Erträgt Trump den «perfekten Marine» Kelly neben sich?
WASHINGTON. John Kelly war im Irak, verlor seinen Sohn in Afghanistan, gilt als Hardliner: Jetzt bläst er der Chaos-Truppe im Weissen Haus den Marsch.
Gleich am ersten Tag als neuer Stabschef schasste John Kelly den vorlauten Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci. Der neue oberste Büroleiter des US-Präsidenten – er koordiniert etwa die Termine des Präsidenten und hat Einfluss darauf, wer zu Trump vorgelassen wird – stellt klar: Die Zeit der zerrütteten Hierarchien im Westflügel des Weissen Hauses ist vorbei, undiszipliniertes Verhalten wird nicht länger toleriert. Der 67-Jährige ist ein knallharter Konservativer mit viel Kommando- und Kampferfahrung: Der ehemalige VierSterne-General diente 40 Jahre bei den Marines, war dreimal im Irak. Seinen Sohn verlor er in Afghanistan.
Weggefährten beschreiben Kelly als «perfekten Marine»: als einen harten Profi, immer loyal zu seinen Kameraden, als einen «Leuchtturm der Disziplin», wie die «New York Times» schreibt.
Mit Kelly sei, so Beobachter, ein «neuer Sheriff in der Stadt». Der US-Politologe David B. Cohen fragt sich allerdings, wie lange Trump durchhalte, bevor er Kellys Autorität untergrabe: «Präsident Trump ist sein eigener grösster Feind. Instinktiv mag er es, sein eigener Stabschef zu sein. Und er ist ein ganz schön schlechter», so Cohen. «Wird er darauf hören, wenn Kelly Nein zu Trump sagt? Ich bin nicht sicher, ob Präsident Trump in der Lage ist, dieser Art von Kritik zuzuhören.»