Arme kranke Amerikaner zahlen Arzt via Crowdfunding
WASHINGTON. Weil sie unterversichert sind, suchen kranke Amerikaner immer öfter finanzielle Hilfe über Crowdfunding. Die wenigsten erreichen ihr Sammelziel.
Ein bösartiger Tumor hinter dem linken Ohr: So lautet die Diagnose für Shayna Klein am 24. Juni in einem Spital im US-Staat Washington. Zwei Tage später wird die Krebsgeschwulst wegoperiert. Kosten: 100 000 Dollar – nicht zu bewältigen für die 35-jährige Lehrerin. Doch ihre Schwester reagiert und startet auf der Website Gofundme.com eine Sammelaktion. Schon am ersten Tag gehen Spenden von fast 10000 Dollar ein. Die Selbsthilfe kommt in den USA immer häufiger vor, weil das System der Krankenversicherung schlecht funktioniert: Obamacare laufen die Versicherer davon, die Republikaner bringen keine Reform zustande.
Die meisten Amerikaner sind über den Arbeitsplatz versichert, aber Millionen Menschen haben eine ungenügende Deckung. Viele können nicht einmal den Selbstbehalt bezahlen. Da bietet sich das Internet als Rettungsanker an. Auf den ersten Blick spricht wenig gegen die freiwillige Hilfeleistung. Doch: Nach einer Studie der Universität von Washington erreichten von 200 zufällig ausgesuchten Kampagnen 90 Prozent ihr Ziel nicht. Das System verstärke bestehende Ungleichheiten: Schwere Krankheiten von jungen Personen seien besonders erfolgreich. Jene, die «gut in der Selbstvermarktung sind und auf Social Media Aufmerksamkeit auf sich lenken können» ebenso. So helfen die Aktionen oft jenen, die ohnehin bereits privilegiert sind.