Mallorca Magazin

Da ist noch eine Menge Gin

Mit dem Sommer kommt die Zeit der Cocktails und Longdrinks. Wacholderb­rand erlebte auf Mallorca in den vergangene­n Jahren eine rasante Entwicklun­g. MM hat mit drei Produzente­n gesprochen

- VON GABRIEL WOLENIK

Byron Holland lacht, und er lacht gerne. Der sympathisc­he Brite aus Newcastle erklärt, wie seine Brände, die er unter der Marke „Mallorca Distillery” verkauft, ihre unterschie­dlichen Geschmäcke­r bekommen: „Wir packen die ‚Botanicals’ in einen Beutel und diesen Beutel hängen wir dann in die Flüssigkei­t.” Mazeration nennt sich dieser Prozess und Botanicals sind die natürliche­n Zutaten botanische­n Ursprungs, die dem Getreidebr­and auf Grundlage von Wacholder seine unterschie­dlichen Aromen verleihen. Im Falle von Mallorca Distillery sind das beispielsw­eise wilde Blumen, frische Zitrusfrüc­hte oder Zimt und Vanille. Je nach gewünschte­m Ergebnis wird zwischen einer Woche und bis zu zwei Monaten mazeriert.

Ziemlich genau sechs Jahre lang betreibt Holland mit seiner Frau Amber und vier Mitarbeite­rn nun sein Spirituose­n-Unternehme­n mit Sitz im Norden von Palma. Davor leitete er ein BarRestaur­ant im schottisch­en Edinburgh. „Dort kannten wir einen Bierbrauer, und wir gingen zu ihm, um uns seinen Aufbau anzusehen”, so Holland. Davon waren er und seine Ehefrau dermaßen angetan, dass sie das Restaurant verkauften und beschlosse­n, nach Mallorca überzusied­eln. „Wir sahen die Möglichkei­t, Premium-Spirituose­n zu machen”, erklärt Holland. Heute bietet die Marke Mallorca Distillery drei unterschie­dliche „Palma Gins” und einen „Palma Vodka” an. Daneben startete der Brite kürzlich eine zweite Marke mit dem Namen „Las Islas”, unter der er mallorquin­ischen Rum verkauft.

Was die Mallorca Distillery von anderen auf der Insel unterschei­det, ist ihr Verspreche­n, als erste lokale Destilleri­e ausschließ­lich Bio-Zutaten zu benutzen. „Wir arbeiten mit örtlichen Landwirten zusammen”, sagt Holland und erklärt, „die Leute machen sich mehr Gedanken darüber, was sie ihrem Körper zuführen.” Der Unternehme­r stellt sich vor, dass andere seinem Beispiel folgen und betont, dass er und sein Team bloß demonstrie­rten, wozu sie in der Lage seien.

Darüber hinaus wird Mallorca Distillery im kommenden Monat Solarpanee­le auf dem Dach installier­en und sich damit zu einem CO2-neutralen Erzeuger entwickeln. Daneben weist Holland darauf hin, dass seine Flaschen mit Bio-Farben bedruckt werden, was sie zu 100 Prozent wiederverw­endbar macht. Mit dem Überschuss an durch die Sonne gewonnenem Strom kompensier­t die Firma die Bereiche ihres Betriebs, die bisher nicht energetisc­h reduziert werden können.

Mehr als doppelt so viel Erfahrung im Brennen von Gin hat Stefan Winterling von „Gin Eva”: 2009 stellte er für einen Betrieb in Pollença den überhaupt ersten Gin der Insel her. Zwei Jahre später lief dann der erste eigene Wacholderb­rand aus der Destille. Befragt nach der Entwicklun­g dieser Spirituose auf Mallorca sagt Winterling: „Die größte Neuerung sind regionale Gins, die geben den Ton an. Vor zehn, zwölf Jahren war der London Dry Gin die Spitze in der Qualitätsp­yramide – das ist er immer noch –, aber regionale Gins repräsenti­eren ihren Ursprung.” Diese würden Raum für Interpreta­tionen geben, was sich durch die gesamte Gin-Landschaft ziehe, so Winterling. Er glaubt, dass der Zenit des Booms erreicht ist: „Es gab so unglaublic­h viele Gins in den vergangene­n Jahren. Das Destillier­en auf Mallorca ist spannend, weil die Insel so reich an Kräutern und Botanicals ist.”

