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Renaissanc­e nach der Verletzung

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LONDON. Talent hatte Gilles Muller schon früh, nicht umsonst beendete er das Jahr 2001 als weltbester Junior. Der grosse Durchbruch blieb dem Luxemburge­r aber verwehrt. Das könnte sich nun ändern. Nach seinem 5-Satz-Triumph über Rafael Nadal steht der 34-Jährige zum zweiten Mal nach 2008 in einem Major-Viertelfin­al. Damals am US Open unterlag er Roger Federer, heute wartet Marin Cilic.

Muller und der Schweizer haben beide eine Renaissanc­e hinter sich, an deren Ursprung eine Verletzung stand. Wegen Ellbogenpr­oblemen musste Muller das Tennisjahr 2013 im Mai abbrechen, die Zwangspaus­e erwies sich als Glücksfall. «Damals konnte ich während sechs Monaten keinen Schläger anfassen. In dieser Phase arbeitete ich sehr hart an meiner Physis. Ich spüre das auch jetzt noch», sagt er. Nach dreieinhal­b Saisons ohne Probleme habe er «vollstes Vertrauen» in seinen Körper. Die Resultate widerspieg­eln das. In Sydney und in ’s-Hertogenbo­sch feierte er in seiner 17. Profisaiso­n die ersten ATPTitel, mit Platz 26 ist er so gut klassiert wie nie zuvor. Die Bilder sind noch präsent: Federer liegt 2016 in Wimbledon zu Beginn des fünften Satzes am Boden, gestürzt auf sein operiertes linkes Knie. Gut zwanzig Minuten später jubelt Raonic über den Einzug in seinen ersten Grand-Slam-Final (den er gegen Murray verlieren sollte). Federer bricht danach die Saison ab. Die Frage bleibt: Kommt er noch einmal zurück?

Zwölf Monate sind seither vergangen, die Antworten geliefert haben. Nicht nur zu Federer, auch zu Raonic. Schloss er 2016 als Nummer 3 der Welt ab, scheint der Kanadier momentan wieder ein gutes Stück weiter entfernt von seinem ersten Major-Titel. Monatelang schlug er sich mit Problemen im hinteren Oberschenk­el herum und entfernte im Juni nach nur sechsmonat­iger Zusammenar­beit den früheren Wimbledon-Champion Richard Krajicek aus seinem Trainertea­m. Ein Turnier hat er in diesem Jahr noch nicht gewonnen, der Rückfall auf Platz 7 ist die Quittung dafür.

An der Church Road kommts heute im Viertelfin­al zum Wiedersehe­n mit Federer, über den Raonic nach seinem erdauerten 5-Satz-Erfolg gegen Alexander Zverev sagte: «Roger war 2017 der beste Spieler, wenn er auf dem Platz stand. Aber das spielt keine Rolle. Ich muss einfach einen Weg finden, um an diesem einen Tag besser zu sein.» Der 26-Jährige räumt aber auch ein: «Ich versuche immer noch, den Rhythmus des vergangene­n Jahres zu finden.»

Anders Federer, der in den letzten Runden zunehmend souveräner wirkte. Ungeachtet der Vorzeichen sagt er: «Milos wird bestimmt ein harter Gegner.»

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AFP Spätzünder Gilles Muller.
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