20 Minuten - Deutschschweiz uberregional

Zug nicht, kann ich einpacken»

ZÜRICH. Christian Harbeke hat den neuen SBB-Zug entworfen. Der Designer sagt, worauf es bei einem schönen Zug ankommt.

- DANIEL WALDMEIER

«Ich freue mich riesig auf den Tag, an dem ich ‹meinen› Zug im Zürcher HB neben dem ICE stehen sehe», sagt Christian Harbeke zu 20 Minuten. Er hat mit seinem Büro Nose den neuen Giruno-Zug von Stadler Rail gestaltet. Die SBB hat 29 Stück bestellt. Sie sollen ab 2019 verkehren. Doch was macht einen guten Zug aus?

Es reiche nicht, dass er nur funktionie­re, sagt ETH-Ingenieur und Produktges­talter Harbeke. «Das Design muss die Leute begeistern, sonst kann ich einpacken.» Ein schöner Zug sei für eine Bahngesell­schaft das beste Marketing. Der 59-Jährige mag eine klare Formenspra­che wie beim ICE. Ob ein Zug gelungen sei oder nicht, hänge stark von dessen Gesicht ab – vielfach fühle man sich an Menschen oder Tiere erinnert. Beim Giruno sehe er je nach Perspektiv­e eine Schlange oder Echse. Auf dem langen Weg von der ersten Skizze bis zum fertigen Zug piesacken den Designer Tausende Vorschrift­en: «Ich muss in einem engen Korsett das Beste heraushole­n.» Vorgegeben seien etwa die Länge der Knautschzo­ne an der Schnauze und die Spurbreite. Auch im Innenraum ist jedes Detail geregelt.

Die Design-Ansprüche seien je nach Land unterschie­dlich. Bei Zügen für Aserbaidsc­han wünschte der Käufer helle Bezüge. «Das wäre bei uns schon wegen der Kaffeeflec­ken undenkbar.» Auch habe die stets gut gekleidete Gattin des Machthaber­s mitgeredet. «So liessen wir uns bei einem Design vom Kleidungss­til der First Lady inspiriere­n.»

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NOSE Christian Harbeke.

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