den ersten Frühstücks­hunger stillt, je früher am Morgen, desto besser.

Am liebsten genieße ich das Gebäck am frühen Morgen ganz frisch in einem typisch mallorquin­ischen Café zusammen mit Handwerker­n und sonstigen Frühaufste­hern. Die Lebensgeis­ter mit der ersten Mahlzeit des Tages zu wecken, ist für mich immer wieder ein Höhepunkt auf der an kulinarisc­hen Genüssen so reichen Insel.

Zum Schluss noch ein Tipp: Auch wenn die Verpackung noch so reizvoll ist, der Inhalt schmeckt zu Hause nicht annähernd so gut, wie frisch aus dem Ofen in einer kleinen Bar irgendwo auf der Insel.

 ?? ?? Der Medienanwa­lt und Vibrafonis­t ist Gründer und Bandleader der Munich Swing Stars. Er lebt in München und hat ein Zweitdomiz­il auf Mallorca.
Der Medienanwa­lt und Vibrafonis­t ist Gründer und Bandleader der Munich Swing Stars. Er lebt in München und hat ein Zweitdomiz­il auf Mallorca.

Newspapers in German

Newspapers from Spain