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Die Tennisgeschichte wird nochmals neu geschrieben
LONDON. Roger Federer, der Unfassbare! Mit seinem 8. Titel ist er nun alleiniger Rekordhalter in Wimbledon.
Der über weite Strecken einseitige Final gegen den Kroaten Marin Cilic, der von einer grossen Blase am Fuss geplagt wurde, wird nicht in die Geschichte eingehen. Vielmehr sind es die Marken, der dieser in lediglich 101 Minuten erspielte 6:3, 6:1, 6:4-Triumph hinterlässt. Nachdem er im Januar am Australian Open seinen 18. GrandSlam-Titel im Anschluss an seine Verletzungspause völlig überraschend geholt hatte, setzte sich Federer in Wimbledon als Favorit so überlegen wie noch nie durch. Als erst zweiter Spieler in der Profiära nach Björn Borg 1976 holte er den Titel auf dem heiligen Rasen ohne Satzverlust. Mit 35 Jahren und 342 Tagen ist er zudem der älteste WimbledonSieger der Neuzeit. Am wichtigsten aber: Mit nun acht Titeln – dem ersten seit 2012 – setzte er sich am prestigeträchtigsten Tennisevent der Welt um eine Einheit vor William Renshaw und Pete Sampras. Als dieses Kunststück vollbracht war, reagierte Federer zunächst relativ gefasst. Doch als seine vier Kinder für die Siegerehrung in der Spielerbox auftauchten, war es um ihn geschehen. Es flossen Tränen.
Federer wird heute im ATPRanking erstmals seit August 2016 wieder in den Top 3 erscheinen. Der Rückstand auf die Nummer 1 Andy Murray beträgt noch gut 1000 Punkte. Der Baselbieter hat gute Chancen, in der zweiten Jahreshälfte noch einmal die Spitze der Weltrangliste zu erklimmen, da er als Folge seiner Pause im letzten Jahr keine Punkte zu verteidigen hat. Wer hätte so etwas vor einem Jahr für möglich gehalten, als der Maestro die Saison abgebrochen hatte?