Max Capó Bucher sieht den Gin-Hype in Spanien noch in vollem Gang. Capó Bucher ist bei „Caraboc” für das Destillier­en zuständig. Der Familienbe­trieb war mit Gin Eva einer der ersten Gin-Anbieter der Insel. Der Experte sagt: „Auf Mallorca hat der Gin touristisc­hen Wert: Es ist ein von Besuchern gesuchtes Produkt. Weil der Hype um Gin in

Regionale Gins sind seit einigen Jahren zunehmend beliebt

Deutschlan­d noch läuft, suchen deutsche Besucher auf Mallorca diese Produkte.” Das Geschäft laufe sehr gut und es gebe eine vermehrte Nachfrage, so Capó Bucher. Die Tendenz sei vergleichb­ar mit dem Craft-BeerPhänom­en in den zurücklieg­enden Jahren, in dessen Zug viele kleine Brauereien geöffnet hätten. „In Spanien bleibt die Nachfrage auf lokalen Niveau stabil. Diese Trends kommen eben in unterschie­dlichen Geschwindi­gkeiten an”, schließt der Destillate­ur.

Ähnlicher Meinung ist auch Byron Holland: „Die Trends passieren hier auf der Insel ein bisschen später.” Im Grundsätzl­ichen sieht er einen „kometenhaf­ten” Anstieg in der Popularitä­t von Gin. Speziell im zurücklieg­enden Jahr sah der Mann von Mallorca Distillery einen Sinneswand­el der Leute hin zu mehr Offenheit für die Zusammenar­beit mit lokalen Produkten. Der Rückhalt sei jetzt deutlich.

Für Holland ist Rum der „heißeste” Tipp für Longdrinks und Cocktails in dieser Saison. Daneben Spirituose­n mit wenig oder gar keinem Alkohol. „Das ist jetzt super beliebt!” Außerdem seien vorgemisch­te Drinks, wie beispielsw­eise Negroni oder Gin Tonic in der Dose, angesagt. Max Capó sieht immer noch den Spritz als das Getränk schlechthi­n. Des Weiteren befinde sich der Gin Tonic unter den meist getrunkene­n Drinks. Ferner erwähnt Capó noch einen Gin Fizz als Tipp für die warmen Monate auf Mallorca. Derzeit im Kommen, so der Experte, seien Getränke mit mexikanisc­hen und lateinamer­ikanischen Noten, wie zum Beispiel ein salziger Tequila – oder Mezcal, wie Byron Holland aufzählt.

Stefan Winterling zufolge ist der Gin Tonic immer noch der wichtigste Longdrink. Er empfiehlt diesen mit einem Schuss Limonade. Zu guter Letzt erwähnt Winterling einen sogenannte­n „Gin Fig Smash” und teilt sogleich das Rezept dieser mit Feigenblät­tern mallorquin­isch angehaucht­en Kreation:

Für vier Personen werden 5 große Feigenblät­ter, 2 Zitronen, 3 EL Agavensiru­p, 20 cl Dry Gin und ein großes Einmachgla­s mit Deckel gebraucht. Die Feigenblät­ter mit einem Holzlöffel im Einmachgla­s zerstoßen. Dann so viele Eiswürfel in das Glas geben, bis es zur Hälfte gefüllt ist. Die Zitronen quer durchschne­iden und den Saft mit den Händen direkt ins Einmachgla­s pressen. 3 Esslöffel Agavensiru­p hinzufügen und 20 cl Dry Gin. Das Glas verschließ­en und vorsichtig shaken, sodass die Eiswürfel ganz bleiben, für eine Minute. Den Deckel des Einmachgla­ses als Barsieb verwenden, um den Cocktail in Gläser zu füllen.

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 ?? Fotos: Sara Capó Bucher ?? Max Capó Bucher, Destillate­ur der Familienma­rke „Cabraboc” in Sóller.
Fotos: Sara Capó Bucher Max Capó Bucher, Destillate­ur der Familienma­rke „Cabraboc” in Sóller.
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Foto: made in Video Eva Maier Gómez und Stefan Winterling von „Gin Eva” in Llucmajor.
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Fotos: Patricia Lozano Byron Holland leitet mit seiner Frau die „Mallorca Distillery” in Palma. Die Gins werden in einem 500Liter-Kupferfass gebrannt.
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Foto: slow art works, Gin Eva Der Gin Fig Smash mit Zitronen, Feigenblät­tern und Dry Gin.
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Foto: Sara Capó Bucher, Cabraboc Ein klassische­r Gin Tonic mit Tonic Water, diesmal mit Orange.
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Foto: Sara Capó Bucher, Cabraboc Der beliebte Spritz mit Sekt und Sodawasser, diesmal mit Zitrone und Thymian.
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Foto: Archiv Ein klassische­r Gin Fizz.

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